Moskauer Gespräch: Konflikte und Sprache

Wie beeinflussen Emotionen und Sprache die internationalen Beziehungen? Um diese Frage ging es bei den jüngsten Moskauer Gesprächen, die Mitte März auf der Online-Plattform Zoom stattfanden.

Die Teilnehmerrunde des jüngsten Moskauer Gesprächs

Beim Moskauer Gespräch diskutierten diesmal mit: Wladimir Grinin, ehemaliger russischer Botschafter in Deutschland, Alexej Gromyko, Direktor des Europa-Instituts der Russischen Akademie der Wissenschaften, Sönke Neitzel, Professor für Militärgeschichte am Historischen Institut der Universität Potsdam und Mitglied der Gemeinsamen Kommission für die Erforschung der jüngeren Geschichte der deutsch-russischen Beziehungen, Regina Heller, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Friedensforschung und Sicherheitspolitik (IFSH) sowie der Journalist und Militärexperte Alexander Goltz.

Nach Meinung der Experten werden die russisch-deutschen Beziehungen aktuell vor allem von einem Gefühl der Entfremdung beherrscht. Diese Emotion, so Regina Heller, habe ihre Wurzeln in den 1990er Jahren, als das wiedervereinigte Deutschland und das postsow­jetische Russland es nicht schafften, ein kooperatives Verhältnis zu etablieren. Wladimir Grinin verwies auf historische Berührungspunkte. So hätten beispielsweise Katharina die Große und Peter der Große viel für freundschaftliche Beziehungen zwischen den beiden Ländern getan.

Die historisch begründete Freundschaft wurde auch von Sönke Neitzel erwähnt, der über die fruchtbare Zusammenarbeit mit seinen rus­­sischen Kollegen zum Thema Zweiter Weltkrieg sprach. Alexej Gromyko richtete sein Augenmerk auf den militärischen Bereich. „Ich glaube, dass sich Russland und Deutschland in den kommenden Monaten und Jahren mit Rüstungskontrolle beschäftigen müssen und ein Moratorium für die Stationierung von Kurz- und Mittelstreckenraketen in Europa einführen sollten.“

Die Experten diskutierten auch die Äußerung der deutschen Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer, die im vergangenen November Russland als Bedrohung bezeichnet hatte. „Ich denke nicht, dass Berlin wirklich glaubt, dass Moskau Panzer hierher schicken wird. Moskaus Vision von Frieden ist eine andere als die von Berlin oder Peking. Moskau fordert Respekt für sich selbst, gleichberechtigte Beziehungen mit den Vereinigten Staaten. Deutschland ist der falsche Maßstab für Russland“, so Sönke Neitzel abschließend.

Ljubawa Winokurowa

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