Kreuz und Kreml

Großfürst Wladimir ist nach langem Hin und Her angekommen: Am Tag der Einheit des Volkes wurde das Denkmal eingeweiht. Wir waren vor Ort und haben Moskauer nach ihrer Meinung befragt.

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Besonders abends ist der neue Wladimir gut besucht / Foto: Simon Barthelmess.

Sein bronzenes Gewand sieht aus, als herrschte in Moskau ständig Sturm. Das Kreuz fest umschlossen, blickt Großfürst Wladimir zur Christ-Erlöser-Kathedrale. Hier, am Borowizkij-Platz im Herzen Moskau, umrahmt von Lenin-Bibliothek und Kremlmauer, steht seit dem 4. November ein staatstragendes Denkmal.

Zur Einweihung hielt Wladimir Putin die Festrede und nannte seinen Namenspaten den „spirituellen Gründer“ des russischen Staats. Denn es war Wladimir, der sich 988 taufen ließ und somit das Christentum zur Staatsreligion machte. Ein Erbe, auf das sich in Russland heute immer mehr Menschen zu besinnen scheinen. Patriarch Kirill spendete der Statue seinen Segen. Der Segen der Moskauer musste erst erkämpft werden. Die erste Standortidee auf den Sperlingsbergen stieß auf massive Kritik. Bei einer Online-Abstimmung gewann daraufhin der Borowizkij-Platz. Doch für den Bau gegenüber dem Kreml musste Rücksicht auf dessen Weltkulturerbestatus genommen werden. Letztlich zeigte sich die UNESCO zufrieden, der Bau konnte mit einem Jahr Verzögerung beginnen.

Wie das Meinungsforschungsinstitut WZIOM herausfand, stehen landesweit 55 Prozent der Russen dem Denkmal positiv gegenüber. Auch vor Ort überwiegt die Zustimmung. Besonders die Tatsache, dass der zuvor unbebaute Borowizkij-Platz jetzt sinnvoll genutzt wird, scheint die Schaulustigen zu überzeugen: „Früher war der Platz leer, jetzt steht hier ein schönes Denkmal“, meint Rentner Wiktor. Auch das junge Pärchen Pawel und Maria sind zufrieden: „Wir sehen das positiv. Es ist eine coole Statue und es ist nicht mehr so leer hier.“ Etwas kritischer ist Rentnerin Jana: „Die Idee ist gut, aber ein wenig kitschig umgesetzt.“ Letztlich scheint das 17,5 Meter hohe Ehrenmal aber zu gefallen. Ob um 9 oder 19 Uhr, am Fuße des Großfürsten finden sich immer Menschen, die Fotos schießen oder Blumen niederlegen. Das Moskauer Stadtzentrum ist um eine Sehenswürdigkeit reicher.

Simon Barthelmess

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