In einer Zeit vor dem Internet erfand ein rühriger Kopf an der (west)deutschen Botschaft in Moskau die „Hauspostille“. Sie diente dazu, für Botschaftsangehörige und andere Expats relevante Informationen zu Terminen, Veranstaltungen und Verordnungen unter die Leute zu bringen. Im April 1976 wurde sie erstmals gedruckt und hatte über Jahre zwei bis drei Seiten, auf grauem Papier vervielfältigt. Bis in die 2000er Jahre war die „Hauspostille“ eine Institution, verlor mit dem Aufkommen anderer Informationskanäle aber zunehmend an Bedeutung.

Simone Hillmann erlebte die Schlussphase noch aus eigener Mitarbeit mit und machte sich dann daran, etwas Neues auf die Beine zu stellen. Seit 2011 erscheint „MosKultInfo“, ein unabhängiges Medium, bei dem nicht mehr Interna aus der deutschen Community, sondern Externa aus dem Gastland im Vordergrund stehen. Immer zum Monatsersten wird eine neue Ausgabe per PDF verschickt, die wie ein kleiner Reiseführer ist und Wissenswertes zu Land und Leuten behandelt. Die „Hauspostille“, deren Traditionen fortgeführt werden sollen, ist sozusagen zu einer Außer-Haus-Postille geworden, mit einem stark geweiteten Horizont.
Das kleine Touristen-Einmaleins findet man hier nicht. Die Beiträge, meist von Hillmann selbst geschrieben, verraten die Neugier auf das Unentdeckte, Unterbelichtete, wie auch den Kennerblick der Slawistin. Reiseberichte liegen ihr besonders am Herzen, denn: „Wenn man in einem fremden Land lebt, dann sollte man sich darin schon etwas herumtreiben und auch kleinere Städte besuchen.“
Der Verteiler von „MosKultInfo“ – der Name spielt auf die sowjetischen Bandwurmabkürzungen an – umfasst 900 Adressen im In- und Ausland. Mit dem Blog www.moskultinfo.wordpress.com gibt es außerdem eine Online-Version. Von der PDF erschien unlängst die 100. Ausgabe. Herzlichen Glückwunsch zum Jubiläum!
Tino Künzel