Fahrradfahren in Moskau: Was es zu beachten gibt

Mit dem Frühlingsbeginn bricht auch die Zweiradsaison in Moskau an. Das städtische Leihradsystem Velobike wird beliebter und auch zum eigenen Fahrrad greifen die Moskauer immer öfter. Ob mit Leihrad oder eigenem Drahtesel – hier gibt es Tipps zum Pedalieren in Moskau.

Seit 2016 kann man auch E-Bikes beim Sharingsystem „Velobike“ ausleihen. / Foto: Velobike.

Die Radfahrer erobern Moskaus Straßen. Am 29. April startete der städtische Radverleih Velobike mit seinen blaugrauen Fahrrädern in seine fünfte Saison. Das automatische Bike-Sharingsystem soll dieses Jahr um weitere 50 Stationen wachsen, womit bereits an 380 Punkten vom Kreml bis weit über den Gartenring hinaus Leihräder entliehen und zurückgegeben werden können. Auch der Fuhrpark wird um 500 neue Fahrräder aufgestockt.

Unter Moskauern und Touristen wird der Service immer beliebter: Mehr als eineinhalb Millionen Fahrten verbuchte Velobike im vergangenen Jahr bei knapp 200.000 registrierten Nutzern. Das sind fünfzehn Mal mehr Fahrten als im Jahr 2014. Auch wenn diese Zahlen angesichts der 11,5 Millionen Einwohner gering sind, zeigen die Zahlen: Radfahren ist in. Das liegt auch daran, dass Moskau für Radfahrer immer attraktiver wird – auch im Rahmen des Projekts „Moja uliza“ (Meine Straße), bei dem allein 2017 knapp 200 Straßen ein Facelifting bekommen, das die Verkehrswege vor allem für Fußgänger attraktiver machen soll.

„Wir bemühen uns, dabei die Radinfrastruktur nicht zu vergessen“, sagte die stellvertretende Leiterin des Moskauer Transportdepartments Alina Bisambajewa auf dem Moskauer Velokongress Mitte April. „Vor allem muss die Sicherheit für Radfahrer erhöht werden“, sagte Wladimir Kumow von der Velo-Initiative „Let’s Bike It“ dazu. „Radstreifen und Radwege müssen gebaut werden. Solange es keine Sicherheit gibt, wird es keinen Fahrradboom geben wie in Europa.“ Fahrradboom hin oder her – im Folgenden die wichtigsten Tipps fürs Radfahren in Moskau.

Mit dem Leihrad

Die Benutzung der Verleihräder ist für Fahrten unter 30 Minuten kostenlos. Bezahlt wird lediglich für ein Abonnement, das 150 Rubel für einen Tag, 600 Rubel für einen Monat oder 1200 Rubel für die ganze Saison bis 31. Oktober kostet. Notwendig dazu ist die Registrierung auf der Website www.velobike.ru (auch in englischer

Sprache verfügbar), in der Smartphone-App Velobike oder direkt an der Verleihstation. Die Zahlung erfolgt per Karte. Wer ein Fahrrad entleihen will, tippt direkt am Lenker des gewünschten Fahrrads an der Station einen 10-stelligen Login-Code samt PIN ein – dieser kommt bereits bei der Registrierung per SMS aufs Telefon. Ersparen kann sich das Eintippen der Codes, wer die Metro-Karte Troika online mit seinem Kundenkonto verbindet – dann reicht das einfache Auflegen der Karte zum Entsperren des Fahrrads.

Das im Lenker integrierte Display zeigt auf Knopfdruck die zurückgelegte Strecke und die abgelaufene Fahrzeit an. Wer auch längere Strecken kostenlos zurücklegen will, kann alle halbe Stunde an einer Verleihstation Fahrräder wechseln. So umgeht man die ab der 31. Minute fälligen Gebühren, die je nach Dauer der Ausleihe beinahe exponentiell steigen. Wichtig ist daher bei der Rückgabe, auf das grüne Licht an der Parkstation zu achten. Leuchtet es durchgehend, war die Rückgabe erfolgreich. Tipp: Wenn das benutzte Fahrrad einen Defekt wie etwa einen Platten hat, einfach den Sattel bei der Rückgabe um 180 Grad drehen – das signalisiert dem Velobike-Personal den Reparaturbedarf und hält andere Benutzer davon ab, ein defektes Rad auszuleihen.

Mit dem eigenen Rad

Wer sich ein eigenes Fahrrad anschafft, sollte vor allem auf Schutzbleche gegen Nässe und Schmutz achten – ebenso ist ein sicheres Schloss (Bügel-, Kettenoder am sichersten Faltschloss) eine sinnvolle Investition. Es empfiehlt sich, einen Helm zu tragen. Moskau stellt zwar immer mehr Fahrradständer auf, für längere Stehzeiten ist es aber sinnvoll, das Fahrrad in einem abgesperrten Innenraum zu parken. Laut russischer Straßenverkehrsordnung ist eine Fahrradbeleuchtung vorne und hinten Pflicht und soll sogar bei Tag leuchten, nachgeprüft wird dies aber in der Regel nicht.

Die besten Wege

Generell dürfen Radfahrer auf allen Straßen fahren, außer auf Schnellstraßen wie dem Dritten Verkehrsring oder MKAD. Beim Fahren auf Straßen ist höchste Aufmerksamkeit geboten. Wer am rechten Rand fährt, bringt sich generell aus der Schusslinie der Autofahrer, die mit bis zu 80 km/h unterwegs sind, gleichzeitig sollte jedoch Abstand zu plötzlich öffnenden Autotüren gehalten werden. Jedes Fahrmanöver sollte mit klaren Handzeichen angezeigt werden. Radwege gibt es zwar, allerdings nur 210 Kilometer in der ganzen Stadt, von denen etwa die Hälfte in Parks und Grünanlagen integriert ist. Im Vergleich dazu gibt es in Berlin 1377 Kilometer Radwege. Empfehlenswert sind Gorky Park, Sokolniki-Park und Filjowskij-Park sowie die Uferradwege entlang der Moskwa.

Nur 55 Radwegkilometer verlaufen hingegen im Straßennetz, wie etwa entlang desBoulevardrings, dort versperren allerdings Bauarbeiten zurzeit den Radweg. Das Fahren auf dem Busfahrstreifen ist generell erlaubt, sowie das Fahren auf dem oftmals sehr breiten Fußweg, solange es das Fußgängeraufkommen erlaubt. Auch wenn Moskau nicht Amsterdam ist – es lohnt sich, sich auf den Sattel zu schwingen und die Stadt per Fahrrad zu erkunden.

Von Paul Krisai

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