Die „Russland-Meister“ gehen wieder auf Tour

Ungeachtet aller politischen Spannungen engagiert sich die deutsche Wirtschaft weiterhin in Russland. Um den Erfolg sichtbar zu machen, präsentiert die Deutsch-Russische Auslandshandelskammer (AHK) als Neuauflage die Fotoausstellung „Russland-Meister“ im ganzen Land. Der Auftakt fand in Saratow statt.

Der Gouverneur der Region Saratow, Walerij Radajew, dahinter der Präsident von Henkel Russland, Sergej Bykowskich, Dr. Géza Andreas von Geyr, Botschafter der Bundesrepublik Deutschland in der Russischen Föderation, Matthias Schepp, Vorstandsvorsitzender der Deutsch-Russischen Auslandshandelskammer (v.l.n.r.) schauen sich an, was die deutsche Industrie in Russland leistet. (Foto: AHK Russland)

Selbst der spätsommerliche Himmel hatte ein wohlwollendes Einsehen. Er strahlte azur-blau an diesem späten August-Tag über die Gebietshauptstadt Saratow an der mächtigen Wolga und über der Eröffnung der AHK Wanderausstellung „Russland-Meister 4.0“ am Freitag, dem 27. August des Jahres.

Saratow, die Kapitale einer Region, die von riesigen Ackerflächen umgeben ist, so unendlich weit wie sie das Auge kaum fassen kann. Eine historisch eingefärbter Landstrich, über den sich just in diesen Tagen vor genau 80 Jahren eher unheilvoll dräuende Wolken aus dem fernen Moskau zusammengezogen hatten: Stalins Dekret vom 28. August 1941 zur Deportation der deutschstämmigen Sowjetbürger gen Osten.

Auftakt an einem historisch bedeutsamen Ort

Aus einer blühenden Agrarlandschaft, die tausenden von Deutschen nach Einladung vom 22. Juli 1763 der ebenfalls deutschstämmigen russischen Zarin Katharina der Großen gegen Ende des 18. Jahrhunderts zur zweiten Heimat geworden war. Dann, zu Zeiten des unseligen Zweiten Weltkriegs, wurden sie pauschal und brutal als „Diversanten und Spione“ verdächtigt, enteignet, entrechtet, buchstäblich entsorgt oder gleich umgebracht.
Auftakt an einem historischen Ort.

So war die Ortswahl der Eröffnung zur größten Gemeinschaftsaktion der deutschen Wirtschaft in Saratow kein purer Zufall. Diese dunklen Gedenktage aber genauso wenig der primäre Anlass der morgendlichen Feierlichkeiten auf dem zentralen Paradeplatz, dem „Teatralnaja Ploschad“, von Saratow – wenn auch in den Ansprachen der versammelten Honoratioren gedacht, darunter der Gouverneur des Gebietes, Walerij Radajew und der Botschafter der Bundesrepublik Deutschland in der Russischen Föderation, Dr. Géza Andreas von Geyr.

Im unübersehbaren Mittelpunkt des Ereignisses standen eine Vielzahl überdimensional aufgezogener Hochglanzfotografien. Sie porträtieren augenfällig in künstlerisch ansprechenden Bildern „die Expertise, Exzellenz und vor allem nachhaltiges Engagement, mit dem deutsche Unternehmen in Russland erfolgreich sind“, wie der deutsche Botschafter mit einigem Stolz hervorhebt.

Fortsetzung einer Erfolgsausstellung

„Russland-Meister 4.0“ ist die Neuauflage der einmalig beeindruckenden Leistungsschau der deutschen Wirtschaft in Russland. Der Zusatz „4.0“ soll die technologisch zukunftsorientierte Ausrichtung der ausgelobten Unternehmen an der längst eingeläuteten nächsten Industrialisierungsgeneration signalisieren. Das einzigartige Projekt, an dem sich mehr als 40 AHK-Mitgliedsfirmen aktiv beteiligen, setzt die „Russlandmeister 2018“ fort. Die AHK Russland hatte schon im Jahr der Fußball-Weltmeisterschaft eine Wanderausstellung in den Stadtzentren von Moskau, St. Petersburg und Sotschi arrangiert und in Kooperation mit Volkswagen eine „Auto-Rallye der Verständigung“ durch elf WM-Städte auf den Weg geschickt.

