Auf Draht: Fake-Telefonate „im Interesse Russlands“

Die russischen Prankster Wowan (Wladimir Kusnezow) und Lexus (Alexej Stoljarow) veranlassen mit Anrufen unter falschem Namen Prominente zu unvorsichtigen Aussagen. Damit haben sie schon den einen oder anderen Skandal provoziert. Einige Beispiele.

Wowan (l.) und Lexus beim St. Petersburger Internationalen Wirtschaftsforum
September 2015. „Der russische Präsident Wladimir Putin“ rief den britischen Sänger Elton John an.

„Ich danke Präsident Wladimir Putin für das heutige Telefongespräch. Ich freue mich darauf, Sie persönlich zu treffen, um Fragen der Gleichberechtigung“ von Lesben und Schwulen in Russland zu besprechen, schrieb Elton John auf Instagram (gehört zu Meta, das in Russland als extremistisch eingestuft und verboten ist). Ein paar Tage später rief Putin tatsächlich John an und schlug vor, bei einem persönlichen Treffen die Themen zu besprechen, die für den Sänger von Interesse seien, falls ihre Zeitpläne das zuließen. Und er bat darum, sich nicht von Telefon-Hooligans beleidigen zu lassen. Sie seien „harmlose Kerle“. Aber das „rechtfertigt sicherlich ihren Unfug nicht.“

August 2017. Der „stellvertretende Leiter des Präsidialamtes der Ukraine Alexej Filatow“ rief den Ex-Präsidenten Georgiens und Ex-Gouverneur der Region Odessa Micheil Saakaschwili an.

 „Wenn sie mich in die Ukraine lassen, ist das eine Geschichte. Wenn sie mir aber Steine in den Weg legen, geht sie das nichts an, denn ich werde alles in vollem Umfang tun. Sie werden sehen, was sie davon haben! Und das wird nicht wenig sein. Er weiß noch nicht, mit wem er es zu tun hatte. Übrigens habe ich ihm hier geschrieben: „Ich sage, du hast wahrscheinlich vergessen, wer ich bin?! Ich habe viel Energie, viele Kontakte, ich habe einen Namen. Ich werde das alles für ganz bestimmte Zwecke gegen diese oligarchischen Typen einsetzen“, sprach der Politiker und bezog sich dabei auf seine politischen Gegner in der Ukraine. Kurz zuvor wurde ihm die ukrainische Staatsbürgerschaft entzogen.

April-Mai 2022. „Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj“ rief den amerikanischen Schriftsteller Stephen King an.

„Ich denke, russische Schriftsteller müssen entweder die Wahrheit sagen oder den Mund halten […] Wissen Sie, im Großen und Ganzen denke ich, dass Bandera ein großartiger Mann ist. Und du bist ein großartiger Mann. Viva Ukraine!“, sagte Stephen King und beantwortete damit die Frage, was er über Stepan Bandera denkt, ob er ein Verbrecher ist, wie die Russen sagen. Als Reaktion auf Selenskyjs Vorschlag, Fake News über die Schrecken der russischen Armee zu schreiben, versprach King, „alles zu tun, was wir können“.

Januar, 2023. „Der frühere ukrainische Präsident Petro Pоroschenko“ rief die frühere Bundeskanzlerin Angela Merkel an.

„Damals haben alle, um noch Schlimmeres zu verhindern, dieses Abkommen unterschrieben. Hätte man die militärische Operation verhindern können oder nicht? Diese Frage ist nun nicht mehr aktuell. Ich glaube, dass durch das Minsker Abkommen die Ukraine noch mal Zeit hatte, sich zwischen 2014 und 2021 weiterzuentwickeln“, sagte Angela Merkel. Diese Aussage Angela Merkels ist in Russland seither in aller Munde. Sie beweist, dass der Westen und die Ukraine das Minsker Abkommen ganz bewusst nicht umgesetzt, sondern auf Zeit gespielt haben, um sich besser auf militärische Handlungen mit Russland vorzubereiten.

Januar 2024. Der „Leiter des Büros des Präsidenten der Ukraine Andrij Jermak“ rief die russische Schriftstellerin Ljudmila Ulizkaja an, die 2022 nach Deutschland emigrierte.

„[Meine] Bücher werden immer noch [in Russland] verlegt. In Geschäften verkauft man sie in durchsichtigen Tüten […] Meine Honorare gehen an die Ukraine“, sagte Ljudmila Ulizkaja. Nur auf die Frage, was mit den Menschen auf der Krim und im Donbass zu tun sei, die in russische Propaganda verstrickt seien, antwortete die Schriftstellerin: „„Die Krim ist ein sehr wunder Punkt. Wie Sie sicher wissen, war die Krim tatarisch, griechisch, römisch, und alle europäischen Staaten hatten etwas mit der Krim zu tun. Hunderte Völker lebten dort. Aus ethnischer Sicht ist die Situation dort schwierig.

Russen, die auf die Krim kamen, waren in der Regel Menschen ohne Wurzeln. Wer kam aus Russland auf die Krim? Menschen, die zu Hause nicht zurechtkamen , die aus dem Gefängnis entlassen worden waren, in hohem Maße asoziale Menschen. Und diese Narbe blieb viele Jahre lang. […] Ich habe großes Mitgefühl mit der Krim. Ich wünsche mir, dass dort ein menschliches, normales Leben herrscht. Und ich träume davon, dass die Krim ein Bundesstaat der Ukraine oder Russlands wird, egal von wem. Die Russen dort werden den Weg der Umsiedlung, der Suche nach Heimat und Wurzeln beschreiten müssen.

In einem Interview verwiesen die Prankster auf einen russischen Politiker, der sagte: „Ja, das ist ein Unfug, was die Telefon-Hooligans tun. Wenn aber alles im Interesse Russlands getan wird, kann so etwas passieren“.

Zusammengestellt von Olga Silantjewa

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