Zurück zu altem Glanz

Die Kirche der Gottesmutter-Ikone von Kasan im Kolomenskoje-Park wird restauriert. Wissenschaftler haben durch aufwändige Forschungen den Originalfarbton herausgefunden, den das Gotteshaus im 18. Jahrhundert erhalten hatte. Den soll es nun zurückbekommen.

Kolomeskoje Kirche
Die Kirche der Gottesmutter-Ikone von Kasan bekommt bald ihre Elfenbeinfarbe zurück. (Foto: Ludvig14/ Wikimedia Commons)

Mit ihren blauen, sternbesetzten Zwiebeln wirkt sie geradezu märchenhaft im Schatten eines Hains aus Ahorn und Linden im Kolomenskoje-Park. Die Kirche der Gottesmutter-Ikone von Kasan aus dem 17. Jahrhundert gehört zwar nicht zu den Bauten, die hier rund um die ehemalige Zarenresidenz oberhalb der Moskwa ins Auge fallen, doch sie kann auf eine wechselhafte Geschichte zurückblicken

Das Gotteshaus wird seit einiger Zeit saniert. Der Glockenturm erstrahlt bereits in neuem Glanz, nun beginnen die Arbeiten am säulenlosen Tschetwerik, wie der nahezu quadratische Hauptbaukörper im Russischen genannt wird. Vor der Restaurierung wurde beschlossen, die Fassade wieder in der ursprünglichen Elfenbeinfarbe zu streichen. Den Originalfarbton herauszufinden, war gar nicht so einfach, wie Alexej Jemeljanow, Leiter der Mosauer Denkmalbehörde, mitteilte

Suche nach der Originalfarbe

Die historische Farbe der Kirche sei im Zuge wissenschaftlicher Forschungen von Mitarbeitern des Andrej-Rublew-Museums und des Allsowjetischen Restaurationsinstituts im Jahr 1989 festgestellt worden. Architekten, Restauratoren und Chemiker seien damals an der Arbeit beteiligt gewesen. Im Jahr 2018 sei das Ergebnis noch einmal verfeinert worden, nachdem Restauratoren mittels Sonden noch einmal alle Farbschichten untersucht hatten. Nach all diesem wissenschaftlichen Aufwand habe man sich entschlossen, der Kirche ihre wahre Farbe zurückzugeben, so Alexej Jemeljanow.

Im Gegensatz zu den anderen Gebäuden im Kolomenskoje-Park war die Geschichte der Kirche der Gottesmutter-Ikone von Kasan lange Zeit recht wenig erforscht. Über die genaue Bauzeit zirkulierten verschiedene Varianten. Diese Lücke in der Forschung füllte schließlich Alexej Moisejew, der Erzpriester der Kirche.

Priester als Chronist

Er habe eines Tages den früheren Priestern der Kirche gedenken wollen und da sei ihm bewusst geworden, dass von vielen nicht einmal die Namen bekannt waren. So begann er, sich bei den ältesten Gemeindemitgliedern umzuhören. Bald erwuchs aus diesen ersten Forschungen der Plan, die Geschichte des Gotteshauses von den Anfängen an zu rekonstruieren.

Zunächst sei er dabei auf einen Haufen an Volkserzählungen gestoßen, die jedoch einer kritischen Überprüfung meist nicht standhielten. Also war Arbeit in Archiven angesagt. Zwei Jahre verbrachte der Geistliche mit seinen Forschungen, bis er 2017 sein Buch über die Kirche der Gottesmutter-Ikone von Kasan fertigstellen konnte.

Einstige Familienkirche der Zaren

So konnte nun endlich die Bauzeit mit relativer Sicherheit auf die Jahre 1662 bis 1670 eingegrenzt werden. Zuvor hatte es an der Stelle bereits eine Holzkirche gegeben, die um 1649 erbaut wurde. Anlass war die Geburt des Thronfolgers Dmitrij Alexejewitsch am 22. Oktober 1648. An diesem Tag wurde seit 1612 der Gottesmutter von Kasan gedacht. Dmitrijs Vater, Zar Alexej I. ließ daraufhin ein Gotteshaus zu Ehren der Ikone errichten. Doch der Thronfolger starb schon ein knappes Jahr nach seiner Geburt.

Als 1667 der legendäre Holzpalast von Kolomenskoje errichtet wurde, wurde die Kirche zur Familienkirche der Romanows. Sie wurde mittels eines Laubengangs mit dem Palast verbunden. Doch diese Phase dauerte nicht lange. Schon 1703 wurde St. Petersburg gegründet, die Residenz bald dorthin verlegt und der Palast verfiel zunehmend. Die einstige Zarenkirche diente fortan als Dorfkirche für Kolomenskoje. Der Palast wurde 1768 auf Anordnung Katharinas der Großen abgerissen.

Einzig in den Jahren 1941 und 1942 ruhte der Gottesdienst, ansonsten blieb die Kirche durch alle Zeiten hin in Betrieb. Im Jahr 2022 sollen die Renovierungsarbeiten, die auch die historischen Buntglasfenster und das Mauerwerk umfassen, abgeschlossen sein.

Jiří Hönes

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