Wer auf Moskaus Straßen unterwegs ist und Hunger bekommt, dessen Weg führt nicht selten zu einer der unzähligen Schaurma-Buden der Stadt. Denn die Rolle aus Lawasch-Fladenbrot, gefüllt mit Fleisch und Gemüse, ist nicht nur schnell zubereitet, sondern ist auch oft die günstigste Gelegenheit, satt zu werden.
Seinen Siegeszug in die Mägen der Russen trat der Schaurma Anfang der 1990er Jahre an. Mittlerweile ist der Fleischsnack ein Star des russischen Fast Foods. Er wird in Liedern besungen und im sozialen Netzwerk Vkontakte existieren gleich mehrere Gruppen, in denen Russen Tipps für den besten Schaurma und Bilder mit der Fleischrolle teilen.
Selbst die immer größer werdende Street-Food-Szene in Moskau konnte dem Erfolg des Schaurma nichts anhaben. Um auch beim hippen Publikum Gefallen zu finden, hat er sich mitentwickelt und tritt mitunter als Döner in einem neuen Gewand auf. Und statt auf der Straße kann man den Schaurma in immer mehr angesagten Locations zu sich nehmen. Und in immer mehr Fleisch- und Brotvariationen.
MosDoner
Innerhalb weniger Jahre hat sich MosDoner zu einer echten Institution in Moskau entwickelt. Auf der Ausgehmeile Pokrowka und zwei weiteren Standorten versorgt MosDoner Angestellte wie Nachtschwärmer gleichermaßen. Und das rund um die Uhr. Wer hier seinen Hunger stillen will, muss sich erst einmal zwischen drei Fleischsorten (Huhn, Rind, Schwein) entscheiden und dann noch wählen, ob das Fleisch vom Holzkohle-Drehspieß im Fladenbrot oder als Schaurma im Lawasch-Brot verpackt werden soll. Auch wenn sich viele fleißige Hände darum kümmern, kann die Bestellung bei großem Andrang mal etwas länger dauern. Nach geduldigem Warten darf sich dann auf das schmackhafte Mahl gestürzt werden. Deftig im Geschmack, begleitet von einer dominierenden Dill-Note, besteht die großzügige Füllung aus etwas mehr Gemüse als Fleisch, weshalb dieses droht, etwas unterzugehen. Fleischfanatiker erster Klasse könnte das stören, alle anderen aber vermutlich weniger. Ein insgesamt solides Gericht, welches mit 280 Rubel für die Rindfleisch-Variante zu Buche schlägt und einen Vorgeschmack bietet, wie vielfältig Schaurma sein kann.
MeatMe
Gleich neben dem Gorki-Park, in der Schabolowskaja Uliza 29, versprüht das MeatMe einen ganz anderen Hauch. Statt am Drehspieß geröstet, wird das Fleisch hier auf der Herdplatte zubereitet. Nach deftigem Würzen werden die Stücke scharf angebraten und anschließend fix in mundgerechte Stückchen zerhackt, bevor sie mit dem Gemüse in der Ummantelung landen. Das gibt es zum Preis von 180 (Hähnchen), bzw. 250 Rubel (Rind) als klassischen Schaurma. Dieser kommt unaufgeregt daher, mundet aber gut. Geschmacklich eine klare Empfehlung, nur etwas klein geraten. Liebevolle Zubereitung und das gute Fleisch rechtfertigen hier den Preis.
Schaurmanje
Eine ganz eigene Kreation entwerfen auch die Männer von Schaurmanje. Die Kette ist bereits mit vier Filialen in der Stadt vertreten, zwei weitere kommen demnächst hinzu. Hier wird das Fleisch am Spieß von Holzkohle geröstet, und Gäste haben die Wahl zwischen Fladenbrot und Teigrolle. Was mäßig spektakulär klingt und aussieht, kann sich mehr als schmecken lassen. Gemüse und die fein gehackte Fleischfüllung finden ihren Weg in die Teigtasche, die erst anschließend im Kontaktgrill angeröstet wird. Das sorgt für einen einfachen Verzehr, und vermeidet das sonst bekannte Herabfallen des Inhalts aus auseinanderklaffenden Brothälften. Besonderheit und auch besonders lecker: klein geschnittene Oliven und Preiselbeeren verstecken sich in der Fleisch-Gemüse-Füllung und verleihen dem rauchigen Kern eine fruchtige Note. Gästen mit empfindlichem Gaumen sei jedoch geraten, das intensive Geschmackserlebnis mit der vorsichtigen Wahl einer Soße am Anfang zu beginnen, denn diese wird reichlich verteilt und kann auch schnell zu scharf werden. Das äußerlich unscheinbare Geschmackserlebnis gibt es schon für 220 Rubel in der Hähnchenfleisch-Variante. Auf jeden Fall empfehlenswert.
Berlin KebUp
In den vergangenen Jahren hat der orientalische Schaurma in Form des türkisch-deutschen Döners Konkurrenz bekommen. Pionier Berlin KebUp auf der Warschawskoje schossee zeigt, dass Berlin in Moskau nicht nur als deutsche Hauptstadt, sondern auch als Kebab-Mekka bekannt ist. Hier gibt es den klassischen Kebab. Im Fladenbrot serviert, wird hier jedem Döner-Fan eine reichhaltige Portion vom Spieß geschnittenen Fleisches mit Gemüse geboten – das Ganze in der aus Deutschland bekannten Kebab-Papiertasche. Der stolze Preis von 300 Rubel unterstreicht Menge und Herkunft des Kebab-Gerichtes. Eine ordentliche Portion Zwiebeln sorgt für eine scharfe Note, kann für einen empfindlichen Gaumen aber auch etwas zu viel sein. Ein insgesamt knuspriger, leckerer Döner, typisch deutsch zubereitet.
Mustafa Kebab
Auf der Suche nach dem besten Döner gelangen Kebab-Jünger schließlich unausweichlich zu einem weiteren Kandidaten aus Deutschlands Hauptstadt, der dort eine echte Ikone ist – Mustafa Kebab. Wer meint, der Klassiker aus Berlin-Kreuzberg sei eine billige Kopie, liegt daneben. Im November 2018 kam Inhaber Mustafa Demir höchst selbst von Berlin nach Moskau und eröffnete den Ableger seines Verkaufsschlagers „Mustafas Gemüsekebab“ auf der Bolschaja Tatarskaja uliza im Stadtteil Samoskworetschje. Seitdem können alle Moskauer dort Döner „Made in Berlin“ kosten. Mustafas Kreation hat es in sich. Nicht nur die Mischung aus leicht rosigem Rind- und Hammelfleisch, das am Spieß geröstet wird, verleiht einen besonderen Geschmack. Die dominante Note wird von einer Portion Tworog ergänzt, eine osteuropäische Quarkspeise, die an Frischkäse erinnert. Garniert mit Kräutern findet diese ihren Platz auf der ausgewogenen Fleisch-Gemüsemischung, mehr als großzügig in das knusprige Fladenbrot gefüllt. So entsteht eine außergewöhnliche Geschmacksrichtung, welche zu probieren sich wirklich lohnt. Mit 310 Rubel für die getestete Fleischvariante gehört der Döner von Mustafa nicht nur zu den besten, sondern auch sicherlich zu den teureren Kebab-Varianten in Moskau.
Fiete Lembeck