Im Rahmen des Deutsch-Russischen Themenjahres „Wirtschaft und Nachhaltige Entwicklung“ lässt die AHK in Zusammenarbeit mit der Delegation der deutschen Wirtschaft in Russland und der Deutschen Botschaft von jetzt an hunderttausende Russen in zwölf Metropolen von Kaliningrad bis Wladiwostok während der kommenden anderthalb Jahre deutschen Vorzeigeunternehmen mit Respekt und Sympathie bildhaft begegnen.

„Aus keinem anderen Land investieren Firmen so viel in den realen Sektor der russischen Wirtschaft wie aus Deutschland. Unternehmerisches Handeln ist deshalb seit Jahrzehnten eine verlässliche und tragfähige Brücke zwischen unseren beiden Völkern, in manchen Fällen wie bei den hochinnovativen Traditionsunternehmen Siemens oder Merck sogar seit knapp zwei Jahrhunderten“, erklärt Matthias Schepp,

Vorstandsvorsitzender der AHK, mit über 1000 Mitgliedern bei weitem der größte ausländische Wirtschaftsverband hierzulande, und Delegierter der Deutschen Wirtschaft, die herausragende Bedeutung und verbindende Wertigkeit der Initiative. Die Ausstellung steht unter der Schirmherrschaft der beiden Außenminister Heiko Maas und Sergej Lawrow. Der russische Wirtschaftsminister Maxim Reschetnikow würdigt den Neustart der „Russland-Meister“-Musterausstellung mit einem Grußwort: „Ihr Projekt steuert maßgeblich dazu bei, das Vertrauen zwischen unseren beiden Ländern aufrechtzuerhalten und die Anstrengungen zu bündeln, um gemeinsame Ziele zu erreichen.“

Partner aus vielen Bereichen sind dabei

„Russland-Meister 4.0“ ist die größte Gemeinschaftsaktion in der Geschichte der deutschen Wirtschaft in Russland, neben anderen Firmen insbesondere von HeidelbergCement und der Volkswagen Group als Generalsponsoren sowie von Kühne+Nagel und DB Schenker als Logistikpartner unterstützt. Auch das Deutsch-Russische Forum und das Goethe-Institut Moskau sind als Aktionspartner mit Informationstafeln auf den Ausstellungen präsent. Die imposanten Bildwerke geben überzeugende Einblicke in die hochmoderne und umweltschonende Produktion deutscher Top-Unternehmen in Russland. Tausende Geschäftsleute werden an Online/Offline-Konferenzen teilnehmen, mit denen die AHK und Delegation der Deutschen Wirtschaft die Ausstellungseröffnungen begleiten.

Beim Auftakt in Saratow waren es 400 Teilnehmer, vor denen Topmanager zum Thema „Nachhaltigkeit als Geheimrezept für wirtschaftlichen Erfolg“ diskutierten. Die Konferenz wurde aus der Fabrik der AHK-Mitgliedsfirma Henkel im benachbarten Engels, dem Hauptsponsor der örtlichen Ausstellungseröffnung und bereits mit 30-jähriger, erfolgreicher Russland-Geschichte, die im Gebiet Saratow begann, übertragen. „Russland gehört zu den fünf wichtigsten Weltmärkten unseres Unternehmens, etwa 90 Prozent unserer Erzeugnisse werden vor Ort produziert, wir haben in die Lokalisierung von elf Produktionsstätten im Land und damit auch in die Entwicklung von Regionen investiert“, respektiert der russische Henkel-Präsident Sergej Bykowskich die hocheffektive, bilaterale Zusammenarbeit.
In den nun schon seit Jahren eingezogenen politischen Permafrostzeiten zwischen Ost und West haben gewinnbringende Unternehmensstrategien und Initiativen wie die landesweite „Russland-Meister 4.0“ der AHK bahnbrechende Eisbrecher-Wirkung – gute Reise durch die russische Riesennation.

Frank Ebbecke

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