Hamster der Enttäuschung

Am 26. September 2024 begann der Handel des HMSTR-Tokens an den großen Kryptowährungsbörsen. Die Notierung der Kryptowährung machte nicht jeden reicher, der sie gebucht hatte. Aber einige Akteure haben trotzdem profitiert.

Hamster
Nach Angaben der Hersteller von Hamster Kombat haben sich 300 Millionen Menschen mindestens einmal in das Spiel eingeloggen. (Foto: Screenshot)

Sehr geehrter Herr Präsident!

Hamster Kombat zerstört Schicksale. „Ich habe im Juni, Juli und August fast jeden Tag durchschnittlich 3 Stunden mit den Aufgaben des Spiels verbracht, das heißt, ich habe mich etwa 270 Stunden damit beschäftigt. Bei der Auszahlung der Kryptowährungen habe ich jedoch nur 5890 Rubel erhalten. Diese 270 Stunden hätte ich mit meiner Familie, mit Erholung oder Arbeit verbringen können.“ So beschreibt ein 39-jähriger Automechaniker aus Tula in seinem Brief an den russischen Präsidenten Wladimir Putin seine tiefe Enttäuschung über Hamster Kombat und bittet um Entschädigung für die verlorene Zeit. Natürlich gibt es berechtigte Zweifel daran, dass es sich um einen echten Brief und nicht um einen Scherz handelt. Aber selbst wenn es sich um einen Witz handelt, kommt er der Wahrheit sehr nahe.

Der Löwenanteil für die Spieler

Das Clicker-Spiel auf Telegram war im Frühjahr und Sommer 2024 ein großer Hit. Die meisten von den 300 Millionen Menschen, die sich nach Angaben der Hersteller von Hamster Kombat mindestens einmal in das Spiel eingeloggt haben, taten dies in der Erwartung, einen anständigen Gewinn zu erzielen. Die Teilnehmer „tippen den Hamster an“ – klicken auf seine Figur – und erhielten dafür virtuelle Münzen, die sich mit der Zeit in echtes Geld verwandeln sollten.

Die Entwickler von Hamster Kombat gaben an, dass insgesamt 100 Milliarden HMSTR-Tokens geschaffen werden sollen. Davon werden 60 Prozent an die Spieler in der ersten Saison und 15 Prozent an die Spieler in der zweiten Saison gehen (das genaue Datum des Starts ist nicht bekannt). Weitere 8 Prozent gehen an die Spielentwickler und 6 Prozent an die Ersteller verschiedener Aktivitäten innerhalb des Spiels. Mit dem Rest, so der Plan, sollen die Entwickler Werbung, die Aufrechterhaltung der Stabilität des Kryptowährungskurses und die Unterstützung des Minings neuer Token bezahlen.

Bittere Realität

Dann kam der Tag X. Kryptowährungsbörsen haben mit dem Handel von Token begonnen, die Spieler durch harte (und natürlich von niemandem benötigte) Arbeit verdienen. Vor dem Start des Handels an der Bybit-Börse schwankte die Bewertung der Token in russischer Währung um einen Rubel. Unmittelbar nach ihrem Verkaufsbeginn sank er jedoch um fast 20 Prozent. Der durchschnittliche Spieler kann unter Berücksichtigung der Anzahl der erhaltenen Token potenziell etwa 1500–2000 Rubel verdienen, also weniger als 20 Euro. Dies ist eindeutig nicht das, was viele erwartet haben.

Hamster folgt den Katzen

Der Fall von Hamster Kombat zeigt wieder einmal, wie ein starker Hype um ein Projekt dieses unterstützen kann. Und gleichzeitig ist es ein perfektes Beispiel dafür, was dieser Hype kostet, wenn er zwangsweise mit der Realität konfrontiert wird. Denn abgesehen von dem Rummel um das Projekt haben potenzielle Käufer von HMSTR-Tokens keinen Grund, in dieses Finanzinstrument zu investieren. Es gibt viel profitablere Kryptowährungen und viel interessantere Spiele.

Dieses Ergebnis war vorhersehbar, wenn man sich ähnliche Projekte ansieht. Notcoin Clicker kann im Jahr 2024 auf mehr als 30 Millionen Nutzer verweisen, aber der Preis seines Tokens fällt. Mit dem Spiel Catizen, einem weiteren Clicker auf Telegram, den der Gründer des Messengers, Pawel Durow, als „die größte Gemeinschaft von Katzenliebhabern der Welt“ bezeichnete, verhält es sich ähnlich. Man muss da nur statt Hamster Katzen antippen.

Werbung macht reich

Während der genannte Automechaniker aus Tula als Verlierer eingestuft werden kann, sind die Besitzer von Hamster Kombat die Gewinner. Schon vor der HMSTR-Notierung hatten sie Millionen von Dollar an Werbeeinnahmen. Die Rechte an der Hamster-Kombat-Marke hat im Juli 2024 der Serienunternehmer aus St. Petersburg Eduard Gurinowitsch gekauft, der 2019 in der Forbes-Rang­liste der vielversprechendsten Russen unter 30 Jahren auftauchte. Die neue Generation von Investoren ist auf dem Vormarsch.

Igor Beresin

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