Fit für den Winter: Alles rund um das Reifen-Geschäft

„Schinomontasch“ – Reifenwechsel – versprechen in Russland kleine Werkstätten praktisch in jedem Stadtviertel. Besonders aktuell ist das zu Beginn des Winters, zumal zum 1. Dezember neue verbindliche Regelungen für Winterreifen in Kraft treten sollten.

Die Grundverordnung, die die Frage über die Winterreifenpflicht regelt, ist das Reglement des Zollverbandes „Über die Sicherheit von Fahrzeugen“. Darin ist festgelegt, dass im Winter Winterreifen Pflicht sind. Ab dem 1. Dezember wurde in den meisten Regionen Russlands eine Strafe für Verstöße gegen diese Anordnung in Höhe von 500 Rubel eingeführt. Die Strafe kann vom 1. Dezember bis zum letzten Tag des Monats Februar erhoben werden.

Ende November versprach jedoch der Chef der Verkehrspolizei Michail Tschernikow, dass dieVerkehrspolizisten Autofahrer ohne Winterreifen im Winter doch nicht bestrafen werden. „Die Benutzung von Winterreifen ist die persönliche Angelegenheit eines jeden Autofahrers, der für die Sicherheit aller Verkehrs­teilnehmer zu sorgen hat“, sagte Tschernikow.

Es ist heutzutage viel billiger, Winterreifen aufzuziehen, als in einen Verkehrsunfall zu geraten. Nicht jede Versicherung deckt die Reparaturkosten ab, die in den letzten zwei Jahren stark gestiegen sind.

Reifenkauf

In Moskau sowie auch in anderen russischen Städten kann man Autoreifen jeder beliebigen Marke kaufen. Sogar von Firmen, die den Markt schon verlassen haben. Wir gehen auf die Webseite eines großen Internethandels, suchen Michelin-Reifen (oder Bridgestone, Goodyear, Dunlop, Continental) und sehen die Angebotspalette, aber auch die Preise. Die sind nicht gerade niedrig. Ein Satz Reifen einer solchen Marke ist fast doppelt so teuer wie die Reifen der Marken, die in Russland noch auf dem Markt sind. Von den westlichen Firmen sind das die italienische Firma Pirelli (mit Werken in Kaluga und Woronesch) und die japanische Firma Yokohama (mit einem Werk bei Lipezk).

Das ungefähr gleiche Bild haben wir auch in den Läden. In einem der Geschäfte am nördlichen Stadtrand Moskaus gab es Mitte Dezember Reifen für jeden Geschmack und jeden Geldbeutel. So liegen zum Beispiel Continental-Reifen (215/50/17) im Schaufenster, direkt aus Deutschland. Ein Reifen kostet 28 760 Rubel (ca. 290 Euro). Wir fragen den Verkäufer, wer solche teuren deutschen Reifen kauft. Seine Antwort: „Wie viel kostet denn jetzt ein Auto? Genau, ziemlich viel. Warum also dann an den Reifen sparen? Das sind die Preise in einem Arbeiterviertel am Stadtrand.  Aber auf dem Mitschurinski-Prospekt gibt es völlig andere Preise.“ Gemeint ist, dass dort, wo die Wohnungen teurer sind, auch die Reifen mehr kosten.

Der deutsche Reifenproduzent Continental verließ im Frühjahr 2023 den russischen Markt für immer. Die russischen Aktiva von Continental gingen an die Firma „S8 Capital“ über. Sie übernahm 2023 die russische Firma „Cordiant“, die Reifen herstellt. Zusammen mit dem Reifenwerk in Kaluga, umbenannt in „Cordiant Kaluga“ wurde den Deutschen das Recht auf die Marke „Gislaved“ sowie die Produktionstechnologien und die Rezeptur für die Gummimasse abgekauft.

Russische und chinesische Reifen

Im Verkauf gibt es auch Reifen des Werkes „Kama und Viatti“ in Nischnekamsk. Diese Reifen gehören zu den billigsten in Russland. So kann man die Reifen Kama Alga (195/65/15) für 3800 Rubel (38 Euro) pro Stück kaufen. Sie werden gewöhnlich beim Lada Granta aufgezogen, ein erschwingliches Auto in Russland.

2023 waren 80 Prozent der in Russland eingeführten Autos made in China. Natürlich kamen zusammen mit den Autos auch die chinesischen Reifen. Derzeit gibt es mehr als ein Dutzend chinesische Marken auf dem Markt. Ein Satz Reifen dieser Marken kostet genau so viel wie „Cordiant“ oder „Gislaved“. Nach Einschätzungen des Autoportals „Drom“ wuchs das Angebot von Autoreifen aus China in diesem Jahr um 18 Prozent, was es den Chinesen ermöglichte, im Herbst bis zu 12 Prozent Marktanteile zu bekommen.

Der Kauf eines neuen Satzes Reifen kostet durchschnittlich 25 000-30 000 Rubel.

Einlagerung der Reifen

Jeder Autobesitzer hat zwei Sätze Reifen – Sommer- und Winterreifen. Wenn ein Satz aufgezogen ist, muss man den zweiten irgendwo aufbewahren. Wer in einem Eigenheim wohnt, kennt die Antwort auf diese Frage. Für die Bewohner der Städte ist es komplizierter.

Die Firma „AvtoSpezZentr“ hat einmal herausgefunden, wo die Russen am häufigsten ihre Reifen lagern. Es stellte sich heraus, dass ungefähr 60 Prozent die Reifen beim Autohändler aufbewahren lassen. Weitere 20 Prozent der Befragten bevorzugen eine Lagerung in der Garage, 11 Prozent auf dem Balkon, 5 Prozent auf der Datscha. Und 4 Prozent der Befragten finden in der Wohnung Platz für die Reifen.

Die Einlagerung der Reifen im Autohaus kostet durchschnittlich um die 4500 Rubel pro Saison, also etwa 9000 Rubel (90 Euro) im Jahr.

Reifenwechsel

Die Russen wechseln zweimal im Jahr die Reifen. Lediglich 2 Prozent der Autofahrer nutzen das eigene Auto im Winter überhaupt nicht, und 4 Prozent fahren laut einer Umfrage von „AvtoSpezZentr“ mit Ganzjahresreifen. Alle anderen wechseln praktisch ungefähr zur gleichen Zeit die Reifen. Im Herbst so um den 15. November, im Frühling um den 15. März. Aber alles hängt vom Wetter ab. Oft liegt Mitte März auch im zentralen Teil Russlands noch Schnee.

Eine Vielzahl kleiner Reifendienste bietet den Autofahrern ihre Dienstleistungen an. Nach Einschätzung von rosretail.com sind es allein in Moskau über 4000. Das sind vor allem kleine Werkstätten, für die die saisonbedingte Nachfrage typisch ist.

Ein Reifenwechsel kostet um die 2000 Rubel.

Olga Silantjewa

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