Moskaus fünf Busbahnhöfe und wo es von dort hingeht

Die fünf Moskauer Busbahnhöfe sind nicht nur für Langstrecken gut. Auch der eine oder andere Ausflug in die umliegenden Provinzen kann hier seinen Anfang nehmen. Dass die Infrastruktur in den vergangenen Jahren runderneuert wurde, ist für das Vorhaben unbedingt zweckdienlich.

In diesem Einkaufszentrum verbirgt sich der Busbahnhof Zentralny an der Metrostation Schtscholkowskaja (Foto: Tino Künzel)

Unter den Fernbussen, die vom Busbahnhof Sewernyje Worota (Nordtor) abfahren, ist jeden Nachmittag auch einer nach Deutschland. Jedenfalls kann das Ticket für die gesamte Strecke von Moskau nach Berlin gelöst werden, auch wenn unterwegs ein oder zwei Umstiege im Baltikum erforderlich sind. Bei einer Fahrzeit zwischen 39 und 45 Stunden ist diese Tour allerdings nur etwas für Hartgesottene.

Infrastruktur modernisiert

In Sewernyje Worota beginnt sie immerhin recht komfortabel. Der Busbahnhof wurde erst 2018 eröffnet und steht für einen neuen Standard, der Busreisen attraktiver machen soll. Nach jahrelanger Modernisierung der Infra­struktur – der jüngste von fünf Moskauer Busbahnhöfen wurde Ende 2023 in Betrieb genommen – feiert Mos.ru, das Portal der Stadtregierung, den Fortschritt gern mal unter Verweis auf früher: „Heruntergekommene Gebäude, Gedränge, unverständliche Durchsagen, nicht überdachte Einstiege, unbequeme und enge Wartebereiche“ – solche Zustände hätten vor noch gar nicht langer Zeit geherrscht.

Heute können sich die Busbahnhöfe tatsächlich sehen lassen. Ihr Äußeres lässt aber nicht immer Rückschlüsse auf das Innere zu. Wer zum ersten Mal vor dem Zentralen Busbahnhof steht, der staunt nicht schlecht über den Bombast aus Glas und Glamour. Doch dabei handelt es sich um ein Einkaufszentrum, in dem der „Awtowoksal“ lediglich einen Teil des ersten und sechsten Stockwerks belegt. Die Kassen befinden sich im Erdgeschoss, die Bahnsteige auf dem Dach.

Bei der Stadt spricht man dennoch vom „größten Busbahnhof in Osteuropa“. Und gibt die Zahl der überregionalen und internationalen Verbindungen aller fünf Busbahnhöfe mit 118 an. Die Entfernungen sind russlandtypisch oft groß. Aber es lassen sich auch viele lohnende Ziele in der Reichweite für einen Tages- oder Wochenendausflug finden. Meist ist die Busfrequenz dorthin sogar am höchsten, wobei die Busbahnhöfe je nach Himmelsrichtung unterschiedliche Schwerpunkte setzen.

Je nach Himmelsrichtung

Zentralny ist erste Wahl, wenn es in die Regionen Wladimir oder Iwanowo gehen soll. Nach Wladimir (190 Kilometer) und Susdal (220 Kilometer) mit ihren Welterbestätten braucht der Bus 3:30 beziehungsweise 4:15 Stunden. Schneller, nämlich in zwei Stunden, ist man von hier in Pereslawl-Salesski (Region Jaroslawl), das wie auch Wladimir und Susdal zum „Goldenen Ring“ altrussischer Städte gehört.

Mit solchen Lorbeeren können sich die Städte in der Region Tula, die vom Busbahnhof Krasnogwardejski angesteuert werden, nicht schmücken. Doch Tula (3:00) ist garantiert sehenswert und lässt sich gut mit einem Abstecher zu Tolstois Jasnaja Poljana verbinden. Oder wie wäre es mit der historisch bedeutenden Kleinstadt Wenjow (2:30), von der die Wenigsten je gehört haben dürften? Oder mit Nowomoskowsk (3:00), wo der Don entspringt?

Der Busbahnhof Juschnyje Worota (Südtor) eignet sich als Startpunkt für einen Trip nach Rjasan (3:30), wo unter anderem einer der malerischsten Kreml Russlands besichtigt werden kann. Auch von Sewernyje Worota sind etliche Regionalhauptstädte wie etwa Jaros­lawl (5:00) und Smolensk (6:00) zu erreichen, dazu Geheimtipps wie Kaschin (4:40), der für seinen ländlichen Charme und seine Mineralquellen gerühmte einzige Kurort der Region Twer, oder Ostaschkow am Seligersee (6:00).

Vom Busbahnhof Salarjewo wiederum reist es sich vorteilhaft Richtung Südwesten. Obninsk (1:30), Kaluga (3:00) und Koselsk (5:00) werden teils im Halbstundentakt bedient.

Tino Künzel

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