UN-Ranking: Moskau ist Spitze

Moskau auf Augenhöhe mit New York, London, Paris – und sogar besser: Das „Global Cities Ranking“ zeichnet ein vorteilhaftes Bild der russischen Hauptstadt. Sie landete in der Gesamtwertung auf Platz drei und in zwei Kategorien sogar ganz vorn.

Weltstadt Moskau. Aus dem Flugzeugfenster sieht sie besonders beeindruckend aus. (Foto: Tino Künzel)

Falls Moskaus Bürgermeister Sergej Sobjanin eines Tages die Arbeitsstelle wechselt, dann kann er beim Vorstellungsgespräch einen Trumpf aus dem Ärmel ziehen. Die von ihm inzwischen gut elf Jahre regierte Stadt hat dieser Tage die höchste Lebensqualität der Welt bescheinigt bekommen. Und zwar nicht von irgendwem, sondern von den Vereinten Natio­nen. Das ist ja nicht der schlechteste Arbeitsnachweis.

29 Städte im Vergleich

Wenn der neue Arbeitgeber genau hinschaut, dann wird das Bild ein wenig differenzierter. Tatsächlich hat Moskau im gerade erschienenen „Global Cities Ranking“ gleich zwei erste Plätze belegt: bei der Lebensqualität und der Infrastrukturentwicklung. Das darf zweifellos als Erfolg verbucht werden. Allerdings wurden im Rahmen der Studie von UN-Habitat, einem Programm der Vereinten Natioinen, nur 29 Städte untersucht, darunter ganze vier in Europa. Die Autoren haben ihr Ranking bewusst breit angelegt, so dass alle Kontinente vertreten sind, auch wenn viele Teilnehmer von vornherein nicht im Vorderfeld zu erwarten waren. Gewohnte Musterschüler bei der Lebensqualität wie etwa Wien, Zürich oder Kopenhagen sind nicht vertreten.

Die ersten beiden Plätze in der Addition von sechs Wertungskategorien gingen an Singapur und Toronto. Dann folgt schon Moskau – immerhin vor Sydney, London, Paris und New York. Schlusslicht ist Lagos, die größte Stadt Nigerias.

Mehr Bürgernähe und Fußgängerfreundlichkeit

Moskau erntet damit international wieder einmal Anerkennung, was in letzter Zeit durchaus häufiger vorkommt. Dass explizit die Lebensqualität als geradezu vorbildlich bewertet wird, ist allerdings neu. Und es bietet Angriffsfläche. Wer in der Zwölf-Millionen-Metropole tagtäglich im Stau feststeckt oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln locker je eine Stunde zur Arbeit und wieder nach Hause braucht, wird sich wohl wundern, dass er sich damit im weltweiten Vergleich glücklich schätzen darf. Ganz generell ist wohl auch die Frage erlaubt, ob Megastädte wie Moskau mit ihren langen Wegen und vielen Stressfaktoren überhaupt sonderlich gute Voraussetzungen dafür bieten, sich in ihnen rundum wohlfühlen zu können.

Die Ergebnisse des Rankings im Überblick (Quelle: Global Cities Ranking)

Andererseits ist Moskau in den letzten Jahren tatsächlich sehr viel bürgerfreundlicher geworden. Insbesondere Fußgänger haben von zahlreichen Maßnahmen massiv profitiert. Die Fortschritte sind an allen Ecken und Enden zu sehen.

Das wurde bewertet

Aber was wird im Ranking überhaupt unter „Lebensqualität“ verstanden? In dieser Kategorie werden Faktoren wie Lebenserwartung, Kriminalität, Grünflächen, Museen, der Zugang zu öffentlichen Räumen oder der Anteil von Hochschulstudenten und von Wissenschaftlern zusammengefasst. Mit Infrastrukturentwicklung, bei der Moskau ebenfalls besser als alle anderen gelisteten Städte abschnitt, sind beispielsweise der öffentliche Nahverkehr, die Ärztedichte, die Wohnverhältnisse und die Anzahl verfügbarer Flugverbindungen gemeint.

Der bekannte Blogger und Urbanist Ilja Warlamow kritisierte, für die Erhebung seien einfach offizielle Daten verwendet worden. „Vor Ort sieht dann vieles noch mal anders aus.“

Tino Künzel

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