Zwischen Eulenaugen und Igelstacheln

Anti-Cafés, in denen man für die verbrachte Zeit zahlt und Stubentiger kraulen kann, haben sich in Moskau längst fest eta­bliert. Doch die kuscheligen Kater müssen sich mittlerweile gegen kuriose Konkurrenz von allen Seiten wehren. Die MDZ hat die originellsten Cafés unter die Lupe genommen.

Kontaktaufnahme: Im Café „Eulenhaus“ gibt es gefiederte Gesellschaft zum Espresso. /Foto: Twitter.com

Das Haus der magischen Augen

Platz 1 der Liste ist das „Eulenhaus“, das erste und vorläufig einzige Café in Russland, in dem acht Eulen verschiedener Art die Welt regieren. Hier bekommt man den Eindruck, dass Eulen nicht einfach nur irgendwelche Vögel sind, sondern ein wahres Wunder der Natur. Denn die großen, dunklen Pupillen der nachtaktiven Tiere wirken geradezu magisch und laden in Gedanken verlorene Besucher zum Versinken ein. Man muss nur die Eulen eine Weile betrachten und die ganze schlechte Stimmung des Winters wiegt schon ein bisschen weniger. Die Eulen bewegen sich frei im Raum, können fotografiert, gestreichelt und auf dem Arm gehalten sowie, unter Beaufsichtigung, gefüttert werden. Entsprechend kann ein Besuch hier ein originelles Geschenk sein: für jedes Kind – oder aber für ein unvergessliches Date mit einer Tierliebhaberin. Schließlich rückt auch der Valentinstag immer näher. Die tierfreundliche Unterstützung kann täglich zwischen 11 und 23 Uhr genossen werden. Pro Stunde müssen die Besucher 360 Rubel für die gefiederte Gesellschaft berappen. Klassischer Kaffee und Kuchen sind dabei wie üblich kostenfrei. Außerdem kann man auch gut zu Mittag und Abend essen.

Anti-Café „Sowinij Dom“
Prospekt Mira 79
Rischskaja
www.owldom.ru/main/

Zeit mit zuckersüßen Zwergigeln

Charmant und gar nicht so pieksig: afrikanische Weißbauchigel /Foto: ejeminutka.ru.

Nachtaktive Raubvögel sind nicht so Ihr Fall und Sie finden eher kleine Igel charmant? Dann ist das „Escheminutka“ genau das Richtige. Hier lebt gleich eine ganze Reihe von afrikanischen Weißbauchigeln, die zugegebenermaßen ebenfalls sehr süß sind. Die putzige Rasse wurde künstlich als Haustier gezüchtet und hat entsprechend ein bisschen weichere Stacheln. Zudem ist sie an Menschen gewöhnt und kann pro­blemlos berührt werden. Egal ob sie am Bauch gekrault oder über den Rücken gestreichelt werden, die 600 Gramm schweren Zwerge strahlen irgendwie Wärme, Wonne und Zufriedenheit aus. Das steckt an! Außerdem garantiert diese Mischung auf jeden Fall ein hohes Maß an Instragramability, weshalb das Café gerade auch bei jungen Leuten beliebt ist, die sich gern mit den pieksigen Gesellen ablichten. Wer sich von diesem Anblick inspiriert fühlt, dem stehen auch direkt Staffeleien und Stifte bereit, um neue Ideen zu Papier zu bringen. Dazu veranstaltet das Café jede Woche Filmabende und faszinierende Workshops rund um die stacheligen Bewohner. Und da die afrikanischen Igel keinen Winterschlaf halten, ist das Café täglich von 11:00 bis 23:00 Uhr geöffnet. Für eine Stunde mit den sanften Stacheltieren fallen 300 Rubel an.

Zeit-Café „Escheminutka“
Uliza Nowokusnetskaja 11/13
Nowokusnetskaja
www.ejeminutka.ru.

Kunterbunt: Nemo gefunden

Farbenfroh und beruhigend: Das Aquarium im Café Nemo. /Foto: otdihinfo.ru

Wer dagegen nicht unbedingt Körperkontakt mit Tieren braucht, sollte sich im „Café Nemo“ wohlfühlen. Denn das Herzstück des Cafés ist ein großes Aquarium in der Mitte des Raums. Hier kann man zu seinem Espresso und einem frischen Stück Kuchen die sanften Schwimmbewegungen einer Schildkröte bewundern. Auch das Dahingleiten von Rochen, Oktopus und natürlich des namensgebenden Clownfischs wirkt beruhigend auf die Nerven und kann neue Inspiration verschaffen. Gemütlich ist es in dem kleinen Café, das mit seinen roten Ziegeln und Rettungsringen an eine rustikale Küstenbar erinnert, auf jeden Fall. Wer also im nasskalten Moskauer Winter den Strand vermisst, der kann hier im Gefühl schwelgen, dem Meer recht nahe zu sein. Entsprechend gibt es auch eine Menge an Büchern über Fische und andere Meeresbewohner – und wer will, erhält eine private Tour der Barista. Denn im „Café Nemo“ weiß diese nicht nur über verschiedene Kaffeesorten trefflich Bescheid, sondern auch über die Eigenheiten der bunten Bewohner ihres Aquariums. Für Besucher, die das alles nicht reizt, oder für Paare, die gerade mal weniger kommunizieren wollen, gibt es noch einen großen Bildschirm, auf dem man im Computerspiel FIFA die Erfolge der russischen Nationalmannschaft der letzten WM nachspielen kann. All das kostet 360 Rubel pro Stunde.

Anti-Café „Nemo“
Petrowskij Pereulok 5/c1
Puschkinskaja
www.nemocafe.ru

Herzerwärmend: Die Heimat der Häschen

Schon mal mit einem Hasen einen Kaffee getrunken? /Foto: Zaycafe.ru

Auf den ersten Blick wirkt die Website des „Saicafés“ erst einmal etwas erschreckend. Schließlich verbindet man rosa-weiße Farben und schwarz stilisierte Abbildungen von Häschen erst einmal mit etwas eher Anrüchigem. Aber dann zeigt sich, dass es sich tatsächlich nur um ganz normale und harmlose Hasen handelt, mit denen man hier gemütlich Kaffee trinken darf – also sehr kinderfreundlich. Im Vergleich zu den anderen Cafés rangiert das „Saicafé“ damit aber auch eher auf den langweiligeren Plätzen. Dennoch scheinen die niedlichen Hoppler in der beginnenden Konkurrenz unter Moskauer Tiercafés eine verlässliche Methode zu sein, um tierliebende Hauptstädter glücklich zu machen. Und so intensiv ist die Konkurrenz dann doch noch nicht. Zwischen all den Cafés gibt es immer wieder eine Art Crossover, bei dem die Hasen oder die Igel in anderen Anti-Cafés zu Besuch sind. Dann kann man bewundern, wie süße Igel in die verwunderten Augen eines Goldfisches starren und hat damit eine inzwischen sehr russische Erfahrung gemacht. Im „Saicafé“ kann man das für wiederum 360 Rubel pro Stunde erleben.

Café „Saikafe“
Uliza Selenewskaja 4
Nowoslobodskaja
www.zaycafe.ru

Lucian Bumeder und Lisa Petzold

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