„Der Knecht“ international

Die Geschichte des Films „Der Knecht“ hat offensichtlich nicht nur beim russischen Publikum einen Nerv getroffen. Nach und nach erscheinen ausländische Remakes zu diesem Film. MDZ-Chefredakteur Igor Beresin geht dem Erfolg des Films auf den Grund.

Der Knecht
Der historische und nationale Hintergrund ist in diesem Film nicht die Hauptsache.
(Foto: Trailer “Der Knecht”)

Die Herbstpremiere eines französischen Films in Russland ist normalerweise nicht der Auslöser für hitzige Diskussionen unter Filmfreunden. Doch im Fall von „Der Knecht aus Paris“ (der Originaltitel lautet „Le larbin“) ist alles anders. In diesem Film gibt es keine Starschauspieler, und der Name Luc Besson taucht im Abspann nicht auf. Dennoch hat der Film Schlagzeilen gemacht. Schließlich basiert er auf einem bekannten russischen Plot.

Warum erfinden, wenn man es kaufen kann?

Russische Fernsehmacher lassen sich selbst nicht viel einfallen. So sagt man zumindest. Meistens bauen sie auf die Lizenzen westlicher Sendungen. Originelle Ideen, die im Ostankino-Fernsehstudio geboren werden, sind eher selten. Dazu gehören vor allem das „intellektuelle Casino“ (Quiz), „Was? Wo? Wann?“ und das berühmte „KVN“, eine Humor-Show, in der Studenten- oder einfach Jugendteams gegeneinander antreten. In der russischen Kinoindustrie sieht es ein bisschen anders aus. Und „Der Knecht“ ist ein Beispiel dafür.

Die Spitzenreiter an den Kassen

„Der Knecht“ (auf Russisch holop) aus dem Jahr 2019 war lange der Spitzenreiter unter den russischen Filmen an den Kinokassen. Auch heute noch nimmt dieser Film, der 3,82 Milliarden Rubel (etwa 29 119 000 Euro) einspielte, den vierten Platz auf der Liste ein. Nur James Camerons „Avatar“ von 2009 (3,516 Mrd. Rubel), „Der Knecht 2“, der am 1. Januar Premiere hatte (3,842 Mrd. Rubel) und der unangefochtene Spitzenreiter „Tscheburaschka“ mit einem Einspielergebnis von 6,767 Mrd. Rubel brachten den Filmverleihern mehr ein.

Ludwig XIV. und Sultan Süleyman

Die Liste der umsatzstärksten Filme zeigt bereits, wie das russische Publikum die Geschichte von der „Reise“ eines Kindes sehr wohlhabender Eltern in die Vergangenheit („Einmal Mittelalter und zurück“) aufgenommen hat. Doch nicht nur in Russland erwies sich dieses Motiv als gefragt. Bereits 2021 wurde bekannt, dass es ausländische Versionen des russischen Hits geben wird. Wadim Wereschtschagin, Generaldirektor der Vertriebsgesellschaft „Central Partnership“, nannte sieben Länder, in denen Remakes von „Der Knecht“ erscheinen können: Mexiko, Südkorea, Japan, Spanien, Polen, Indien und Frankreich. Inzwischen haben bereits zehn Staaten die Rechte für die Neuverfilmung erworben. Die Franzosen haben ihre Version der Geschichte veröffentlicht. Der Protagonist ihres Films gerät zur Umerziehung durch Schocktherapie in die Ära von Ludwig XIV.

Doch zuvor erschien diese Handlung bereits von den Machern des Films „Once Upon a Time in Mongolia“. Der verwöhnte Sprössling findet sich plötzlich mitten in einem mongolischen Mittelalterdorf wieder. Dieser Film aus dem Jahr 2023 erntete jedoch viel Kritik für die „nicht überzeugende Leistung der Schauspieler“. Die türkische Version dieser Geschichte wird wahrscheinlich dafür nicht kritisiert werden. In ihr spielt Kerem Bürsin die Titelrolle. Russischen Fans von Seifenopern ist er durch die Serie „Sen Çal Kapımı“ bekannt. Die Hauptfigur des Films namens Mete wird als Stallbursche am Hof von Sultan Süleyman umerzogen. Die Dreharbeiten für den Film begannen diesen Sommer.

Generationenkonflikt

„Der Knecht“ ist natürlich nicht das einzige russische Filmprojekt, das die Aufmerksamkeit ausländischer Produzenten auf sich gezogen hat. Die wichtigste russische Neujahrsgeschichte „Ironie des Schicksals“ wurde bereits mehrfach im Ausland verfilmt. Versionen der Serie „Die Küche“ kamen in Griechenland, Portugal, der Slowakei, Kroatien, Estland, Polen und China heraus. Aber „Holop“, so scheint es, war einfach ein weltweiter Erfolg vorprogrammiert. Schließlich hat der Film alles, was ein Zuschauer zu schätzen weiß. Zeitreisen, Atmosphäre (einfach den richtigen Schauplatz wählen und los geht’s), eine Liebesgeschichte. Aber die Hauptsache ist die Kluft, die zwischen Kindern und Eltern besteht. Der Film gibt Hoffnung, dass diese Distanz überwunden werden kann, auch mit ungewöhnlichen Methoden.

Generell verkauft sich ein Generationenkonflikt besser als eine fast vollständige Harmonie. Die deutsche Sitcom „Ein Haus voller Töchter“, ebenfalls eine Adaption des russischen Originals, überlebte 2010 nur eine Staffel.

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