Freundschaftspreis: Wie ein deutsch-russisches Projekt Preisträger einer großen Auszeichnung wurde

Das deutsch-russische Musikfestival „Musik für den Frieden“ erhielt den Göttinger Friedenspreis. Wer hätte gedacht, dass das vor drei Jahren begonnene Projekt, Schüler aus Twer und Grenzach-Wyhlen zu vereinen, zum Tagesgespräch wird.

Mitglieder des Projekts „Musik für den Frieden“ (Foto: Privat)


Der Intendant des Premierentheaters in Twer Andrej Korjakow und das Ehepaar Thomas und Ulrike Vogt, das an den Gymnasien von Grenzach-Wyhlen (Baden-Württemberg) Musicals inszeniert, lernten sich im Internet kennen. Die „Begegnung“ fand auf der Online-Plattform „Projektwelt“ des deutsch-russischen Jugendaustausches statt, wo man Partner für Projekte finden kann. Die MDZ schrieb vor drei Jahren über diese erfolgreiche musikalische Beziehung, als Andrej Korjakow und das Ehepaar Vogt das Musical „Musik für den Frieden“ inszeniert hatten. Das ist ein Potpourri aus dem Repertoire beider Truppen, auf der Bühne sind nur Kinder, russische und deutsche Schüler.

Heute sagt Andrej, dass er den Kampf um Frieden mit seinen Mitteln fortsetzt, mit Musik und Theater. Mit den Jahren kam zu dem Projekt „Musik für den Frieden“ viel Neues hinzu. Nach den erfolgreichen Auftritten 2019 in Twer, Moskau, Grenzach-Wyhlen und in benachbarten Städten war es beschlossene Sache, die Zusammenarbeit fortzusetzen. Selbst die Pandemie störte dabei nicht. In den Monaten des Lockdowns und der durch Corona bedingten Einschränkungen haben es die Projektteilnehmer geschafft, drei Musikvideos zu verschiedenen Themen herauszubringen. Ein Video handelt davon, wie man die Welt zu einem besseren Ort machen kann (mit dem Lied Michael Jacksons „Heal the World“), ein anderes zeigt das Leben an der Wolga und am Rhein und ein drittes handelt von gefährlichen Verlockungen für Heranwachsende. Der Ton wurde übrigens in Berlin und Grenzach-Wyhlen eingespielt und die Videos in Twer gedreht!

Im vorigen Herbst wurde bekannt, dass dem Projekt für seinen Beitrag zu den deutsch-russischen Beziehungen der Göttinger Friedenspreis verliehen wird. Er wird von der unabhängigen Stiftung „Die Stiftung Dr. Roland Röhl“ vergeben. Die Verleihung sollte im März in Göttingen, wo der Gründer der Stiftung, der deutsche Wissenschaftler und Journalist Roland Röhl, lebte und arbeitete, stattfinden. Dann wurde die Veranstaltung auf September verschoben und nach Berlin verlegt. „Die Organisatoren hatten Bedenken, dass es in Göttingen Unruhen geben könnte, obwohl die örtliche Polizei die öffentliche Ordnung garantiert hatte. So beschloss man, dass es besser sei, die Preisverleihung in Berlin durchzuführen“, erzählt Andrej Korjakow. Die Verleihung fand in der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche statt. Aus Russland konnten nur sieben Personen teilnehmen (der Grund waren teure Flugtickets und schwierige Anreisewege), obwohl von beiden Seiten 80 junge Künstler beteiligt waren. Dafür kam die deutsche Seite in voller Besetzung.

„Die entstandene Freundschaft kann nicht einfach aufhören“, bemerkt Andrej Korjakow. „Wir wurden jetzt in Deutschland sehr herzlich empfangen. Unsere deutschen Freunde können Politik und Privates trennen. Und die Devise unserer Vereinigung heißt ja auch, wir sind nicht gegen etwas, sondern für den Frieden.“ Darüber sprach auch Thomas Vogt in einem Interview für das Portal des deutsch-russischen Jugendaustausches: „Musik kann Brücken des Verständnisses und der Freundschaft bauen, auch in politisch schweren Zeiten.“ Ungeachtet der Tatsache, dass viele Städtepartnerschaften und folglich auch interkulturelle Projekte eingefroren wurden, besteht die Freundschaft zwischen dem Ehepaar Vogt und Andrej Korjakow weiter.

In der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche wurde den Leitern des Projektes zum Friedenspreis auch noch eine Prämie in Höhe von zehntausend Euro übergeben, die natürlich geteilt wurde. „Wir haben noch nicht entschieden, wofür wir unsere Hälfte ausgeben werden. Auf alle Fälle kaufen wir etwas für das Theater, wahrscheinlich technische Ausrüstung“, sagt Andrej Korjakow.

Ljubawa Winokurowa

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