Attila am Kältepol

Oimjakon in Jakutien gilt als der kälteste bewohnte Ort der Erde. Ein Ehepaar aus Rumänien hat sich mit dem Auto dorthin aufgewacht und hat einen warmen Empfang bekommen.

In Oimjakon wurden Attila und Kinga standesgemäß von Tschyskhan, dem Herrscher der Kälte, begrüßt. (Foto: privat)

Attila Bertici mag Abenteuer. Auf der Suche nach einer großen Herausforderung wählt das jakutische Dorf Oimjakon als Ziel. Gemeinsam mit seiner Frau Kinga steigen sie in ihren SUV und machen sich auf die lange Reise von Satu Mare in Russlands Fernen Osten.
Insgesamt 25 Tage und viele Tausend Kilometer ist das Ehepaar unterwegs, bis sie es endlich geschafft haben. Vor ihnen liegt Oimjakon, der kälteste bewohnte Ort der Erde. Bei ihrer Ankunft Anfang Januar zeigt das Thermometer minus 51 Grad. Beide bekommen sofort Eiszapfen im Gesicht. Doch so kalt es draußen auch ist, der Empfang ist sehr warm.

Tschyskhan, der Herrscher der Kälte posiert mit den beiden an der Stele für den Temperaturrekord, der hier 1929 gemessen wurden. Auf minus 71,2 Grad fiel das Thermometer damals. Im Rathaus überreicht der ehemalige Bürgermeister Pawel Wasiljew dem Paar Urkunden. Schließlich kommt es nicht oft vor, dass sich jemand mit dem Auto in die frostige Einöde wagt.
Gut 500 Menschen leben heute in Oimjakon. Eine davon ist Tamara Jegorowna, die früher Dozentin an der Moskauer Lomonossow-Universität war und Bücher über das Klima in Oimjakon schreibt. Tamara ist auch die Botschafterin des Kältepols. Und bewirtet die Reisenden mit Borschtsch. Obwohl Kinga und er kein Russisch sprechen, habe man sich wunderbar unterhalten, sagt Attila.

In Oimjakon gibt es nur Holzhäuser. Jedes andere Material würde bei Temperaturunterschieden zwischen Winter und Sommer von 100 Grad bersten. Fließend Wasser hat niemand. Die Einwohner nehmen einfach Eis und schmelzen es. Angst vor Bakterien hat hier niemand, die überleben die Temperaturen nicht.

Auf Technik wird weitestgehend verzichtet

Den Motor lassen Attila und Kinga während des Aufenthaltes die ganze Zeit laufen. Das ist zwar nicht umweltfreundlich, aber andernfalls wäre ihr Auto ein Fall für den Schrottplatz. Zusätzlich haben alle Einwohner beheizte Garagen und hüllen ihre Autos in Decken. Ein kleines Kohlekraftwerk versorgt eines Teil des Dorfes mit Fernwärme. Die meisten Einwohner sammeln aber lieber Holz, um ihre Öfen damit zu befeuern.
Soweit es geht, verzichten die Menschen in Oimjakon auf Technologie. Rentiere übernehmen viele Funktionen, zum Beispiel als Zugtiere für die Schlitten.

Auch Jakuten-Pferde bekommt das Ehepaar zu Gesicht. Denen machen auch minus 70 Grad nicht viel aus. Doch nicht alles erstarrt in Oimjakon. In der Gegend gibt es Thermalquellen, die auch dafür sorgen, dass der Fluss Indigirka unter der Eisoberfläche lebendig bleibt. Igor, ein 59-jähriger Jakute, kommt regelmäßig zum Fluss. Bei der Begegnung mit Attila und Kinga trägt Igor sechs Schichten. Mit den gefangenen Fischen trägt er zur Versorgung des Dorfes bei. Roher Fisch ist in Jakutien eine Spezialität.

Oimjakon war nicht der letzte Trip von Attila und Kinga nach Russland. Das nächste Mal wollen sie noch weiter in den Norden, nach Tiksi am Nordpolarmeer.

Irina Radu

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