Wahlen und Spiele

Präsidentschaftswahlen, Weltspiele der Freundschaft, Weltfestspiele der Jugend und mehr: Großereignisse des neuen Jahres im Spiegel der russischen Medien.

Dezenter Hinweis auf die Weltfestspiele der Jugend im Moskauer Messegelände WDNCh (Michail Woskressenski/RIA Novosti)

Präsidentschaftswahlen

Vom 15. bis 17. März wählt Russland einen neuen Präsidenten für die nächsten sechs Jahre. Dass es der alte ist, steht außer Frage. Ernsthafte Konkurrenz hat Wladimir Putin, der für seine fünfte Amtszeit kandidiert, nicht. Der „Moskowski Komsomolez“ schreibt dazu:

Umfragen von vor dem Jahreswechsel zeigen, dass derzeit 80 Prozent Wladimir Putin vertrauen und ihm 16,6 Prozent nicht vertrauen (die Übrigen konnten sich nicht festlegen). Diese Zahlen lassen sich mit gewissen Vorbehalten auf die Präsidentschaftswahlen im März übertragen. Putin wird aller Wahrscheinlichkeit nach sein vorheriges Ergebnis (76,69 %) übertreffen und um die 80 Prozent der Stimmen auf sich vereinen, vielleicht sogar noch etwas mehr. Folglich entfallen auf die übrigen Kandidaten weniger als 20 Prozent (unter Berücksichtigung dessen, dass es auch ungültige Stimmzettel gibt, 2018 waren es mehr als 1%). Wer von ihnen auf wie viele Stimmen kommt, ist, offen gesagt, nicht von größerem Interesse. Es liegt auf der Hand, dass die bevorstehenden Wahlen ein Referendum zu Gunsten von Wladimir Putins politischem Kurs sind, dessen grundlegende Züge sich 2022 und 2023 klar herauskristallisiert haben.

Weltspiele der Freundschaft

Rund einen Monat nach dem Ende der Olympischen Sommerspiele in Paris beginnt in Moskau und Jekaterinburg ein internationales Sportfest namens Weltspiele der Freundschaft. Die Veranstaltung soll zwei Wochen dauern und 33 Sportarten umfassen. Athleten aus über 100 Ländern hätten ihr Kommen angekündigt, heißt es von Seiten der Organisatoren, die bei der russischen Führung angesiedelt sind. Die Spiele gelten als eine Art Alternativ-Olympia und als Bühne für russische Sportler, die in Paris nicht antreten können oder wollen. Das Internationale Olympische Komitee (IOC) hat die nationalen Komitees vor einer Teilnahme gewarnt. IOC-Chef Thomas Bach sprach von einer „absolut politisierten Sportveranstaltung“. Russland weist die Vorwürfe zurück. Das Magazin „Forbes“ schrieb im Herbst:

Der erste Vize-Präsident des Olympischen Komitees Russlands (OKR) Igor Lewitin hatte zuletzt mitgeteilt, dass die Erst-, Zweit- und Drittplatzierten der Spiele der Freundschaft dieselben Preisgelder erhalten, wie die Medaillengewinner der Olympischen Spiele von Paris. Für russische Sportler sind die staatlichen Preisgelder seit 2012 unverändert: vier Millionen Rubel für den ersten Platz, 2,5 und 1,7 Millionen für den zweiten und dritten.

Weltfestspiele der Jugend

Russland richtet vom 1. bis 7. März ein groß angelegtes internationales Jugendtreffen in Sotschi aus. Trotz des gleichlautenden Namens ist es organisatorisch getrennt von den Weltjugendspielen, die linke Verbände seit 1947 veranstalten und deren bisher letzte Auflage 2017 ebenfalls in Sotschi stattfand. Über den Stand der Dinge berichtete der TV-Sender „Kuban 24“ zuletzt so:

Zur Vorbereitung auf die Weltfestspiele der Jugend äußerte sich am 13. Januar bei einer Sitzung des Koordinationskomitees der stellvertretende Leiter der Präsidialverwaltung, Sergej Kirijenko. Russland werde in den Tagen des Festivals mehr als 10.000 ausländische Gäste begrüßen, so Kirijenko. „Wir haben Bewerbungen aus 188 Ländern vorliegen, mehr als 2017.“ Sergej Kirijenko sagte, dass jetzt „die Zeit der Möglichkeiten“ sei, aus verschieden Gründen. „Die Welt verändert sich rasant“, und so ein globaler Wandel sei „immer eine Zeit der Möglichkeiten“.

Computerspiel „Smuta“

Zumindest in interessierten Kreisen wird die für das Frühjahr angekündigte Veröffentlichung eines russischen Computer-Rollenspiels mit dem Titel „Smuta“ mit Spannung erwartet. „Smuta“ ist das russische Wort für die sogenannte Zeit der Wirren an der Schwelle vom 16. zum 17. Jahrhundert, als Russland ausländischen Interventen in die Hände zu fallen drohte  – ein nationales Trauma. Für das Spiel des russischen Studios Cyberia Nova machte das „Institut für die Entwicklung des Internets“ 490 Millionen Rubel (gut fünf Millionen Euro) an Staatsgeldern locker. Der Plot orientiert sich an einem Roman aus dem Jahr 1829 um den fiktiven Bojaren Juri Miloslawski, der die dramatischen Ereignisse miterlebt. Das Fachportal ixbt.games kommentierte wie folgt:

Die wichtigste Lehre. Anstatt wahnsinnige Summen in „Smuta“ zu investieren, sollten sich die staatlichen Stellen lieber um den Ausbau der Infrastruktur für die Entwicklung, die Promotion und den Verkauf von Spielen kümmern. Wünschenswert wären dabei transparente Regeln, damit die Entwickler nicht die Ämter belagern müssen, um ihre Spiele herausbringen zu können. Kurz gesagt, Russland braucht sein Steam. Und einen guten Verleger, der für den Zugang zu ausländischen Märkten sorgt.

300 Jahre RAN

Peter der Große setzte am 8. Februar 1724 seine Unterschrift unter einen Erlass, mit dem die Russische Akademie der Wissenschaften (RAN) gründet wurde. Die traditionsreiche Forschungseinrichtung feiert also ihr 300-jähriges Bestehen. Das Internetportal Scientificrussia.ru zitiert aus diesem Anlass aus einer Rede von RAN-Präsident Gennadi Krasnikow vom Herbst 2023:

Damit sich unser Land bei der Erschließung der Atomenergie und der Eroberung des Weltalls hervortun, sich in der Medizin weiterentwickeln und fortschrittliche Technologien herausbringen konnte, ohne die unser Leben heute gar nicht mehr vorstellbar wäre, musste es einen langen und intensiven Weg zurücklegen. Und die Russische Akademie der Wissenschaften ist ihn gemeinsam mit dem Staat gegangen. Bereits von den ersten Tagen ihres Bestehens an hat sich die Akademie eingeschaltet, um jene Probleme zu lösen, vor denen unser Land stand.

Tino Künzel

Newsletter

    Wir bitten um Ihre E-Mail: