Barbie soll bleiben, wo Ken wächst

Die russischen Kinos haben „Barbie“ und „Oppenheimer“ nicht nötig, schreibt das Kulturministerium. Es gebe genug einheimische Qualitätsfilme, die auch für die Vermittlung traditioneller Werte viel besser geeignet seien.

„Barbie“ hat weltweit schon 1,3 Milliarden Euro eingespielt. (Foto: Screenshot Trailer)

„Barbie“ und „Oppenheimer“, die weltweiten Erfolgsfilme dieses Sommers, werden in Russland hier und da als Raubkopie und fast schon konspirativ in den Kinos gezeigt. Offiziell in den Verleih gekommen sind sie nicht. Und dabei bleibt es auch, wie einer Antwort des Kulturministeriums auf eine Anfrage des stellvertretenden Duma-Vorsitzenden Wladislaw Dawankow zu entnehmen ist. Der hatte sich bei Premier Michail Mischustin erkundigt, ob man nicht ausländische Filme zwangslizensieren sollte, also auch ohne Einverständnis der Rechte­inhaber, die den russischen Markt verlassen haben. Die üblichen Lizenzgebühren könne man ja trotzdem an sie abführen. Explizit nannte er „Barbie“ und „Oppenheimer“.

Dawankow begründete seinen Vorstoß damit, den in finanzielle Schieflage geratenen Kinos Einnahmequellen zu eröffnen, ohne die sie womöglich zur Schließung gezwungen sind. Im Jahr 2022 seien die Erlöse an den Kinokassen um 57,2 Prozent niedriger ausgefallen als 2019 vor der Pandemie. Tickets wurden demnach sogar 62 Prozent weniger verkauft.

Das Kulturministerium erteilte der Idee eine Absage. Rechtlich sei sie unzulässig und insgesamt unnötig. Die Branche gewinne der gesunkenen Zahl von Hollywood-Filmen einen „positiven Aspekt“ ab, heißt es. Der Markt sei reich an hochwertigen einheimischen Produktionen wie dem Filmmärchen „Tscheburaschka“ und dem Weltraumdrama „Wysow“. Ihr gestiegener Anteil begünstige die „Vermittlung nationaler moralisch-ethischer Werte und die patriotische Erziehung der Jugend“ gemäß Präsidentenerlass Nr. 809. Von „Barbie“ und „Oppenheimer“ könne das schwerlich behauptet werden, steht in dem Schreiben. Man gehe davon aus, dass diese Filme nicht den „Zielen und Aufgaben“ zur „Wahrung und Festigung traditioneller russischer geistig-moralischer Werte“ entsprächen.

Auf Kinopoisk.ru, dem russischen Pendant zur Online-Film-Datenbank IMDB, hat „Barbie“ ein Rating von 6,7, „Oppenheimer“ kommt auf 8,5. „Tscheburaschka“ ist mit 7,2 bewertet, „Wysow“ mit 7,5.

Tino Künzel

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