Diener Gottes online

Der Verband der Blogger und Agenturen hat eine Liste beliebter orthodoxer Internet-Missionare mit dem größten Publikum in sozialen Netzwerken erstellt. Wir stellen die unserer Meinung nach drei interessantesten Blogger der Top Ten vor und zeigen, was bei den Followern am besten ankommt.


Vorhersagen im Ersten, der Patriarchen-Aufruf, der neue „Moskwitsch“, die Migranten – die Themenpalette im Blog von Pawel Ostrowski (auf dem Foto) ist sehr vielfältig.
(Foto: youtube.com)

Andrej Tkatschow (54 Jahre alt) belegt mit großem Abstand den ersten Platz. Er hat mehr als 1,7 Millionen Follower allein auf YouTube. Er ist auch sehr aktiv auf Yandex Zen, VKontakte und Telegram. Auf seiner YouTube-Seite beschreibt er seine Online-Mission wie folgt: „Antworten auf Fragen über das Leben, den Glauben und die Orthodoxie.“

Bereits 2019 erklärte Patriarch Kirill öffentlich, dass Tkatschow „einen sehr wichtigen Beitrag zur Stärkung des Glaubens leisten kann, auch unter der heutigen Jugend.“ Trotz der Tatsache, dass seine exzentrischen, wenn nicht gar skandalösen Äußerungen zu drängenden Fragen oft gemischte Reaktionen hervorrufen, auch bei seinen Kollegen, lieben ihn die Follower weiterhin und nennen ihn den Chrysostomus unserer Zeit. Hier sind einige Äußerungen des Bloggers.

Über das Volk und die Demokratie. „Das Volk war noch nie klug, das Volk ist nur ein Volk, das Beste, was es tun kann, ist zu schweigen. Die Demokratie ist im Allgemeinen eine Art Demagogie.“ Ein anderes Mal brandmarkte Batjuschka (so nennt man liebevoll die Priester in Russland) in einer Predigt Demokratie sogar als Pornografie.

Über Kindererziehung. „Ist es notwendig, einen Riemen zu benutzen, um ein Kind zu erziehen? Wie kann man ihn nicht benutzen, es verlangt danach. Du musst ihn benutzen. Aber nicht jeden Tag. Lass ihn hängen wie Tschechows Pistole, um im letzten Akt abzufeuern.“

Über Michail Gorbatschow. „Gorbatschow war so ein provinzieller Lakai, in dem Sinne, dass ihm das Ausland als etwas unerreichbar Gutes erschien … Er wird im Westen sehr geliebt und im Osten bei der Erinnerung an ihn bespuckt, weil er zugelassen hat, dass die Armee gedemütigt und das Land ausgeraubt wurde.“

Andrej Tkatschow spricht auch von „Satans Dienern“ in der Ukraine, von Russland als „Arche der Rettung“, vom unvermeidlichen Untergang des Westens und baut seine Präsenz im Internet weiter aus. Kürzlich kündigte er an, dass er einen weiteren Kanal starten werde mit „Ausschnittchen aus den Predigten“.

Auf dem dritten Platz landete Pawel Ostrowski (41). Batjuschka war einer der ersten, der bereits 2015 Live-Übertragungen auf Periscope (gehörte zu Twitter) veranstaltete, die vor allem bei jungen Menschen sehr beliebt waren. Später eröffnete der Priester einen Instagram-Account* und einen YouTube-Kanal, auf dem er gelegentlich mit seinem Handy aufgenommene Videos veröffentlichte. Ostrowskis Instagram-Account* hat die größte Fangemeinde aller sozialen Konten des Predigers (600 000 Follower).

Heute sendet Pawel Ostrowski auf seinem YouTube-Kanal mindestens einmal pro Woche den Podcast „Sand-Interesse“, in dem er über aktuelle Themen aus Politik, Gesellschaft und Christentum spricht. Auf seinem Telegram-Kanal, in dem der Priester aktiv zur aktuellen Tagesordnung Stellung nimmt, hat er auch einen Link zu Online-Shops mit Kleidung, Geschirr und Schreibwaren zum Thema Christentum hinterlassen. Dem Priester zufolge wurden die Shops von den Mitgliedern seiner Gemeinde und Abonnenten des Kanals eröffnet.

