33 Mal Moskauer Moderne

Eine Turnhalle der Extraklasse, der Park Sarjadje am Roten Platz, die Metrostation Mnjowniki und anderes mehr. Das Schtschussew-Architekturmuseum feiert mit einer Fotoausstellung moderne Moskauer Architektur, die Kunst ist, und will damit die Veränderungen im Stadtbild fixieren.

Der Gymnastikpalast in Bild und Modell (Foto: Anastassija Schepelewa)

Das Moskauer Olympiagelände Luschniki ist reich an Sportstätten aller Art. Aber der Palast für Rhythmische Sportgymnastik kann es ohne Weiteres auch mit den berühmtesten von ihnen aufnehmen. Der sechsstöckige Bau gilt schon jetzt als ikonisch. In nur zwei Jahren von 2017 bis 2019 errichtet und nach Irina Wiener-Usmanowa benannt, die seit über 20 Jahren russische Nationaltrainerin ist, beherbergt er Wettkampf- und Trainingsräume, ein Pressezentrum und ein Hotel. Etwas ganz Besonderes wird er jedoch durch sein Dach, das von einem flatternden Gymnastikband inspiriert ist.

Bei den MIPIM Awards für besondere Leistungen im Immobilienbereich wurde der Palast 2020 in Paris in der Kategorie „Beste Infrastruktur in Kultur und Sport“ ausgezeichnet. Nun steht er zusammen mit 32 anderen Bauwerken im Mittelpunkt der Ausstellung „Moskau. Tatsachen“ im Schtschussew-Architekturmuseum. Zu besichtigen ist sie noch bis Anfang September in der Wosdwischenka-Straße 5/25, gleich neben der Metrostation Biblioteka imeni Lenina. Museumsleiterin Elisaweta Lichatschjowa als Kuratorin der Ausstellung spricht von einer „Reflexion über Tendenzen in der Entwicklung der Moskauer Architektur“. Es handele sich um ein wichtiges, aber ungewöhnliches Projekt für das Museum, das normalerweise die Architektur der Vergangenheit zeige, nicht der Gegenwart und Zukunft. Doch man sei sich mit den Kollegen einig gewesen, dass man die Veränderungen der letzten zehn Jahre festhalten wolle.

Die Ausstellung besteht im Wesentlichen aus großformatigen Fotos der entsprechenden Bauten. Sie stammen von 17 anerkannten Meistern auf dem Gebiet der Architekturfotografie. Die meisten Fotos sind schwarz-weiß. Wenn das jeweilige Objekt helle Details hat, dann können diese Stellen, etwa Wände oder Dächer, farbig abgebildet sein. Ein leuchtender Stadtplan hilft dabei, die Motive auf der Karte ausfindig zu machen. In den acht Ausstellungsräumen sind einige Gebäude auch als Miniatur-Modelle zu sehen.

Auch ausländische Entwürfe realisiert

Von den 33 Exponaten sind noch nicht alle in Betrieb. Einige sehen ihrer Eröffnung erst entgegen. Die Entwürfe zu den Bauten stammen nicht nur von in-, sondern auch ausländischen Architekten, wie etwa John McAslan + Partners. Der englische Architekt mit Werkstätten in Manchester, Edinburgh und Moskau ist in seiner Heimat für die Renovierung historischer Gebäude bekannt. Dazu gehört beispielsweise das Dampflokdepot der London and Birmingham Railway (1846), die London und Birmingham verband und später (2006) zum Kulturzentrum des „Rundhauses“ (2006) wurde. In Moskau entwarf John McAslan unter anderem das Museum des Russischen Impressionismus und das Bürogebäude „Stanislawski-Fabrik“.

Diller Scofidio + Renfro haben dagegen ihre Handschrift im Park Sarjadje hinterlassen. Das Büro stammt aus den USA und hat seinen Hauptsitz in New York, wo die Architekten am US Olympic and Paralympics Museum sowie am Hudson Yards Komplex und dem The Shed Cultural Center – dem Bloomberg-Gebäude – arbeiteten.

Die Wohnanlage „Symbol“ im Osten der Innenstadt (Foto: Dmitri Jagowkin)

Die Ausstellung nimmt sich an den Wänden des historischen, mit Reliefs und künstlichem Marmor geschmückten Museumsgebäudes sehr ungewöhnlich aus. Aber in diesem Kontrast von Alt und Neu steckt auch ein zusätzlicher Reiz.

Der Eintritt zur Ausstellung kostet 300 Rubel. Studenten und Rentner zahlen die Hälfte.

Anastassija Schepelewa

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