Von LinkedIn zu LinkedOut: Russland macht ernst

Die Aufsichtsbehörde Roskomnadsor hat den Zugang zu LinkedIn in Russland gesperrt. Damit wurde das Karrierenetzwerk zum ersten Opfer eines Gesetzes von 2014. Ein Warnschuss auch für Facebook und Twitter?

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Das Karrierenetzwerk LinkedIn verliert mit Russland weniger als ein Prozent seiner 400 Millionen Gesamtnutzer / Foto: Nan Palmero

Seit 17. November geht nichts mehr: LinkedIn ist offline. Die russischen Behörden begründen ihr Vorgehen damit, dass das Karrierenetzwerk gegen ein Gesetz von 2014 verstoßen habe, laut dem persönliche Daten russischer Nutzer auf russischen Servern gespeichert werden müssen. LinkedIn, vor Kurzem von Microsoft aufgekauft, hat in über fünf Jahren Russland mehr als sechs Millionen russische Nutzer generiert.

Der Streit hatte seit August angedauert. LinkedIn habe nicht nur nicht auf die russische Gesetzeslage reagiert, sondern auch auf zwei Anfragen „keine substanzielle Antwort“ gegeben, so Roskomnadsor-Sprecher Wadim Ampelowskij. Auch die Branchenriesen Facebook (22 Millionen russische Nutzer) und Twitter (8 Millionen) waren in den vergangenen Jahren wiederholt wegen Kollisionen mit dem Datenschutzgesetz in die Schlagzeilen geraten. Zuletzt war es jedoch vergleichsweise ruhig um die Social-Media-Riesen gewesen. Offenbar haben sie es verstanden, mit den russischen Instanzen zumindest im Gespräch zu bleiben. LinkedIn hatte kurz vor seiner Sperre noch versucht, sich mit juristischen Mitteln zu wehren oder ein Treffen mit Roskomnadsor anzubahnen. Doch da war es wohl schon zu spät.

Bis heute haben zahlreiche internationale Großkonzerne  ihre Daten auf russische Server transferiert. Dazu gehören Apple, Google, Samsung, AliExpress, eBay, Booking.com, PayPal, Huawei, Citibank, Lenovo und Uber.

Ich denke nicht, dass russische Portale wie Headhunter oder Superjob das Netzwerk gleichwertig ersetzten können”, gibt Fotografin Polina Kawardak zu bedenken. Der bekannte Geschäftsmann und Oppositionelle Ivan Warlamow ist hingegen froh. “Spammer sollen leiden”, postete er in seinem Blog. Dies führte oft zur Umgehung der offizielle Sperre per VPN-Clients. “Der Schatten des Runets wächst”, so Warlamow.

In der Vergangenheit hatte Roskomnadsor diverse vielgenutzte Seiten aus anderen Gründen gesperrt. Eines der prominentesten Beispiele war die bissige Satire-Enzyklopädie Lurkmore. Sie habe „extremistische Inhalte“ veröffentlicht, hieß es offiziell.

Christopher Braemer

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