Bierselig in Moskau

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Foto: Bavarius

Das diesjährige, 183. Oktoberfest in München, das größte Volksfest der Welt, liegt bereits in den letzten Zügen. Ob es auf der sogenannten „Wies’n“ wieder an die sechs Millionen Feierwütige und Bierselige aus aller Herren Länder werden, die den Festwirten und Amüsierbetrieben alljährlich in nur 14 Tagen rund eine Milliarde Euro in die Kassen spülen, sei erst mal dahingestellt. Nach all der schrecklichen Straßengewalt in den letzten Monaten – auch in der bayrischen Landeshauptstadt. Längst hat das einstmalige Hochzeitsfest des Bayernkönigs Ludwig I. mit der Sachsen-Prinzessin Therese von Hildburghausen am 17. Oktober 1810 seine etablierten Ableger. Gleich in mehreren Metropolen der USA und in China. Warum denn hier eigentlich nicht? Wo der jährliche Bierkonsum in den letzten 15 Jahren von 36 Litern im Durchschnitt auf fast das Doppelte angestiegen ist. Pläne gab es immer wieder. Aber die Stadtregierung wiegelte so etwas wie „Oktoberfest“ als „antirussisch“ ab: Große Zelte, Trachtenkleidung, Gerstensaft seien für Deutsche historische Realität, aber in Russland gebe es eine solche Tradition nicht. Eigentlich schade.

Prosecco und Pelmeni

Doch da haben die Oberen die Rechnung buchstäblich ohne den Wirt gemacht. Natürlich wird hier das „Oktoberfest“ gefeiert. Wenn auch ohne das ganze Kirmestheater drumherum. Wie zum guten Beispiel in den beiden Restaurants mit dem vielversprechenden Namen „Bavarius“. Grobe, schwere Holzmöbel, blumige Dekorationen, reichlich bayrisch blau-weiß, „Rumtata“-Musik – manchmal sogar „live“, die Kellnerinnen im Dirndl und appetitlicher Oberweite zum einfacheren Bierkrugschleppen. Süffiges Festbier der angestammten Marken Paulaner, Spaten und Hacker-Pschorr um 380 Rubel die Halbe. Bayrische Schmankerl wie Münchner Wurstsalat wie daheim für 450 Rubel. Knusprige Schweinshaxe mit den üblichen Beilagen 1100 Rubel. Dazu frisch gebackenes Brot und Bretzel, das Körbchen zu 300 Rubel. Noch Wünsche?

Treudeutsches gegen Durst und Hunger und ein Anklang von Oktoberfest-Stimmung findet in Moskau das ganze Jahr lang seine Liebhaber. Nach persönlichem Geschmack gibt es echt lecker deutschländische Würstchen im „Wurstbär“ unweit der Metrostation Schabolowskaja. In Moskau gestopft, aber nach deutschen Rezepturen. Mit Original-Weißbier vom Fass. Oder auch im „Paulaner Brauhaus“ nahe des Pawelezkaja-Bahnhofs. Mit 600 Plätzen schon fast in Bierzeltgröße. Und selbstredend im „Deutschen Eck“ auf dem deutschen Wohngebiet. Fast am südlichen Stadtrand doch ein bisschen weit ab. Da bleiben die heimatlich angegessenen Geschmacksnerven in den meisten anderen mit „deutscher Küche“ lockenden Gaststätten eher ungekitzelt. Und manche verwirren sogar mit eher kriegerischen Namen wie „Hände hoch“. Nach einer solchen Aufforderung, ohne Messer und Gabel, lässt sich dann ohnehin doch wohl schlecht essen.

In einer Riesenstadt wie Moskau gibt es eben nichts, was es nicht gibt. Selbst wenn es die Offiziellen nicht wollen. Also „Eins-Zwei-G’suffa“.

Frank Ebbecke

Bavarius
Twerskaja 30/2, str. 1
M. Majakowskaja, (495) 699 42 11
Komsomolskij pr. 21/10
M. Frunsenskaja, (499) 245 23 95
www.bavarius.club

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