Ein begrabener Stein
Es sei gleich gesagt, dass das „Deutsche Dorf“ ein in der Erde begrabener Stein geblieben ist. Es bleibt zu spekulieren, warum das Projekt, das einst die deutsche Seite herzlich unterstützte, nie realisiert wurde. Dabei galt die Region Kaluga, in der sich seinerzeit der Automobilkonzern Volkswagen ansiedelte, einst als eine der „deutschesten Ecken“ Russlands.
Jetzt ist Deutschland in der sogenannten „Weltstraße“ lediglich mit einem Fachwerkhaus vertreten. Über dem Eingang stehen Goethes Worte: „Alles Gute, was geschieht, setzt das nächste in Bewegung“, im Inneren befinden sich Porträts großer Deutscher. Goethe wird in dieser Galerie von Albrecht Dürer, Immanuel Kant, Johann Sebastian Bach, einem Grundig-Röhrenradio von 1958, einem Modell von Gutenbergs Druckpresse, ein paar bayerischen Trachten und einem künstlichen Weihnachtsbaum mit einem großen Nussknacker begleitet. Die Pavillons der anderen Länder vermitteln oft eine ebenso eklektische Atmosphäre.
Die „Weltstraße“ ist jedoch nur ein kleiner Teil des Ethnoparks. Die meisten Ausstellungsstücke befinden sich auf dem Außengelände. Rund um eine riesige, von Wald umgebene Lichtung gibt es unzählige Ethnohäuser, Labyrinthe und Freilichtmuseen. Übrigens: Keines der westeuropäischen Länder ist draußen vertreten. Weißrussland, die Ukraine, Sibirien, der Ferne Osten und sogar Indien dagegen schon. Südostasien ist mit sechs Hotels (insgesamt sind es 11) vertreten, die jeweils in einem entsprechenden Stil errichtet wurden.
Der einsame Gagarin
Und inmitten eines kargen Feldes steht einsam das Denkmal für Juri Gagarin. Der erste Kosmonaut der Erde sieht ein wenig aus wie das Münchner Kindl vom diesjährigen offiziellen Wiesnkrug. Auch er breitet freudig die Arme aus und hat das gleiche breite Lächeln im Gesicht. Es fehlen lediglich die Brezeln, das Karussell und der Bierkrug. Was aber Sie auf der Theresienwiese nicht sehen werden, ist das sowjetische Mondfahrzeug. Auch wenn sein Modell, das in der Nähe des Gagarin-Denkmals steht, dem Original nur entfernt ähnelt.
Zusammengefasst: Es ist die Unterhaltung für echte Ethno-Fans. Aber es gibt offensichtlich eine Menge solcher Leute, wenn man den Parkplatz vor dem Eingang betrachtet.
Alexej Karelski