Kurz und schmerzlos zum Russland-Visum

Visafreiheit im Reiseverkehr mit Deutschland und anderen EU-Ländern wird es für Russland so schnell nicht geben. Doch Moskau baut einseitig nach und nach Visahürden ab. Ab dem Jahreswechsel soll ein E-Visum für Russland-Reisen von bis zu 16 Tagen verfügbar sein. Die Arbeit daran befindet sich auf der Zielgeraden.

Aeroflot nimmt laut Webseite am 1. August den Flugbetrieb von mehreren deutschen Städten nach Moskau wieder auf. Und ab 1. Januar kommt man dann auch mit einem E-Visum für Russland an Bord. (Foto: Tino Künzel)

So schwierig bis unmöglich es momentan ist, aus dem Ausland nach Russland zu gelangen, so leicht und unkompliziert soll es schon bald werden. Ende Juni hat die Staatsduma in erster Lesung einen Gesetzentwurf gebilligt, der die Einführung von E-Visa zum 1. Januar 2021 beinhaltet. Damit würde eine Praxis, die bisher schon für drei Pilotregionen gilt, auf das gesamte Land ausgeweitet. Das umständliche Visaverfahren, ein großes Handicap für Russland als Reiseland, wäre zumindest für Bürger von 53 Staaten – darunter die EU-Länder, China, Indien, Japan und die Türkei – und bei kürzeren Reisen passé. Elektronische Visa könnten bereits in einem halben Jahr per Internet beantragt werden.

Nach jetzigem Stand wird die Visaausstellung innerhalb von vier Kalendertagen erfolgen. Das E-Visum ist in einem Zeitraum von 60 Tagen gültig und berechtigt zur einmaligen Einreise für einen Aufenthalt von bis zu 16 Tagen. Der Reisezweck spielt dabei keine Rolle. Der Preis soll bei ca. 50 US-Dollar liegen.

Rosturism, die russische Tourismusbehörde, hatte sich nach einem Bericht des „Kommersant“ für eine kostenlose Visavergabe im Jahr 2021 stark gemacht, um den Reiseverkehr maximal anzukurbeln und so der einheimischen Tourismusbranche unter die Arme zu greifen. Das Außenministerium argumentierte jedoch, im Verhältnis zu den Gesamtkosten einer Reise fielen 50 Dollar nicht sehr ins Gewicht, sorgten aber dafür, dass nur ein Visum beantragt, wer auch tatsächlich fahren will.

Die Visaliberalisierung war vor einem Jahr angekündigt worden. Trotz Coronakrise scheint sich weder am Vorhaben an sich noch am Zeitrahmen dafür etwas zu ändern. Russland öffnet sich damit ein Stückchen weiter, was nur zu begrüßen ist. Die Erfahrungen mit E-Visa für die Fernost-Region (seit 2017), für die Region Kaliningrad sowie St. Petersburg und die Leningrader Region (jeweils seit 2019) sowie mit der Fußball-WM 2018 haben die Behörden offenbar darin bestärkt, den nächsten Schritt zu gehen und den bürokratischen Aufwand für Reisen nach Russland als Ganzes zu senken. Die Fremdenverkehrsindustrie hatte darauf schon lange gedrängt. Rosturism brachte sogar E-Visa für Mehrfachreisen innerhalb von 90-120 Tagen ins Spiel. Das Außenministerium soll der Idee gegenüber durchaus aufgeschlossen sein, will bei den Reiseerleichterungen aber schrittweise vorgehen.

Tino Künzel

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