Ätsch, Amerika

Die Kassen klingeln, das Staatsfernsehen jubelt: In den russischen Kinos ist ein Film angelaufen, mit dem Russland erneut den Wettlauf ins All gewonnen hat.

Welt(raum)sensation: „Wysow“ wurde teilweise im All gedreht. (Foto: Filmplakat)

Irgendwie tröstlich, dass es manchmal auch einfach nur um Film geht, wenn es Russland wieder einmal allen zeigen will. „Wysow“ (Herausforderung) ist am 20. April in die russischen Kinos gekommen. Laut Kinopoisk.ru wurden an den Kassen bereits in der ersten Woche 1,2 Millionen Zuschauer gezählt. Allerdings war auch kein Filmstart dieses Jahres so beworben und mit so viel Spannung erwartet worden. Schließlich handelt es sich bei dem Weltraum-Drama um den ersten Spielfilm, dessen Macher für die Dreharbeiten selbst ins All geflogen sind. Im Herbst vergangenen Jahres verbrachten Hauptdarstellerin Julia Peressild und Regisseur Klim Schipenko zwölf Tage auf der ISS.

Die Handlung: Ein Kosmonaut wird bei Außenarbeiten an der Raumstation so schwer verletzt, dass er die Rückkehr zur Erde nicht überleben würde. Seine einzige Überlebenschance ist eine Operation an Bord. Doch Erfahrung mit einem solchen Eingriff unter den Bedingungen der Schwerelosigkeit hat niemand. Eine Gruppe von Ärzten nimmt das Training auf und wird diversen Tests unterzogen, welcher Kandidat wohl am besten geeignet ist. Die Wahl fällt letztlich auf eine talentierte Ärztin, die gar nicht für dieses riskante Abenteuer vorgesehen war. Die Chirurgin Schenja macht sich auf den Weg, um eine Pioniertat zu vollbringen und natürlich alle Skeptiker eines Besseren zu belehren.

Premiere hatte der 164-Minuten-Streifen am 12. April, dem Jahrestag von Gagarins Weltraumflug 1961, im Kremlpalast. Präsident Wladimir Putin dankte bei dieser Gelegenheit der anwesenden Filmcrew (darunter drei echte Kosmonauten) und sprach von einem „einzigartigen Ereignis für die Welt des Kinos“.

Nachdem „Wysow“ angelaufen war, berichtete der „Erste Kanal“ des Staatsfernsehens, der Film begeistere die Zuschauer. Auch einflussreiche westliche Medien könnten nicht umhin, das anzuerkennen. „Wir sind ein weiteres Mal dem gesamten Planeten voraus. Während sich Hollywood erst anschickt, hat Russland schon Nägel mit Köpfen gemacht.“ Die NASA hat einen ISS-Dreh für einen Blockbuster mit Tom Cruise angekündigt. Doch wie einst bei Gagarin sind die Russen den Amerikanern auch diesmal zuvorgekommen. Nur sei „Wysow“ streng genommen „gar kein Film“, schreibt das russische Magazin „Afischa“, sondern eine „Ausstellung nationaler Errungenschaften“.

Tino Künzel

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