Konferenz: Russland-und Deutschlandbilder in den Medien

Wie werden Russen und Deutsche im jeweils anderen Land wahrgenommen? Und welche Mittel und Wege gibt es, das gegenseitige Image zu verbessern? Darüber diskutierten Ende November deutsche und russische Experten auf einer Online-Konferenz.

Wie kaum ein anderes Land polarisiert Russland in Deutschland, sei es in den Medien oder in der Politik. „Der deutsch-russische Dialog ist in einer schweren Phase. Entweder wird nur Schlechtes berichtet oder gar nicht“, erklärte Oleg Tjapkin, Direktor der 3. Europaabteilung des russischen Außenministeriums in seiner Eröffnungsrede der Konferenz „Das Bild von Russland und Deutschland in der Öffentlichkeit der beiden Länder und im Spiegel der Massenmedien“ am 19. November.

Medien haben viel Einfluss auf die Gesellschaft. Doch heute werden Inhalte häufig mit geringem Aufwand erstellt und schnell veröffentlicht. Dabei kommt es immer öfter zu absichtlichen Verzerrungen der Wirklichkeit. Wichtig ist hier, kritisch zu bleiben. In seinem Grußwort betonte der deutsche Botschafter Géza Andreas von Geyr, dass man noch viel an der Medienkompetenz der Menschen arbeiten müsse. Nur so könne man Verzerrungen erkennen. Auch eine freie und unabhängige Presse, die immer mehr Verantwortung übernimmt und eine vielfältige Berichterstattung ermöglicht, sei unbedingt notwendig so von Geyr.

Medien mit großer Verantwortung

Kerstin Kaiser, Leiterin des Moskauer Büros der Rosa-Luxemburg-Stiftung, wies auf die Tatsache hin, dass das Entstehen freier Medien eine Errungenschaft und ein großer Wert sind. Allerdings würden Journalisten das oft vergessen. Weiterhin betonte Kaiser die besondere Verantwortung der Medien beider Länder für die Bildung einer positiven Agenda in den bilateralen Beziehengen.

Guntram Kaiser, Inhaber der PR-Agentur Kaiser Communication, sprach davon, dass in letzter Zeit Russlands Außenpolitik in den Medien im Vordergrund steht. Dazu zitierte er aktuelle und oft provokative Schlagzeilen, um zu zeigen, dass die Berichterstattung nicht differenziert ist. Zumindest, wenn es um Politik geht. Als Kulturnation und Reiseziel wird Russland hingegen neutral bis positiv gesehen, so Kaiser. Zusätzlich merkte er an, dass russische Medien wie Sputnik und RT die Menschen in Deutschland bisher nicht erreichen können.

Alexander Rahr, Forschungsdirektor des Deutsch-Russischen Forums, sinnierte über die Besonderheiten der Auffassung von Russland in Deutschland in der Öffentlichkeit, die wesentlich von den Medien getragen wird. Laut Rahr lässt sich in deutschen Medien mehr contra Russland finden und keinerlei Fürsprache. Dies lasse sich auf offizielle Kreise zurückführen. Gleichzeitig kommt es zu einem Vertrauensverlust des deutschen Establishments, glaubt Rahr.

Kritik ja – Dämonisierung nein

Wolfgang Hübner, Redakteur des „Neuen Deutschland“, sprach über eine andere Wahrnehmung und Berichterstattung. Viele Menschen aus Ostdeutschland haben starke kulturelle und persönliche Verbindungen nach Russland. Als linke Zeitung versucht das „Neue Deutschland“ russische Politik aus der russischen Interessenlage zu erklären. Das schließe Kritik natürlich ein, dennoch versuche die Redaktion diese nicht zu dämonisieren, so Hübner.

Wladimir Polenow, ehemaliger Botschafter und Vize-Präsident der Gesellschaft „Russland-Deutschland” merkte an, dass die negative Darstellung in Massenmedien von der Unkenntnis der Sprache oder Kultur des Landes, sondern mehr vom allgemein fehlenden Verständnis rühre. Dabei gab es seiner Meinung nach in den russischen Medien bis vor Kurzem keine harte Kritik an Deutschland. Polenow erinnerte an bekannte Dialogformate wie das Deutsch-Russische Forum, die Potsdamer Begegnungen und den Petersburger Dialog.

Diese und bilaterale Gesellschaftskontakte werden dazu beitragen, der negativen Wahrnehmung in den Medien wirksam entgegenzuwirken, glaubt der ehemalige Botschafter. Gleichzeitig müssen russische Medien aktiver über verschiedene Facetten der Kommunikation zwischen Deutschen und Russen sowie die Innenpolitik und den Alltag in Deutschland berichten, mahnte Polenow.

Russlanddeutsche kommen nur in russischen Medien vor

Olga Martens, Herausgeberin der Moskauer Deutschen Zeitung, betonte, dass sich bis vor zehn Jahren die deutsch-russischen Beziehungen äußerst positiv entwickelten. Mittlerweile hat sich die Situation geändert, allerdings nicht zum Besseren. Erstaunlich dabei: Je mehr sich die beiden Länder in der großen Politik entfremden, desto aktiver werden die Anstrengungen im kulturellen Bereich. Für die Russlanddeutschen sind diese Bemühungen von großer Bedeutung. Denn gerade die Jugendlichen tendieren zu immer mehr bilateralen Projekten. Und demnächst sind sie diejenigen, die entscheiden, wie sich die deutsch-russische Partnerschaft entwickeln wird.

Martens wies auch auf die Sichtbarkeit der Russlanddeutschen hin. Diese gibt es vor allem in russischen Medien. So wurden Russlanddeutsche zwischen dem 7. und 13. November 160 Mal in russischen Medien erwähnt, sowohl in landesweiten wie auch regionalen. Die Erfahrung der Moskauer Deutschen Zeitung, die unterschiedlichste Aspekte des Lebens der Russlanddeutschen vorstellt, könnte als Vorbild für andere Medien dienen, ist Martens überzeugt.

Maria Bolschakowa

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