Das Große Ethnografische Diktat: Erfahrungen beim Schreiben

Seit 2005 begeht Russland am 4. November den Tag der Nationalen Einheit. Aus Anlass dieses Feiertages kann man seit 2016 das Große Ethnografische Diktat schreiben. Es macht die Teilnehmer mit den Traditionen verschiedener Völker des großen Landes bekannt. Verständlicherweise wird in diesem Jahr der „Einheit der Nation“ besondere Bedeutung beigemessen.

Iwan Ochlobystin (l.) und Magomedsalam Magomedow bei der
Eröffnung des Großen Ethnografischen Diktates (Foto: Föderale Agentur für die Angelegenheit der Nationalitäten Russlands)

Ich habe das Diktat erstmals geschrieben. Natürlich gab es in der Schule Diktate, aber an einem Diktat mit massenhafter Beteiligung nehme ich das erste Mal teil. Mittlerweile gibt es die verschiedensten Diktate in Russland, sowohl in Russisch als auch in Geografie und Ökologie. Es gibt das Diktat des Sieges. Das Tolle Diktat in deutscher Sprache wird von den gesellschaftlichen Organisationen der Russlanddeutschen durchgeführt. Insgesamt gab es 2022 um die 50 Diktate.

Der Hauptaustragungsort des Großen Ethnografischen Diktats war diesmal das Forum „Die Völker Russlands“, das am Vorabend des Tages der Nationalen Einheit im Internationalen Handelszentrum in Moskau stattfand. Auf dem Forum versammelten sich Vertreter von 189 Völkern unseres Landes, aber auch Verwaltungsbeamte, die in ihren Regionen für die Eintracht zwischen den Nationalitäten verantwortlich zeichnen.

„Für die russische Welt“

„Heute brauchen wir die nationale Einheit mehr als je zuvor. Solche Aktionen wie das Große Ethnografische Diktat helfen dabei, sie zu festigen“, sagte der stellvertretende Leiter der Administration des Präsidenten Magomedsalam Magomedow, als er den Startschuss zum Diktat gab. Auf dem Forum wurde mehrfach daran erinnert, dass die Opposition Russland bereits in über dreißig einzelne Länder nach vorrangig nationalen Gesichtspunkten aufteilt. Immer mehr Falschmeldungen, die ethnische Problematik betreffend, spalten die Gesellschaft, wie zum Beispiel die Meldungen, dass Tuwiner und Burjaten sich weigern, für die „russische Welt“ in den Krieg zu ziehen.

„Im Donbass kämpfen Vertreter verschiedener Nationalitäten, alle ethnischen Unstimmigkeiten sind verschwunden“, versicherte Igor Barinow, Leiter der Föderalen Agentur für die Angelegenheit der Nationalitäten Russlands, den Diktatschreibenden. Seine Agentur hatte das Diktat initiiert. „Diese Unstimmigkeiten sollten auch innerhalb des Landes verschwinden“, fügte Barinow hinzu.

Gute Frage

Das Diktat besteht aus 30 Fragen. Zur Beantwortung hat man 45 Minuten Zeit. In Moskau verlas der Film- und Fernsehschauspieler Iwan Ochlobystin, dessen patriotische Gesinnung weithin bekannt ist, die Fragen.

Die Fragen waren sehr unterschiedlich. Es gab einige leichte, aber die Mehrzahl war schwierig, über wenig bekannte Aspekte der Kulturen verschiedener in Russland ansässiger Völker. Hier ein Beispiel: „Die Völker Russlands schreiben traditionell von links nach rechts oder von rechts nach links. Ein Volk jedoch schrieb zu Beginn des 20. Jahrhunderts von oben nach unten. Diese Schreibweise heißt „todo bitschig“ – „klare Schrift“. Welches Volk verwendete diese Schrift?“ Man konnte aus vier Antworten auswählen: Kalmücken, Osseten, Karäer, Tataren. Die richtige Antwort lautet: Kalmücken. (Danke, Wikipedia.) Es gab auch Fragen zu Donbass und ukrainischer Kultur.

Viele Teilnehmer schrieben das Diktat nicht zum ersten Mal. Wagif Adygesalow von der national-kulturellen Autonomie der Aserbaidschaner in Russland hat kein Diktat ausgelassen. Er meint, die Fragen würden mit jedem Jahr interessanter und schwieriger. Er benutzt beim Diktat keine Hilfsmittel, sondern überprüft sein Wissen, danach vergleicht er immer die Antworten und schaut, wie viele Punkte er erreicht hat. „Darin besteht ja gerade der Sinn des Diktates, dass man seine Antworten mit den richtigen vergleicht, nur dann lernst du etwas Neues hinzu“, sagt Adygesalow. Für ihn als ausgebildeten Philologen war die Frage, welche Völker zwei Literatursprachen haben, besonders interessant.

Was ist einem Sekt ähnlich? Kefir oder Ayran?

Moissej Kim, Vorsitzender der Gesellschaftlichen Vereinigung der Koreaner und 30 Jahre in Moskau als Beamter für kulturelle Fragen tätig, ist sich nicht 100-prozentig sicher, ob er alle Fragen richtig beantwortet hat. Er wartet auf die Antwort zur Frage über Getränke. „Als Schöpfer des beliebten Sauermilchgetränkes gelten die Balkaren und die Karatschaier aus dem Nordkaukasus. Im Verlaufe des 20. Jahrhunderts wurde das Getränk von den Bewohnern anderer Regionen Russlands angenommen, dann gelangte es nach Europa und über den Ozean, wo man es sogar mit Sekt vergleicht. Was ist das für ein Getränk?“ Folgende Varianten werden angeboten: Kefir, Ayran, Rjaschenka (im Ofen gedämpfte Sauermilch), Dickmilch. „Im Kefir ist mehr Alkohol, deshalb denke ich, dass von ihm die Rede ist, aber es könnte auch Ayran sein“, sinniert Moissej Kim.

Ich habe übrigens Ayran gewählt und zwar aus dem Grunde, weil ich es noch nie getrunken habe. Die richtigen Antworten werden auf der Seite der Aktion miretno.ru am 11. November veröffentlicht.

Von Olga Silantjewa

upd: Doch, Kefir war richtig! Ich habe insgesamt 73 Punkte bekommen. Max.: 100 Punkte.

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