Gegen den Trend: Neuer Name für alte Straße
Bei Straßenumbenennungen geht in Russland für gewöhnlich nichts. Und dann wieder geht es schnell, sehr schnell, wie das Beispiel Saratow zeigt.
Bei Straßenumbenennungen geht in Russland für gewöhnlich nichts. Und dann wieder geht es schnell, sehr schnell, wie das Beispiel Saratow zeigt.
Nach einer bewegten Geschichte, die vom Elsass über die Ufer der Wolga nach Kasachstan und Moskau führte, wurde die Familie Richter wichtiger Bestandteil des kulturellen und politischen Lebens in Russland.
Das muss Saratow erst einmal jemand nachmachen: Die Stadt ist zuletzt um fast das Sechsfache gewachsen – und zwar über Nacht. Vom 31. Dezember auf den 1. Januar kletterte sie nach Fläche auf Platz zwei in Russland.
Schon Ende der 1970er Jahre wurde das erste sowjetische Skateboard produziert, in den 1980ern war Saratow die „Skater-Hauptstadt“ der UdSSR. Es blühte eine Kultur mit Wettbewerben und Fachmagazinen.
Ungeachtet aller politischen Spannungen engagiert sich die deutsche Wirtschaft weiterhin in Russland. Um den Erfolg sichtbar zu machen, präsentiert die Deutsch-Russische Auslandshandelskammer (AHK) als Neuauflage die Fotoausstellung „Russland-Meister“ im ganzen Land. Der Auftakt fand in Saratow statt.
Die Deportation der Wolgadeutschen vor 80 Jahren erlebte sie als 16-Jährige mit: Heute ist Margarete Schulmeister aus St. Petersburg 96 Jahre alt und blickt im Gespräch mit MDZ-Redakteur Tino Künzel auf Not, Leid und Entbehrungen zurück, aber auch auf Menschen, denen sie bis heute dankbar ist. Diese Veröffentlichung ist die Fortsetzung eines Beitrags, der unter dem Titel „Frau Schulmeisters große Reise durch das 20. Jahrhundert“ erschien.
Erst verlor sie ihre Heimat und dann beinahe ihr Leben: Margarete Schulmeister wurde als Deutsche an der Wolga geboren, so wie Generationen ihrer Familie vor ihr. Vielleicht hätte sie es einmal ihrem Vater gleichgetan und in Moskau studiert, aber ein Beschluss der Sowjetführung sorgte vor 80 Jahren dafür, dass die Wolgadeutschen in alle Winde verstreut wurden und für die damals 16-Jährige eine Odyssee begann, die sie kreuz und quer durch die Sowjetunion führte. Mit 96 Jahren hat die frühere Lehrerin der MDZ jetzt in St. Petersburg ihre Geschichte erzählt.
Wer etwas über die Geschichte der Russlanddeutschen lernen will, der ist im Landeskundemuseum von Marx einer Kleinstadt bei Saratow, richtig. Dieser Tage beging es bereits sein 100-jähriges Bestehen. Nach Marx, eines der Zentren des ehemaligen Siedlungsgebiets der Wolgadeutschen, kamen aus diesen Anlass sogar Museumskollegen aus Deutschland.