Operation Spielwiese: Deutsches Grün für WM-Stadion in Samara

Bei der Fußball-Weltmeister­schaft im Sommer spielt Deutschland entweder im Achtelfinale (wenn es nicht so gut läuft) oder im Viertelfinale (wenn es gut läuft) in Samara. Jetzt bekam der dortige Stadionneubau auch einen deutschen Rasen und ist nun als letzte WM-Arena bezugsfertig.

Die von Weltraummotiven inspirierte „Samara Arena“ am Rande der Millionenstadt Samara im Modell © birdlifeproduction.ru

Als ihn der Anruf der MDZ erreicht, ist Arnd Peiffer gerade auf dem Weg zum Berliner Olympia­stadion. Dort will man seinen Rat hören, was man dem Rasen vor dem DFB-Pokalfinale am 19. Mai noch Gutes tun könnte, damit er am Spieltag in idealem Zustand ist. Peiffer kennt sich mit Rasen aus wie kaum ein Zweiter in Deutschland, genauer: mit Rollrasen. Seine Firma mit Sitz im nordrhein-westfälischen Willich macht damit sowohl Kleingärtner glücklich als auch Profifußballvereine. Die Hälfte aller Bundesligastadien ist mit den grünen Teppichen der Gebrüder Peiffer GbR ausgelegt. Denn Rasen anzupflanzen und dann zu warten, bis darauf Fußball gespielt werden kann  – das geht heutzutage kaum noch. „Die meisten Sta­dien sind Multifunktionsarenen, wo zum Beispiel am Wochenende ein Konzert stattfindet und am Montag schon wieder der Ball rollen soll“, sagt Peiffer. Das klappt nur mit Rollrasen: Er ist sofort bespielbar.

Zeitdruck hat auch zu einem Auftrag für Peiffers Betrieb geführt, den er als „tolle Sache“ bezeichnet: Im russischen Samara verzögerte sich der Bau des neuen WM-Stadions, so dass hände­ringend nach einer Sofortlösung gesucht wurde. Die Willicher konnten liefern, schließlich hat man an mehreren Standorten insgesamt drei Millionen Quadrat­meter Rasen angebaut. Anfang April starteten 23 Kühl-Lkw mit Rasenrollen zu je 3,20 Meter Breite und 16,50 Meter Länge zu der etwa 3500 Kilometer langen Reise nach Samara, wo sie nach einer Woche eintrafen. Die größte Herausforderung sei dabei nicht die Entfernung, sondern die Bürokratie gewesen, so Peiffer. Die Anzahl an Zertifikaten, die von russischen Behörden verlangt worden sei, habe ihn „schockiert“. Dafür ist Peiffers Firma nun erstmals bei einer WM dabei: „Da ist man schon stolz.“

Das Metallurg-Stadion von Samara, wo bisher der lokale Klub Krylja Sowjetow seine Heimspiele bestritt. © Wikimedia Commons / Shvann

Die „Samara Arena“ mit ihren 45.000 Plätzen sollte eigentlich –  wie alle anderen Stadien –  bis Ende 2017, dann spätestens zum 1. April fertig sein. Nun wird sie als letzte der zwölf WM-Austragungsstätten am 28. April mit einem Punktspiel der zweithöchsten russischen Liga zwischen Krylja Sowjetow Samara und Fackel Woronesch eröffnet. Vier Spieltage vor Saisonende hat der beliebte lokale Klub Krylja Sowjetow als Tabellendritter nur einen Punkt Rückstand auf die beiden Klubs an der Spitze und damit noch alle Chancen auf den direkten Aufstieg in die Premier-Liga, die höchste Spielklasse in Russland, wird aber zumindest in der Aufstiegsrelegation spielen. Somit könnte in der neuen Arena zur kommenden Saison Erstliga-Fußball stattfinden, was Gegner wie Spartak Moskau und Zenit St. Petersburg bedeutet und natürlich die Wahrscheinlichkeit beträchtlich erhöht, dass die Tribünen gut gefüllt sein werden. Bisher trug die Heimmannschaft ihre Spiele im 1957 gebauten Metallurg-Stadion aus, das 30.000 Zuschauer fasst.

Bei der Weltmeisterschaft werden in der „Samara Arena“ sechs Spiele ausgetragen, darunter das letzte und womöglich fürs Weiterkommen entscheidende Gruppenspiel von Russland gegen Uruguay. Sollte die deutsche Natio­nalmannschaft, die in Gruppe F auf Mexiko, Schweden und Südkorea trifft, nur Gruppenzweiter werden, trägt sie ihr Achtelfinale in Samara aus. Gewinnt sie sowohl Gruppe als auch Achtelfinale, geht es zum Viertelfinale in die Stadt an der Wolga.

Tino Künzel

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