Mit Löwen in die Zukunft: „Das Nationale Zentrum ‚Rossija'“

Wie Russland sich am liebsten selbst sieht, kann in Moskau nun auch dauerhaft besichtigt werden. Als Nachfolger der Ausstellung „Rossija“ auf dem Messegelände WDNCh wurde am 4. November das „Nationale Zentrum ,Rossija‘“ in den Pavillons des „Expocentres“ eröffnet.

Im „Nationalen Zentrum ‚Rossija'“ (Foto: Sergej Wedjaschkin/AGN Moskwa)

Zukunftsorientiert und bereit, fortschrittliche Technologien umzusetzen, gestützt auf ein reiches kulturelles Erbe und in Zusammenarbeit mit den BRICS-Ländern in verschiedenen Bereichen: So wird nun Russland in den Hallen des neuen „Nationalen Zentrums ,Rossija‘“ gezeigt. Dafür wurden die Räumlichkeiten des Messegeländes „Expocentre“ in Moskwa-City umgebaut.

Durch die Hallen

Bislang gibt es von „Rossija“ nur einige Hallen. Eine – „Bibliothek der Zukunft“ – ist Büchern berühmter Science-Fiction-Autoren gewidmet, die zum Träumen und Erfinden anregen. Der zweite Saal ist den Erfindungen gewidmet, die die Schriftsteller einst voraussagten. Jetzt sind sie längst alltäglich geworden. So sagte der Dichter Wladimir Majakowski 1925 unbemannte Luftfahrzeuge voraus, und der Science-Fiction-Autor Alexander Beljajew beschrieb 1929 das Mobiltelefon sehr genau.

Die Ausstellung „Zeit der Ersten“ berichtet über Erfindungen von Kindern, die staatliche Kinder- und Judendbewegung „Bewegung der Ersten“ und Möglichkeiten, sich in Russland zu entwickeln. 

In der größten Halle wurde am 4. November die Ausstellung „Erbe für die Zukunft“ eröffnet, die Werke von mehr als 250 jungen Künstlern aus Russland, Iran, Brasilien, Indien, Äthiopien und China zeigt. Sie sind in verschiedenen Techniken entstanden – von der Malerei bis zur Videokunst. Zu den Hauptthemen der Werke gehören der Dialog der Kulturen, Familientraditionen und Werte, die Einsamkeit der Menschen, Süchte und soziokulturelle Fragen. 

Im Ausstellungsraum (Foto: Olga Silantjewa)

Im Mittelpunkt der Ausstellung befindet sich eine verkleinerte Kopie der Skulptur eines schlafenden Babys „Sohn der Erde“, die in der Wüste Gobi steht. Ihr Autor ist einer der bekanntesten Vertreter der zeitgenössischen chinesischen Kunst, Dong Shubin. Er ist der einzige „Maestro“ in der Ausstellung, sein „Sohn der Erde“ scheint die Idee der Macht der Kunst zu symbolisieren, die Zukunft zum Besseren zu verändern.

Nachfolger der Ausstellung „Rossija“

Ende Februar 2025 werden Dauerausstellungen eröffnet, die über die Regionen Russlands informieren. Bis 2028 entsteht ein neues Gebäude extra für das „Nationale Zentrum“.

Offiziell heißt es, das Zentrum „Rossija“ werde auf der Grundlage des Internationalen Ausstellungsforums „Rossija“ geschaffen. Es wurde vom 4. November 2023 bis zum 8. Juli 2024 auf dem Gelände der Ausstellung für nationale wirtschaftliche Errungenschaften (WDNCh) veranstaltet. Alle Regionen Russlands sowie große Unternehmen und Organisationen präsentierten sich auf der Messe. Nach Angaben von Sergej Kiri­jenko, dem Vorsitzenden des Organisationskomitees der Ausstellung, wurde sie von mehr als 18,5 Millionen Menschen besucht. Damit schaffte es „Rossija“ in die Top 10 der meistbesuchten Orte der Welt.

Im Moment erinnert im „Nationalen Zentrum“ jedoch nur wenig an die ehemalige Ausstellung „Rossija.“ Außer dem Programm nach: Im Zentrum fanden bereits verschiedene Präsentationen, Konferenzen und Diskussionen statt. Die größte Veranstaltung war das internationale Symposium „Die Zukunft gestalten“. Es wurde von Wissenschaftlern, Zukunftsforschern, Science-Fiction-Autoren und Regierungsvertretern aus 101 Ländern besucht. Jeden Tag ist im Zentrum etwas los.

Sergej Kirijenko bei der Eröffnungsveranstaltung im Zentrum „Rossija“ (Foto: AGN Moskwa)

Löwe als Symbol

Und obwohl das Zentrum in erster Linie von der Zukunft spricht, zeugt seine Symbolik von einer weit zurückliegenden Vergangenheit. Das Symbol des „Rossija“ ist nämlich der Löwe. Heute leben die Löwen auf dem Territorium des Landes nur noch in Zoos und Zirkussen. Aber früher, vor etwa 10 000 Jahren, gab es auf dem Gebiet des heutigen Russlands Höhlenlöwen. Dann gerieten sie in Vergessenheit. Quellen aus der Kiewer Rus berichten nicht, dass dort Löwen lebten. Aber diese Tiere sind oft auf Kirchengemälden und Skulpturen des alten Russlands zu finden. Der Löwe war (und ist heute noch) auf dem Wappen der alten Stadt Wladimir abgebildet. Nun schaut die „Rossija“ mit dem Löwen von Wladimir in die Zukunft.

Olga Silantjewa

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