Wissen statt Wiki

Die russische Antwort auf Wikipedia: Das Wissen der Großen Russischen Enzyklopädie (BRE) soll künftig auch im Internet zur Verfügung stehen.

Demnächst auch online: Die Große Russische Enzyklopädie (BRE). /Foto: gimnasy3aksay.narod.ru

Die Zahl der Fake-Nachrichten nimmt zu und im Netz verbreiten soziale Medien immer mehr Falsch-Meldungen: Diese Analyse der medialen Wirklichkeit stellen zumindest die Herausgeber der traditionsreichen Großen Russischen Enzyklopädie (BRE). „Als besonders aktuell sehen wir die Schaffung einer Basis wissenschaftlich gesicherter Informationen an“, erklärt Anna Sinizyna, Sprecherin des größten und umfangreichsten russischen Nachschlagewerkes, kürzlich im Gespräch mit der Wirtschaftszeitung „RBK“. Nutzer bräuchten Schutz vor Unwahrheiten und einer Verwässerung von Fakten.

Millionen Rubel für Online-Lexikon

Zu diesem Zweck plant das Verlagshaus nun eine eigene Online-Enzyklopädie. Ein Wettbewerb zur Ausarbeitung des Portals wurde im Oktober ausgerufen. Umgerechnet mehr als 28 Millionen Rubel plant die Regierung für das Projekt, das im Jahr 2022 online gehen soll. Die Plattform werde frei von Ideologie sein und trage wissenschaftlichen Charakter, unterstrich Anna Sinizyna. Pläne für eine nationale Online-Enzyklopädie „Wissen“ kursierten bereits 2010. Das Portal soll auf Grundlage der 35-bändigen BRE entstehen. Es wird darüber hinaus die Wissensbestände von Nachschlagewerken wie der Russischen Politischen Enzyklopädie (Rosspen), der kirchlichen orthodoxen Enzyklopädie sowie Veröffentlichungen der Russischen Akademie der Wissenschaften und einer Reihe weiterer russischer Lexika zusammenführen.

Besser als die Konkurrenz aus dem Westen

Das Projekt orientiere sich an der Online-Plattform Wikipedia, werde qualitativ aber besser sein, erklärte Sergej Kravetz, der das Projekt bei BSE leitet, im Gespräch mit der „Isvestija“. 2012 gab der damalige Ministerpräsident Dmitri Medwedew dann offiziell den Startschuss für das Online-Lexikon. Bis zu 15 Millionen Menschen sollen das Portal pro Tag nutzen können. Zum Vergleich: Der Konkurrent Wikipedia wurde in russischen Großstädten mit mindestens 100 000 Einwohnern in diesem Juli täglich von rund drei Millionen Menschen besucht.

Birger Schütz

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