Besonders beliebt ist Ostrowski für seine witzigen Antworten auf die Fragen der Abonnenten in den Stories. Ostrowski schätzt sein Publikum wie folgt ein: „Instagram* ist eher ein soziales Netzwerk für Frauen. Von allen meinen Followern auf Instagram* sind über 80 Prozent Frauen. Männer „stecken“ mehr in YouTube und in VKontakte. Männer sind weniger emotional, nicht so aktiv in den Kommentaren.“ Hier einige Überlegungen Ostrowskis über Gott, das orthodoxe Russland und den Patriarchen.

„Wenn du langweilig über Gott erzählst, dann erzählst du schlecht über Gott.“ „Christus braucht Russland nicht, aber Russland braucht Christus.“ „Für jeden, der Russland nicht wirklich liebt, auch wenn er sich dessen nicht bewusst ist, ist die Orthodoxie der Feind Nummer eins.“ „Unser Land ist, das muss man ehrlich sagen, nur bedingt orthodox. Im Großen und Ganzen hört niemand auf den Patriarchen Kirill, den ich respektiere und als meinen direkten Vorgesetzten verehre.“

Platz 7 ging an Nikolaj Babkin (34). Der Batjuschka erzählt, wie er und seine Matuschka (Frau) Alina auf die Idee zum Bloggen kamen: „Wir wurden einer ländlichen Gemeinde zugeteilt, und es stellte sich die Frage: Wie kann man die Herde sammeln? Die Matuschka sagte, wir sollten ins Internet gehen. Und ich, als treuer Ehemann, bin ihr gefolgt.“ Heute hat Babkin insgesamt fast 900 000 Follower in den sozialen Netzwerken. In der Beschreibung seines YouTube-Kanals heißt es, dass er Menschen hilft, Antworten auf schwierige Fragen zur Heiligen Schrift und zum geistlichen Leben zu finden. Er unterhält auch Kanäle auf Telegram, VKontakte und Yandex Zen. Auf TikTok kommen bei den Followern am besten ironische Videos über sein Familienleben und Mythen über seinen Dienst an. „Es ist für mich wichtig, kirchliche Stereotype ins Lächerliche zu ziehen und zu ironisieren“, so Babkin.

In VKontakte macht Nikolaj Babkin auch gerne Witze. In der Fastenzeit scherzt er zum Beispiel übers Fasten (etwa: „nach den ersten Tagen des Fastens sieht sogar ein Kaktus köstlich aus“, Smiley) oder beschreibt ausführlich, wie er es geschafft hat, 50 Kilogramm abzunehmen, und wie Fasten bei der Gewichtskontrolle hilft. Die Follower stellen fest, dass der Humor des Batjuschka so aktuell ist wie eh und je. Und so sagt Nikolaj Babkin über soziale Netzwerke und seine Online-Mission:

„Die meisten von uns gehen in soziale Netzwerke, weil das Leben bleierne Langweile ist, und der Mensch wird den Feed durchstöbern, in das Leben eines anderen hineinschauen, seine Browser-Tentakel dort hineinstecken, und es fühlt sich irgendwie so an, als hätte man Anteil an einem anderen Leben.“

„Der Priester-Blogger, der versucht, an den Menschen heranzukommen, ist das goldene Tor zur Kirche.“

„Ich wurde gefragt, ob ich die Menschen zu mir oder zu Christus bringe, warum es so wenig von Christus in meinem Blog gibt? Es gibt Witze, Matuschka, Kinder. Und wo ist Jesus, wo ist die Gnade, die Erlösung? Ich zitiere immer die Worte des heiligen Innozenz von Moskau (Weniaminow), der sagte, dass man die Menschen erst dazu bringen muss, dass sie dich lieben, und erst dann kannst du sie zu Christus bringen.“

* Gehört zu Meta, das in Russland als extremistisch gilt und verboten ist.

Alexej Karelski

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