
Eine Wohnung oder ein Landhaus für einen Tag mieten? Kein Problem! Derzeit ist es einfacher als im Vorjahr. Das geht zumindest aus Informationen des Kleinanzeigendienstes Avito Reisen hervor. Laut Avito wurden im März 314 000 Wohnungen zur kurzfristigen Miete angeboten. Das sind 37 Prozent mehr als vor einem Jahr. Noch beeindruckender sieht die Situation bei Immobilien auf dem Land aus. Es gibt 79 000 Landhäuser für diejenigen, die eine Unterkunft für ein paar Nächte außerhalb der Stadt suchen. Das ist ein Anstieg von 69 Prozent gegenüber dem Vorjahr.
Nachfrage schafft Angebot
Man könnte sagen, dass sich dieser Markt durch die Politik verändert hat. Früher blieben Russen, die die Möglichkeit zum Reisen hatten, für eine oder zwei Nächte in Madrid, Istanbul, Paris oder München. Jetzt entdecken viele von ihnen ihr eigenes Land. Und es ist anzumerken, dass sie dies mit Vergnügen tun. Viele Regionen haben sich als begehrte Reiseziele etabliert und tun ihr Bestes, um der gestiegenen Nachfrage gerecht zu werden. Aber das ist nicht einfach.
Keine Zimmer verfügbar
Das Problem ist, dass die Zahl der Hotelzimmer kritisch niedrig liegt und es teuer und schwierig ist, neue Unterkünfte zu bauen. Die Preise für Baustoffe sind ins Unermessliche gestiegen, und in Anbetracht der verschärften Bedingungen für den Aufenthalt von Migranten in Russland sind auch die Arbeitskräfte knapp.
Nach den Berechnungen der NF Group, die die Zeitung „Kommersant“ zitiert, entstanden im Jahr 2024 in Russland nur 9000 neue Hotelzimmer. Das reicht eindeutig nicht aus, um die Nachfrage zu decken. Preisgünstige Alternativen wie Hostels und Kapselhotels können die Situation nicht verbessern. Solche Unterkünfte sind nicht für jedermann geeignet. Russen, die auf Reisen gehen, können nur auf eine Unterkunft im Privatsektor hoffen.
Nach Angaben des russischen Ministeriums für wirtschaftliche Entwicklung erreichte die Zahl der Touristenreisen im vergangenen Jahr 91 Millionen, und bis zur Hälfte der Reisenden wählt als Unterkunftsmöglichkeit kurzfristig zu mietende Wohnungen.
Die einen sparen, die anderen profitieren
Es geht jedoch nicht nur um die Knappheit an Hotelzimmern, sondern auch um Kostenreduzierung. Die durchschnittlichen Preise für die Kurzzeitmiete einer Einzimmerwohnung in den 32 meistbesuchten Städten Russlands lagen im März dieses Jahres bei 3500 Rubel pro Nacht. Im Laufe des vergangenen Jahres stieg diese Zahl um 12 Prozent, innerhalb der letzten zwei Jahre sogar um 29 Prozent. Solche Daten wurden vom Dienst „CIAN.Analytica“ geteilt. In Moskau kostet eine Übernachtung in einer privat vermieteten Wohnung durchschnittlich 5100 Rubel, während eine Übernachtung im Hotel bereits 11.700 Rubel.
Vermieter entscheidet
Während der Markt boomt, versuchen auch diejenigen, die noch nie darüber nachgedacht haben, ein Stück vom Kuchen abzubekommen. Es ist noch gar nicht so lange her, dass der Kauf einer Immobilie als Kapitalanlage fast zwangsläufig mit der langfristigen Vermietung gleichgesetzt wurde. Heute entscheiden sich jedoch immer mehr Immobilieninhaber dafür, eine Wohnung für sehr kurze Zeiträume zu vermieten.
Die Kehrseite der Medaille
Experten haben errechnet, dass die tageweise Vermietung einer Wohnung in Moskau 2,2-mal mehr Einkommen bringt als die langfristige Vermietung. In St. Petersburg ist dieser Unterschied sogar noch größer. Dabei ist jedoch zu bedenken, dass es bei der Vermietung eines Objekts für ein oder zwei Tage fast unmöglich ist, die Ausfallzeiten auszugleichen. Etwa 30 Prozent der Zeit kann die Wohnung ungenutzt bleiben. Hinzu kommt die Notwendigkeit einer häufigen Reinigung und der Verwaltung dieses Geschäfts. All das kostet Zeit und Geld. Und wenn man bedenkt, dass es keine attraktiven Hypothekenprogramme mehr gibt, sollte man nicht auf ein starkes Wachstum dieses Marktes in der Zukunft hoffen.
Sofia Gussinski