Die Russen kommen

Das dritte Jahr in Folge brechen russische Exporte landwirtschaftlicher Maschinen Rekorde. Allein im vergangenen Jahr wuchs die Ausfuhrquote um 30 Prozent. Auch der Export in die deutschsprachigen Länder hat ordentlich zugelegt. Die Hintergründe einer Erfolgsgeschichte.

Russische Mähdrescher sind zunehmend auch im Ausland begehrt. (Foto: Rosspezmasch)

Sie sind äußerst leistungsstark, von langer Lebensdauer und können relativ einfach repariert werden: Russische Mähdrescher und Traktoren rollen längst nicht mehr nur über die weitläufigen Anbau­flächen des größten Staates der Erde. Auch im Ausland werden robuste Landwirtschaftsmaschinen aus russischer Produktion immer mehr nachgefragt, die Ausfuhrzahlen landwirtschaftlicher Technik steigen seit längerem.

Rekord: Abnehmer in 38 Staaten

Im vergangenen Jahr haben die Hersteller mit dem Export der robusten Landwirtschaftsmaschinen nun Rekordeinnahmen eingefahren. Dies geht aus einem Bericht von Rosspezmasch, dem Verband der Hersteller von Spezialmaschinen und -ausrüstung, hervor. Demnach hat sich die Ausfuhrquote gegenüber 2019 um 30 Prozent auf einen Höchstwert von umgerechnet rund 175 Millionen Euro gesteigert.

Nach Angaben von Rosspez­masch wurden die Landwirtschaftsmaschinen an Kunden in insgesamt 38 Staaten geliefert. Als wichtigste Abnehmer benannte der Branchenverband dabei die Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS), die EU, Afrika und den Nahen Osten sowie den Nachbarstaat Mongolei.

Den stärksten Zuwachs verzeichnete der Verband mit 43 Prozent bei den allradgetriebenen Landwirtschaftstraktoren. Insgesamt wurden 524 Stück ins Ausland verkauft. Andere Top-Seller waren Eggen mit einem Plus von 41 Prozent auf 810 Stück und Feldhäcksler, die um 35 Prozent auf 112 Stück zulegten. Weitere Plätze belegten Pflüge mit einem Zuwachs von 34 Prozent auf 419 sowie Grubber, deren Export sich um 30 Prozent auf 153 Stück erhöhte. Zudem wurden im vergangenen Jahr 1063 Mähdrescher an ausländische Abnehmer verkauft. Dies entspricht einem Zuwachs von 23 Prozent.

Zuwächse im Inland

Allerdings schnellte im vergangenen Jahr nicht nur die Exportquote in die Höhe. Nach Angaben des Branchenverbandes wuchs auch der Marktanteil im eigenen Land – um insgesamt vier Prozentpunkte auf 58 Prozent. So erhöhte sich beispielsweise die Produktion landwirtschaftlicher Traktoren 2020 im Vorjahresvergleich um 29 Prozent auf insgesamt 4720 Stück. Insgesamt veranschlagte Rosspezmasch 2020 für die landwirtschaftlichen Maschinen einen Produktionswert von umgerechnet rund 1,6 Milliarden Euro. Dies entspricht einem Zuwachs von 30 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum.

Als Grund für die beachtlichen Zuwächse führt Rosspezmasch ein ganzes Bündel von Faktoren an. So habe unter anderem der anhaltend schwache Rubelkurs den Export begünstigt. Aber auch die verhältnismäßig hohen Preise für Getreideprodukte beförderten das Interesse ausländischer Abnehmer an russischer Landwirtschaftstechnik. Denn mit den Mehreinnahmen konnten viele Landwirte ihre Fuhrparks erneuern.

Staatliche Unterstützung für die Hersteller

Außerdem profitierte die Branche von verschiedenen Hilfsangeboten des russischen Staates. Insbesondere das staatliche Programm „1432“ habe sich positiv auf die Produktionszahlen ausgewirkt. Dieses wurde im Jahr 2013 aufgelegt, um die Produktion russischer landwirtschaftlicher Maschinen anzukurbeln. Dafür sieht das Programm unter anderem finanzielle Unterstützung bei der Entwicklung neuer Modelle und deren Transport vor. Außerdem gibt es Vorzugskredite und Unterstützung bei Leasingverträgen, was den Betreibern ermöglicht, in die Erweiterung und Modernisierung der Produktionsanlagen zu investieren.

Birger Schütz

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