Die „Two-Brand-Show“ von Benz und Lada

Der 12. Moskauer Internationale Automobilsalon (MIAS) enttäuschte auf ganzer Linie – gleich ein Dutzend der 20 umsatzstärksten Marken blieben ganz zu Hause. Der Abwärtstrend der Automobilbranche setzt sich somit trotz weniger Lichtblicke fort.

Autosalon

Augenschmaus zum 50. Geburtstag: Der neue Lada Vesta in Crossausführung mit Telematik-Terminal / Christopher Braemer

Wer glaubt, dass deutsche Autos nicht zu bremsen sind, der irrt. Zumindest in Hinsicht auf den 12. Moskauer Internationalen Autosalon (MIAS), bei dem sich vor allem die schlechte Performance deutscher Autobauer bemerkbar machte. Schließlich fehlten mit BMW, Volkswagen, Audi und Porsche nicht nur vier der 20 umsatzstärksten Automarken Russlands des laufenden Jahres, sondern fast sämtliche deutsche Marken auf der größten Automobilmesse Russlands – bis auf eine Ausnahme: Mercedes.

Das Stuttgarter Unternehmen musste für seine 33 Vorführmodelle gleich eine ganze Halle im Crokus-Expocenter Krasnogorsk mieten. Höhepunkt war die Marktpremiere des bereits 2015 in Deutschland eingeführten GLC in Crossover-Ausführung. Daneben wurden zahlreiche Sport- und Luxusvarianten wie der AMG Sport E 43, der GLC 43, das Cabrio C 43 und der Roadster SLC 43 vorgestellt. „Russland bleibt für Mercedes-Benz einer der wichtigsten Märkte. Wir werden unsere Prioritäten nicht aufgrund einer vorübergehenden Instabilität des Marktes ändern“, wird „Mercedes Rus“-CEO Jan Madeja in einer Pressemitteilung zitiert. Zudem plant Mercedes in Kooperation mit dem Unternehmen „Kamaz“ aus Tatarstan ein 400 Millionen Euro schweres Werk im Rahmen eines Sonderinvestitionsvertrages (MDZ berichtete). Bis 2019 sollen die Arbeiten in Solnechnogorsk (Moskauer Gebiet) abgeschlossen sein.

Neben der Mehrzahl der deutschen Marken, enttäuschten auch die russischen Hersteller bei der größten Automesse in heimischen Gefilden: Es waren nur zwei der zehn größten heimischen Produzenten vertreten. Ein Lichtblick hingegen war AwtoWAZ mit 19 Ausstellungsmodellen – pünktlich zum 50. Jahrestag nach Gründung im Juni 1966. Seine Ankunft im 21. Jahrhundert bewies das ehemals sowjetische Unternehmen vor allem bei den sechs neuen Konzeptwagen und der Premiere des lang erwarteten Xcode-Modells. Dabei setzen Turbomotor, Allradantrieb und komplett überarbeitetes Design neue Standards für zukünftige Lada-Modelle. Mittels Telematikplattform (Fusion von IT- und Telekommunikationstechnologien) lässt sich das Fahrzeug bequem mit dem Smartphone verbinden. Somit können beispielsweise Cloud-Dienste verwendet werden. Mit dem Lada Vesta CNG Taxi stellte der Autobauer eine insbesondere für Firmenwagen und Taxis interessante Transportlösung vor. Der Vielstoffmotor kommt sowohl mit Erdgas als auch mit Benzin aus. Neben einer erhöhten Motor-Lebensdauer kann der Kraftstoffverbrauch somit bis auf ein Drittel verringert werden.

Autobauer

Verdutzte Blicke vor dem Mercedes V8-Motor mit satten 270 PS und Einspritzsystem in eigener Halle. / Christopher Braemer

Überraschung der 12. MIAS waren die Chinesen: Mit Geely, DFM, Changan und FAW waren gegenüber der deutsch-russischen Enttäuschung gleich vier Marken vertreten. Dongfeng Motor (DFM) präsentierte sechs neue Modelle, FAW mit dem Besturn X80 und dem D60 zwei neue Geländewagen. Changan setzt über über 80 Prozent seiner Produktion in Russland ab. Trotz bisher schwachem Umsatz rückt der russische Markt ins Blickfeld chinesischer Autobauer.

Es sind nach wie vor wirklich keine guten Zeiten für Automobilhersteller in Russland: Im Juli sank der Umsatz der gesamten Branche um satte 17 Prozent. Dies liegt vor allem am Kapitalabfluss und dem Reallohnabfall seit Beginn der Finanzkrise im zweiten Halbjahr 2014. Laut „Awtostat“ sank der Umsatz der Automobilbranche im ersten Halbjahr 2016 im Vergleich zur selben Periode des Vorjahres von 851,9 auf 847,1 Milliarden Rubel. Dies bedeutet einen Abfall von 0,6 Prozent. Mit 97,4 Milliarden Rubel fuhr Mercedes im ersten Halbjahr 2016 den Rekordumsatz der Automobilhersteller auf dem Russischen Markt ein. Dem entgegen verkaufte Lada mit 121 427 Fahrzeugen sechsmal mehr Wagen als Mercedes. Dafür fiel der Gewinn mit 66,2 Milliarden im Vergleich dazu um etwa ein Drittel geringer aus. Unter den Top 20 der umsatzstärksten Marken 2016 liegen insgesamt fünf deutsche, sieben asiatische und zwei russische Autobauer.

Christopher Braemer

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