„Fedor“ und seine Kollegen

Roboter sind die Technik der Zukunft. Während weltweit immer intelligentere Androiden entwickelt werden, scheint Russland hinterherzuhinken. Doch es gibt auch positive Beispiele.

Roboter „Fedor“ soll der verlängerte Arm des Menschen im Weltall werden. © KZ „Juschnyj“

Es ist ein alter Traum, eine Maschine zu erschaffen, die den Menschen unterstützt und ihm die Arbeit erleichtert. Seit vielen Jahren wird rund um den Globus an Robotern getüftelt, die immer intelligenter werden. Eine Verbindung zwischen Russland und der Hochtechnologie können sich dabei jedoch die wenigsten vorstellen. Und diese Skepsis scheint zunächst berechtigt. So ist bis heute der Auftritt des Roboters „Boris“ auf einem Forum in Jaroslawl im vergangenen Dezember unvergessen.

Roboter, die für Lacher sorgen

Wusste „Boris“ zunächst durch sein großes Wissen und seine flexiblen Bewegungen zu beeindrucken, stellte sich schnell heraus, dass es sich um einen Menschen handelte, der in ein Roboterkostüm geschlüpft war. Das Gelächter anschließend war dementsprechend. Auch der Roboter, der im Juli dieses Jahres am Flughafen der tatarischen Hauptstadt Kasan entdeckt wurde, löste eher Kopfschütteln aus. Denn seine einzige Aufgabe bestand darin, die Flagge der Republik zu schwenken. 

Auf den ersten Blick scheint Russland in Sachen Roboter tatsächlich im internationalen Vergleich hinterherzuhinken. Denn die Dichte an Androiden ist 70 Mal geringer als im weltweiten Durchschnitt, wie das Fachportal „Robohunter“ herausfand. So werden zwischen Kaliningrad und Wladiwostok pro Jahr gerade einmal 600 Roboter verkauft (weltweit sind es 240 000). Dementsprechend verrichteten im Jahr 2017 lediglich 8000 menschenähnliche Maschinen ihren Dienst in russischen Büros und Fabriken (weltweit waren es 1,6 Millionen), davon 40 Prozent in der Automobilindustrie. 

„Fedor“ ist der neue Star

Allerdings können russische Wissenschaftler und Ingenieure auch einige Erfolge aufweisen. Wie „Fedor“ (Final Experimental Demonstration Object Research), den aktuellen Roboter-Star. Dabei ist der Werdegang von „Fedor“ durchaus bemerkenswert. Im Jahr 2014 für das Katastrophenschutzministerium entwickelt, sollte der Android eigentlich dorthin gehen, wo es für den Menschen zu gefährlich ist. „Fedor“ sollte in den Epizentren von Katastrophen eingesetzt werden, Menschen aus verschütteten Häusern retten und den Helfern anderweitig zur Hand gehen. Doch dazu kam es nie. Dafür fand die Raumfahrtagentur Roskosmos Gefallen an dem menschengroßen Androiden und schulte ihn zum Kosmonauten um.

Noch bevor „Fedor“ jedoch neue Weiten erkunden konnte, entdeckte er das Internet. Seit einem Jahr berichtet er über Twitter, Instagram und Vkontakte von seinen Trainings und vor Kurzem auch von seinem Weltraumflug. Denn „Fedor“ hat es tatsächlich geschafft. Nach mehreren missglückten Versuchen dockte er am 27. August an Bord einer Sojus-Kapsel an die internationale Raumstation ISS an und blieb dort bis zum 7. September.

Oben angekommen, begann „Fedor“ mit allerlei Experimenten, die von der Erde aus gesteuert wurden. Denn das Hirn des Androiden ist quasi immer noch menschlich. Per Virtual-Reality-Brille erhält „Fedor“ seine Befehle. Zukünftig soll er den Menschen aber ersetzen, und zwar bei den komplizierten Außeneinsätzen. Doch das werden seine Nachfolger machen. Denn der Original-„Fedor“ kommt nach seiner Pionierleistung in ein Museum. 

„Gagarin“ soll Herr der Emotionen sein

Dass „Fedor“ nicht nach dem ersten Menschen im Weltall, Juri Gagarin, benannt wurde, liegt auch daran, dass ihm bereits ein Roboter aus Kasan zuvorgekommen ist. Dort wurde 2017 „Gagarin“ entwickelt, der bisher zwar nur aus einem Kopf besteht, dafür jedoch ein sehr menschliches Gesicht und Kameraaugen besitzt. Mehr benötigt „Gagarin“ aber nicht. Als erster russischer Roboter, der mit Menschen interagieren kann, ist er darauf ausgelegt, die Emotionen seines Gegenübers zu erkennen und diese auch nachzumachen.

Und das funktioniert bereits recht gut. Auch kann „Gagarin“ ein wenig Russisch und schafft es, auf Fragen zu antworten. Die Forscher aus Kasan glauben fest daran, dass die emotionale künstliche Intelligenz das Thema im Roboterwesen ist. Diese ist jedoch noch recht teuer. Bis zu 50 000 US-Dollar wurden 2017 für einen „Gagarin“ veranschlagt.  

Service ist eine weibliche Domäne

Während künstliche Intelligenz die Zukunft des Roboters ist, heißt die Gegenwart Service. Nach Angaben von Witalij Nedelskij, Präsident der Nationalen Vereinigung der Marktteilnehmer in der Robotertechnik, gibt es in Russland 200 Firmen, die in diesem Bereich aktiv sind. Eine davon ist Alfa Robotics aus Moskau, die 2015 „KIKI“ auf den Markt brachten. Bemerkenswert an dem 1,60 Meter großen Androiden ist nicht nur, dass er bereits voll funktionstüchtig ist, sondern auch, dass „KIKI“ die Männerriege der Roboter durchbricht. Dementsprechend bekam sie von ihren Erschaffern einen Rock verpasst.

Das Unternehmen spricht von einem „Wow-Effekt“, den „KIKI“ hervorrufen soll und empfiehlt daher, die Roboterin dort einzusetzen, wo sie von besonders vielen Menschen bestaunt werden kann. Wenn „KIKI“ nicht gerade alle Blicke auf sich zieht, soll sie Unternehmen dabei helfen, die Loyalität der Kunden zu erhöhen, Verkäufe anzukurbeln und Kosten zu senken. „KIKI“ selbst kostet übrigens mindestens 787 000 Rubel (gut 11 000 Euro). 

Daniel Säwert

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