
Die Geschichte mit der Entwicklung (und der Aufgabe dieser Idee) eines neuen leichten Mehrzweck-Turboprop-Flugzeugs LMC-901 „Baikal“ hat wieder einmal für Schlagzeilen gesorgt. Der stellvertretende Ministerpräsident und bevollmächtigte Vertreter des russischen Präsidenten im Föderationskreis Fernost, Juri Trutnew, erklärte am 14. Mai auf einer Sitzung des Staatsduma-Ausschusses für den Fernen Osten und die Arktis, dass die Arbeiten an dem neuen Flugzeug „in eine Sackgasse geraten sind“. Am selben Tag beeilte sich das russische Industrie- und Handelsministerium jedoch zu versichern, dass die Entwicklung eines neuen russischen Flugzeugs mit einem russischen Triebwerk unter Berücksichtigung der Kommentare von Testpiloten fortgesetzt werde. Doch nicht alle glauben an den Siegeszug der russischen Importsubstitution im Flugzeugbau.
Grandiose Pläne
Die Pläne zum Bau einer eigenen Flugzeugflotte waren beeindruckend. Am 14. Dezember 2023 sagte der russische Präsident Wladimir Putin im Rahmen des sogenannten direkten Drahts – Beantwortung (vereinbarter) Fragen von Russen –, dass Russland plane, bis 2030 mehr als tausend Flugzeuge zu fertigen. Später musste diese Zahl jedoch korrigiert und der Bau neuer Flugzeuge verschoben werden. Dies galt auch für das Leichtflugzeug LMC-901 „Baikal“.
Festgelegte Gelder und getäuschte Erwartungen
Die Ausschreibung für die Entwicklung eines modernen russischen Doppeldeckers wurde 2019 vom Uraler Werk für Zivilluftfahrt gewonnen. Und schon standen die Fluggesellschaften Schlange, um das neue Flugzeug zu bekommen. Sie gaben Vorbestellungen auf, wobei das fernöstliche Unternehmen Aurora die meisten „Baikals“ bestellte. Sie wollte 95 Flugzeuge in ihre Flotte aufnehmen. 14 Milliarden Rubel wurden bereits in den Bau der „Baikal“ investiert.
Das Thema Geld im Zusammenhang mit dem Flugzeug „Baikal“ ist eine eigene Geschichte. Ursprünglich war geplant, dass „Baikal“ im Jahr 2024 in Produktion gehen sollte. Dabei sollte das Flugzeug nicht mehr als 120 Millionen Rubel kosten. 2024 hatte sich der Preis jedoch verdreifacht.
Magische Wirkung
Putin äußerte seinen Unmut darüber, und es geschah ein Wunder, dass der Öffentlichkeit von Juri Trutnew bekannt gemacht wurde. „Es wurde eine Reihe von Fachleuten eingeladen, die sich Gedanken machten. Und wir müssen es ihnen hoch anrechnen: Seit dem Ostwirtschaftsforum sind einige Tage vergangen und der Preis des Flugzeugs hat sich halbiert. Die Anweisungen des Präsidenten haben also tatsächlich eine magische Wirkung auf die Außenwelt. Vor ein paar Tagen kostete es noch 455 Millionen Rubel, jetzt sind es etwa 260 Millionen Rubel. Na, toll.“ Das war im September 2024.

Zurück zum Geprüften
Infolgedessen kehrte man zu dem ursprünglich angekündigten Plan B zurück. Der gute alte Antonow-Doppeldecker „An-2“, der 1947 konzipiert worden war, konnte einen neuen Motor erhalten und bis zum Eintreten besserer Zeiten noch weiter fliegen.
Dies ist nicht unbedingt ein Kompromiss in Bezug auf die Qualität der Maschine. Die modernisierte „An-2“ ist in Bezug auf die Leistung besser als „Baikal“. Der Anlauf beträgt 50 Meter gegenüber 195 Metern beim LMC-901, das Abfluggewicht beträgt 5500 Kilo gegenüber 4800 Kilo, aber das Wichtigste ist der Preis. Die modernisierte „An-2“ kostet 200 Millionen Rubel.
Goscha Haimow