Auf der Suche nach Lenin in Deutschland

Carlos Gomes hat in jahrelanger Arbeit die letzten Lenin-Denkmäler Deutschlands dokumentiert. Jetzt hat er ein Buch veröffentlicht.

Lenin-Denkmal im Gebüsch
Carlos Gomes und ein Lenin-Kopf im Gebüsch bei Fürstenberg/Havel (Foto: Pi Bartholdy)

Lenindenkmäler in Deutschland? Carlos Gomes kennt sie alle. Vor etwa sieben Jahren entdeckte der Wahl-Berliner bei einem Ausflug ins frühere Hauptquartier der Sowjetarmee in Wünsdorf eine etwas verwitterte, überlebensgroße Lenin-Statue.

Von der Website zum Buch

„Diese Mischung aus Pracht und Dekadenz, Ruhm und Vergessenheit hatte auf mich eine einzigartige Anziehungskraft“, erinnert er sich. Er begann daraufhin, weitere Lenin-Denkmäler zu suchen – die Geburtsstunde seines Projekts „Lenin is still around“. Zunächst veröffentlichte er seine Entdeckungen auf einer Website, im Jahr von Lenins 150. Geburtstag erschien zudem sein Buch „Lenin lebt. Seine Denkmäler in Deutschland“.

Aus der bloßen Inventarisierung erwuchs bald auch Engagement für den Erhalt der letzten Lenin-Denkmäler. „Einerseits halte ich Lenin auch in der heutigen Zeit für ein legitimes politisches Symbol, andererseits sollten in der Denkmalpflege nicht politische Meinungen, sondern historische und kunsthistorische Aspekte im Vordergrund stehen“, so Carlos Gomes.

Lenin als Selfie-Spot

Was ihn besonders erheitert: In Schwerin steht ein Denkmal des estnischen Künstlers Jaak Soans. In den 1990er Jahren zogen viele Spätaussiedler aus Russland dorthin. Er erinnert sich: „Als ich dort 2015 zum ersten Mal war, habe ich eine ältere Frau gesehen, die auf Russisch geskypt hat. Sie hat ein Live-Video mit Lenin für ihre Verwandten in Russland aufgenommen. Was früher ein politisches Symbol für die ostdeutsche Arbeiterklasse war, ist inzwischen eine Heimatserinnerung für die neuen Anwohner aus Russland und das beliebteste Selfie-Motiv im Viertel.“

Lenin-Denkmal in Schwerin
Das Lenin-Denkmal in Schwerin (Foto: Carlos Gomes)

Jiří Hönes

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