Kampf um die Manege

Edgard Sapaschnyj ist ein erfolgreicher Zirkusmacher in Moskau. Aus heiterem Himmel hat er vor Kurzem einen Feldzug gegen den Cirque du Soleil begonnen, dem er vorwirft, die russische Kultur zu bedrohen. Doch am Ende könnte Sapaschnyj als Verlierer dastehen.

Zirkus

Die Brüder Sapaschnyj sehen sich als Bewahrer des russischen Zirkus © zapashny.ru

Edgard Sapschnyj ist ein vielbeschäftigter Mann. Er ist nicht nur Dompteur und Leiter des Großen Moskauer Staatszirkus, sondern führt gemeinsam mit seinem Bruder und seiner Mutter seinen eigenen Zirkus. Auf dem umkämpften russischen Zirkusmarkt, der im Jahr 2017 5,8 Millionen Menschen anzog, konnte er sich stets behaupten, wenn auch nur mit staatlicher Unterstützung.

Doch Sapaschnyj fürchtet anscheinend um sein Geschäft. Anders ist es kaum zu erklären, dass er einen Skandal lostrat, der für ihn schnell zum Bumerang wurde. Sein Zorn gilt dem Magnaten Michail Guzerijew. Diesem wirft er vor, für den weltbekannten kanadischen Cirque du Soleil eine permanente Spielstätte im Innovationszentrum Skolkowo bei Moskau errichten zu wollen. Das ist insofern bemerkenswert, als der Cirque du Soleil der einzige ausländische Zirkus ist, der seit vielen Jahren sehr erfolgreich aktiv ist. Doch bisher hatte es sich stets um mehrwöchige Gastspiele gehandelt.

Russische Kultur in Gefahr?

Auf einer Sitzung des Präsidialrats für Kultur im Dezember nutzte Sapaschnyj die Gelegenheit, um sich bei seinem Vertrauten Wladimir Putin persönlich zu beschweren. Den unliebsamen Rivalen bezeichnete der Zirkusdirektor als Gefahr. Denn die Auftritte des Cirque du Soleil haben nicht nur inakzeptable Auswirkungen auf die russische Kultur, sondern auch auf den Sport, so Sapaschnyj zum Präsidenten. In einem Interview mit dem Fernsehsender „Doschd“ ging er sogar so weit, eine permanente Präsenz des kanadischen Zirkus als einen Angriff auf den russischen Staat hochzustilisieren.

Der beschuldigte Guzerijew wieß im Radio „Kommersant-FM“ die Anschuldigungen indes zurück und sprach davon, dass Sapaschnyj wohl wisse, dass der Cirque du Soleil beliebt sei und einfach Angst vor der Konkurrenz habe. Über sein Unternehmen Safmar, welches die Spielstätte in Skolkowo baut, ließ er zudem ausrichten, dass der Cirque du Soleil überhaupt nicht vorhabe, sich dauerhaft in Moskau niederzulassen. Als Konsequenz der Anschuldigungen  kündigte Gurzijew an, Sapaschnyj verklagen zu wollen.

Viele Menschen wenden sich gegen Sapaschnyj

Während Präsident Putin Sapaschnyj beistand und meinte, dass man aufpassen müsse, was sich in Russland entwickle, wenden sich viele Vertreter vom Dompteur ab. Denn sein Verständnis von Zirkus stehe in der russischen Tradition, die auch den Umgang mit Tieren mit „Knute und Elektroschocker“ beinhalte, wie die „Nowaja Gaseta“ schreibt. Und solche Tiervorführungen kommen auch bei vielen Russen nicht mehr gut an. So schrieb das ehemalige It-Girl und TV-Moderatorin Xenija Sobtschak in einer Kolumne bei „Yandex. Dsen“, dass ein Zirkus mit Tieren nicht mehr zeitgemäß sei und schlug sich damit auf die Seite des Cirque du Soleil.

Nach der massiven Kritik hat sich Sapaschnyj entschieden, erstmal nicht mehr gegen Gurzijew zu schießen. Wie der Kampf zwischen den Zirkussen ausgehen wird, ist noch unklar. Momentan schweigen die Waffen.

Daniel Säwert

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