Moscow Urban Forum: ein Fest trotz aller Schwierigkeiten

Noch bis zum 10. September lebt die russische Hauptstadt im Modus eines andauernden Feiertags. Dieses Jahr findet das Urban Forum in einem noch nie dagewesenen Ausmaß statt.

MUF erlaubt es, in die Zukunft der Stadt zu schauen. (Foto: Alexander Awilow/AGN Moskwa)

Das 12. Moscow Urban Forum (MUF) scheint von keinem Einwohner der Hauptstadt unbemerkt geblieben zu sein. Nur Bürger, die ihre Datschen erst bei der ersten Kälte verlassen, werden wohl dieses Festival verpassen und keine einzige Ausstellung oder keinen Workshop im Rahmen des Forums besuchen. Da findet buchstäblich jeder, von Zukunftsforschern und Spezialisten auf dem Gebiet der Stadtplanung bis hin zu sehbehinderten Kindern und Rentnern, die einen aktiven Lebensstil führen, passende Aktivitäten und Gleichgesinnte.

Die Standorte

Für das MUF vergaben die Stadtbehörden die besten Standorte. Das Business-Programm des Forums findet im Sarjadje Park statt, wo auch die „Megaprojekte“ vorgestellt werden. Das sind jene Bereiche, auf die sich die Stadtverwaltung konzentriert, wie zum Beispiel das Wohnungsrenovierungsprogramm, der Bau von Technologieparks und Sporteinrichtungen. In der zentralen Ausstellungshalle „Manege“ fand eine Ausstellung statt, die einem der wichtigsten und zugleich erfolgreichsten Bereiche gewidmet ist, nämlich der Entwicklung der Verkehrsinfrastruktur der Metropole.

Der dritte Standort ist die Ausstellungshalle „Gostiny Dwor“, wo Veranstaltungen zu den Themen Gesundheitswesen, Bildung und Soziales durchgeführt werden. Schließlich ist der „Luschniki“-Sportkomplex in diesen Wochen zu einem echten Magneten für Moskauer geworden. Wer Unterhaltung für die ganze Familie sucht, sollte unbedingt dort vorbeischauen. In „Luschniki“ ist das Fest in vollem Gange: Fahrgeschäfte, Konzerte, verschiedene Workshops mit Prominenten und andere Freizeitaktivitäten.

Die Balance

Den Organisatoren des Forums gebührt zumindest Lob dafür, dass ihnen die Balance zwischen Business-Sessions, die vor allem für die Fachwelt von Interesse sind, und einem Unterhaltungsprogramm gelungen ist. Zum einen sprechen die Forumsteilnehmer über die digitale Transformation städtischer Infrastrukturen, die Modernisierung des Gesundheits- und Bildungssystems sowie Ansätze der Stadtplanung. Zum anderen können auch normale Menschen an einem Tanzwettbewerb teilnehmen oder mehr über die Geschichte der Stadt erfahren, in der sie leben. Diese beiden Welten, die sich nicht oft überschneiden, werden durch eine Person vereint: den Moskauer Bürgermeister Sergej Sobjanin.

Das Stadtoberhaupt ist buchstäblich überall. Er eröffnet eine Sitzung in „Sarjadje“, die dem Transport in der Hauptstadt gewidmet ist. Er begrüßt die Aktivisten des Moskauer Programms „Dolgoletije“ (dt. Langlebigkeit), das sich an Rentner richtet. Er steht vor Moskauer Lehrern auf der Bühne bei ihrer Konferenz im Rahmen des urbanistischen Forums. Das ist verständlich: Die Wahlen finden unmittelbar nach Ende des Forums statt. Aber selbst wenn Sobjanin keine Medienunterstützung hätte, dürfte er bei diesen Wahlen kaum Angst vor Konkurrenten haben. Diesmal definitiv nicht.

Das Leitmotiv

Aber es wäre ein Fehler zu glauben, dass dieses anderthalbmonatige Forum nur als PR für den Moskauer Bürgermeisters gedacht wurde. Das Leitmotiv des Stadtfestes ist die Idee, dass keine Schwierigkeiten, keine Bedrohungen und Hindernisse die strategischen Pläne ändern werden. Moskau entwickelt, verbessert und modernisiert sich, ohne auf äußere Umstände Rücksicht zu nehmen. Sie werden unser Fest nicht ruinieren. Einerseits steht Moskau für eine rasante Entwicklung, es schreitet mit großen Schritten voran, aber gleichzeitig bleibt die russische Hauptstadt eine Insel der Stabilität in unserer turbulenten Welt.

Es steht noch vieles auf dem Programm des Forums. Nicht jeder kann sich vorstellen, wie man lateinamerikanische Tänze und Hits der 90er-Jahre-Idole, der Pop-Gruppe „Ruki Wwerch“ (dt. Hoch die Hände), kombinieren kann, aber am 1. September soll genau das in Luschniki passieren. Es wird einen Zumba-Fitness-Trainingsmarathon geben, der Eintritt ist frei. Und am nächsten Tag können Sie sich auch denen anschließen, die gerne den Ball in den Korb werfen: Das „Basketball XXL“-Projekt ist das „längste Basketballfestival in Russland und Europa“, so die Veranstalter.

Auch in anderen Forums-Standorten wird man sich nicht langweilen. So ist es am 10. September möglich, die Sandschau in der Ausstellungshalle „Gostiny Dwor“ zu besuchen. Nur ein von unten beleuchteter Tisch, Sand, sowie Hände und die Fantasie des Künstlers. In der „Manege“ kann man Vorträge hören, und in „Sarjadje“ findet eine Open-Air-Disco statt. Alle Aktivitäten sind auf der Website mosurbanforum.ru zu finden.

Igor Beresin

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