Bei der jüngsten Vernissage im Moskauer Zarizyno-Museum sind alle Blicke auf eine einzige Leinwand gerichtet. Das Interesse gilt einem Porträt von Katharina der Großen des Malers Dmitri Lewizki. Das Kunstwerk wird zum ersten Mal einer breiten russischen Öffentlichkeit gezeigt.
Von Malta nach Moskau
Möglich wurde die Solo-Ausstellung dank der Unterstützung des maltesischen Botschafters in Russland, Pierre Clive Agius, in dessen Heimat sich das Bild dauerhaft befindet. Anlässlich des 290. Geburtstages der russischen Herrscherin haben es die Malteser grundlegend restauriert. „Das ist ein Projekt, an das wir uns mit großer Liebe gemacht haben“, erklärt der Botschafter tief bewegt. „Nach dem Ende des Projektes hatte ich das Gefühl, Katharina persönlich zu kennen.“ Das Bild ist noch bis zum 12. Januar kommenden Jahres in Zarizyno zu sehen. Danach kehrt es nach Malta zurück.Doch wie kam das Porträt eigentlich nach Malta? Anlässlich einer Reise durch die Krim hatten die Malteser der Zarin 1787 einen Palmenzweig und einen Strauß künstlicher Blumen zum Geschenk gemacht. Daraufhin wurde dem Porträtmaler Dmitri Lewizki der Auftrag erteilt, umgehend ein eigenes Geschenk der Herrscherin vorzubereiten.
Friedensbringerin statt Eroberin
Interessant sind auch das Georgsband und andere Details des Kunstwerkes. So zum Beispiel der Orden des heiligen Georg, den die Zarin im Jahre 1769 selbst gestiftet hat. Die Farben des Ordensbandes des auch heute noch verliehenen Ehrenabzeichens haben sich seitdem nicht verändert. Der dominierende Rotton ist eine Referenz an die Symbolik des Malteserordens.Außerdem hält die Zarin ein von einer Olivenranke umwundenes Schwert in den Händen. „Dein Schwert ist von Lorbeer umwunden, die Klinge ist nicht blank, so wurde der Krieg verhindert“, lautet die Aufschrift auf der Waffe. Zitat und Darstellung betonen Katharinas Rolle als Friedensbringerin – und nicht als Eroberin.
Ein Symbol der Freundschaft
„Wir Malteser verstehen, dass die Zarin auch unsere Botschafterin ist. Die Ankunft ihres Bildes in Russland unterstreicht unsere gemeinsame kulturelle Nähe und zeigt, dass wir gemeinsam auch ambitionierte Projekte stemmen können“, erläutert Carmelo Abela, Außenminister von Malta. „Deshalb ist die Leerstelle, die das Bild gerade auf Malta hinterlassen hat, eigentlich ein Symbol der Freundschaft unserer Völker!“ Der Politiker unterstrich zudem mit einem Zitat von Katharina der Großen, dass Meinungsverschiedenheiten in dem einen oder anderen Gebiet die bilateralen Beziehungen nicht behindern würden. „Ich wünsche den Frieden nicht, weil mir die Ressourcen zum Krieg fehlen, sondern weil ich Blutvergießen hasse.“
Anastassija Buschujewa