Tür in die analoge Welt: das Museum für Vintage-Musik

Das Museum der Vintage-Musik bietet einen Streifzug durch die Geschichte der Musikgaräte im interaktiven Modus: Grammophon selbst anwerfen, Schallplatte auflegen und los geht’s!

Die 70er, die Zeit der Magnetkassetten
Die 70er, die Zeit der Magnetkassetten (Foto: Igor Beresin)

Bitte nicht berühren! Wie oft sehen Museumsbesucher solche Warnungen? Und tatsächlich: Beim Besuch einer Ausstellung geht es fast immer nur um Besichtigung. Glücklicherweise sieht es im interaktiven Museum der Vintage-Musik etwas anders aus. Auch hier gibt es natürlich einiges anzuschauen. In den Ausstellungsräumen werden echte Raritäten gezeigt, die sonst nirgendwo zu sehen sind. Aber die Hauptsache ist, dass viele der Exponate auch zu hören sind. Dies ist ein ganz besonderes und aufregendes Erlebnis.

Der Edisons-Phonograph, 1900
Der Edison-Phonograph, 1900 (Foto: Igor Beresin)

Das Museum entstand aus einer Privatsammlung. Kristina Belenkaja sammelte viele Jahre lang alles, was auf die eine oder andere Weise mit dem analogen Zeitalter der Tonaufnahme und Tonwiedergabe zu tun hat. Die Ausstellung zeigt mehr als 400 funktionierende Musikgeräte aus aller Welt. In chronologischer Reihenfolge: zunächst Musikkästen aus der Mitte des 19. Jahrhunderts und Edisons berühmter Phonograph.

Tonträger aus Sowjetzeiten

Daneben stehen seltene und wertvolle Ausstellungsstücke: ein hängender Plattenspieler, der zu Beginn des 20. Jahrhunderts in Deutschland speziell für den Einbau auf Schiffen und Zügen hergestellt wurde, oder ein Grammophon mit Holzglocke und ein Miniatur-Plattenspieler für Kinder. Allerdings sagt das Museumspersonal, dass sich heutige Kinder viel mehr für die weltweit größten (Durchmesser 50 cm) „Pathe Concert“-Schallplatten interessieren, die 1908 in Frankreich auf den Markt gebracht wurden. Unter den mehr als 3000 Schallplatten in der Sammlung des Museums befinden sich solche Juwelen.

Musikkasten
Musikkasten, Deutschland, Ende des 19. Jahrhunderts (Foto: Igor Beresin)

Nicht weniger interessant sind die Räume, in denen Geräte aus der Mitte des vorigen Jahrhunderts präsentiert werden. Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass Menschen der älteren Generation dort Plattenspieler und Radios (oft im selben Gehäuse) vorfinden, die in den Wohnungen ihrer Großeltern standen. Hier sind auch die berühmten selbstgemachten Schallplatten auf Röntgenfolien zu sehen: Vor dem Aufkommen von Tonbändern, Bandspulen und Kassetten wurde Musik, die in der UdSSR nicht in den Regalen der Musikgeschäfte zu finden war, auf diese Weise unter der Hand vertrieben.

Stereo
Technik, die fasziniert (Foto: Igor Beresin)

Alle Besucher bleiben länger vor den fantastischen Stereoanlagen aus der Mitte der 70er Jahre stehen. Allein ihr Anblick ist erstaunlich. Die Qualität ist hier bis ins kleinste Detail sichtbar, das ist einfach das Nonplusultra der analogen Technik. Besser geht es nicht.

Führung ist ihr Geld wert

Doch, es gibt etwas Besseres, und zwar wenn man diese Geräte nicht nur ansieht, sondern auch einschaltet. Und deshalb lohnt es sich, die Ausstellung des Museums der Vintage-Musik nicht allein beziehungsweise mit Audioführer zu besichtigen (der Eintritt kostet 300 Rubel, umgerechnet etwa 3 Euro), sondern eine Karte für eine Führung zu kaufen. Sie ist zweifellos die 800 Rubel (etwa 8 Euro) wert, die man dafür ausgeben muss.

Röntgenschalplatten
Röntgenschallplatten (Foto: Igor Beresin)

Noch interessanter wäre jedoch, den interaktiven Vortrag von Kristina Belenkaja zu besuchen. Die Sammlerin hat eine Geschichte zu erzählen. Vortragsankündigungen werden auf der Webseite des Museums www.music-vintage.ru veröffentlicht.

Igor Beresin

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