Knigge-Kurse: In bester Gesellschaft

Wer die gültigen Etikette-Regeln beherrscht, soll auch in der Arbeitswelt erfolgreich sein, versprechen Benimm-Experten. Schließlich lauern auch im beruflichen Alltag allerlei Fettnäpfchen. Welche das sind, kann man bald an der Austrian Higher School of Etiquette in Moskau erfahren.

Benimm-Experten Marija Bastrykina und  Gräfin Marie de Tilly (v.l.n.r.) / Foto: Katharina Lindt.

Jedes Kind ist wohl mit diesem Satz aufgewachsen: Ellenbogen vom Tisch! Diese Benimmregel hat eine Ausnahme, meint Gräfin de Tilly. Wenn es nach der französischen Etikette gehe, dann dürfen verheiratete Frauen ihre Ellbogen auf dem Tisch leicht abstützen. Diese Tradition gehe bis ins 19. Jahrhundert zurück, denn so hatte eine Dame von Welt die Möglichkeit, ihre Ringe funkeln zu lassen. Ihr Gegenüber konnte anhand der Ringe den sozialen Status ihres Mannes ablesen.

Diese Feinheiten der französischen Manieren können Russen bald in einer österreichischen Benimm-Schule, der Austrian Higher School of Etiquette, erlernen. Die Gründerin Marija Bastrykina hat die bereits 1867 von Sissi ins Leben gerufene Schule in Russland wieder aufleben lassen. Die erste Filiale eröffnete in der Kulturhauptstadt Russlands, in St. Petersburg. Im Herbst folgt die Etikette-Schule für angehende Ladies und Gentlemen in Moskau.

Taufpatin und Lehrerin dieser Anstalt ist Benimm-Expertin Marie de Tilly, die nicht nur richtige Gepflogenheiten, sondern auch das Savoire-vivre, die Kunst des Lebens, lehrt. Es gebe hier den Wunsch, Neues zu lernen. Und nicht nur in Russland, sondern weltweit. „Die Wissbegier berührt mich jedes Mal.“  Ihre Schüler kommen aus Russland, China, Amerika und Afrika. „Aber noch keine aus Deutschland“, verrät sie.

Mit Knigge auf Erfolgsspur

Dass die Nachfrage nach Knigge-Unterricht in den letzten Jahren zugenommen haben soll, bestätigt auch Marija Bastrykina. Weil die Schule eine nicht kommerzielle Organisation sei, können sich Knigge-Neulinge mit kostenlosen Onlinekursen fortbilden. Das Einmaleins des guten Benehmens sei eben nicht nur für Reiche. „Rund 80 Prozent unserer Kunden wollen es werden“, erklärt Bastrykina. „Sie möchten sich selbstbewusst auf dem internationalen Parkett der Geschäftswelt bewegen.“

Wohin mit dem Handy? In der Tasche verschwinden lassen oder auf den Tisch legen? Wie reicht man eine Visitenkarte? Und wem gibt man die Hand zuerst? Fragen, die einfach klingen, jedoch das ein oder andere Fettnäpfchen bereithalten, so die Expertin. Aber braucht eine moderne Gesellschaft heutzutage noch eine „verstaubte“ Etikette? Eindeutig ja, sagt Bastrykina. „Es ist besser, etwas zu wissen und es nicht zu benötigen, als etwas zu benötigen, das man nicht kennt.“ Trotz nationaler Unterschiede sei Respekt im Umgang mit Menschen universell. Zudem versuchen Benimm-Experten wie de Tilly alte Werte ins neue Jahrzehnt zu übersetzen.

Ein typisch russischer Fehler in der Etikette sei übrigens das plötzliche Aufspringen vom Tisch. Solange der Gastgeber sitzt, sollten die Gäste den Tisch nicht verlassen, stellt die Französin klar. Und welcher Fauxpas passiert den Franzosen? „Sie halten das Besteck falsch und vergessen ihre Tischmanieren“, lacht de Tilly. „Und merken Sie sich, die Regeln sind dazu da, sie zu brechen.“ Das nennt man wohl französische Nonchalance.

Von Katharina Lindt 

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