Schöner Wohnen: Die Botschaften der G7-Staaten in Moskau

Diplomatie braucht Platz. Einen Tisch und ein paar Stühle als Grundausstattung. Für die dauerhafte Präsenz: Büros, Sitzungs- und Veranstaltungsräume, Wohnlichkeit. Wie sich ausgewählte Länder in Moskau mit ihren Botschaften eingerichtet haben, zeigt die MDZ am Beispiel der G7-Staaten.

Als die Bundesrepublik Deutschland und die Sowjetunion 1974 den Bau einer neuen deutschen Botschaft an der Mosfilm-Straße vereinbarten, konnte niemand ahnen, dass zum Zeitpunkt der Eröffnung beide Unterzeichner zu anderen Ländern geworden sein würden. 17 Jahre dauerte die Planungs- und Bauphase. Neben langwierigen Verhandlungen sorgte auch die schwierige Versorgungslage in der späten Sowjet­union für Verzögerungen: Baumaterial musste in Größenordnungen aus Deutschland herangeschafft werden, auch deutsche Handwerker waren im Einsatz. So erblickte in den 90er Jahren eine Anlage in der Formensprache der 70er Jahre das Licht der Welt. Es ist die größte aller deutschen Botschaften rund um den Globus – mit Kanzleigebäude, Mehrzweckhaus und 120 Wohnungen. Der Botschafter wohnt separat in einem schönen Altbau im Stile der italienischen Renaissance in der Innenstadt.

Auch die anderen der G7-Staaten haben sich mal historisch, mal modern mit ihren diplomatischen Vertretungen in Moskau eingerichtet. Besonders auffällig ist dabei die britische Botschaft direkt am Moskwa-Ufer. Im Jahr 2000 konnte hier Einzug gefeiert werden. Vom renommierten Architektenbüro Ahrends, Burton und Koralek (ABK) entworfen, beherbergt das Ensemble mehr als 250   Büros, 31 Wohnungen und sonstige Infrastruktur.

Die japanische Botschaft wurde 2007 eingeweiht und geriet in der Heimat prompt als zu kostspielig in die Kritik. Speziell das Schwimmbad galt vielen als Beispiel für unangemessenen Luxus.

Die französische Botschaft

Die französische Botschaft

Das repräsentative Gebäude, in dem seit 1938 die französische Botschaft untergebracht ist, ließ Ende des 19.  Jahrhunderts der Jaroslawler Textilfabrikant Nikolai Igumnow für sich errichten, um Freunde und Wettbewerber zu beein­drucken. Nach der Oktoberrevolution wurde es verstaatlicht. Hier befand sich später zeitweise ein Laboratorium, in dem Studien am Hirn des verstorbenen sowjetischen Staatsgründers Lenin durchgeführt wurden.

Den heutigen Sitz der kanadischen Botschaft hat ebenfalls ein Kaufmann in Auftrag gegeben: Das gelb-weiße Einfamilienhaus des Teehändlers Nikolaj Kasakow wurde im Jugendstil erbaut und 1898 fertiggestellt.

Die nach dem Kaufmann Sergej Berg benannte Villa Berg ist seit 1924 italienische Botschaft und ein relativ bescheidener Arbeitsplatz im Vergleich zur US-Botschaft. Deren Bau begann 1979, wurde aber erst 2000 vollendet, nachdem man 1984 sowjetische Abhörgeräte an den Grundsäulen gefunden hatte. Im Moment entsteht auf dem Gelände für etwa 250 Millionen Euro ein zweites Gebäude mit einer Nutzfläche von 24 200 Quadratmetern.

Michael Lechner (Text und Fotos)

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