Kurz vor der WM: Neues zur Verkehrslage

Russland hatte sich in Vorbereitung der Fußball-WM ein anspruchsvolles Infrastrukturprogramm verordnet. Neben den Stadien und der Hotellerie betraf dieser Kraftakt vor allem den Verkehr. Mit dem Terminal B des Flughafens Scheremetjewo wurde nun das letzte Großprojekt vollendet. Fortschritte macht auch ein Vorhaben, das nicht bis zur WM fertig wird, jedoch immens wichtig ist.

Luftig schon am Boden: das neue Terminal B des Moskauer Flughafens Scheremetjewo. © RIA Novosti

Das Terminal-ABC in Scheremetjewo ist um einen Buchstaben reicher. Anfang Juni war Präsentation für das inzwischen fünfte Terminal auf Russlands größtem Flughafen. Es trägt die Bezeichnung B und ist bereits seit Anfang Mai in Betrieb. Das dreistöckige neue Abfertigungsgebäude hat eine Kapazität von 20 Millionen Passagieren pro Jahr und ist dem Binnenverkehr vorbehalten. Errichtet wurde es innerhalb von zwei Jahren anstelle des einstigen Inlandsterminals Scheremetjewo-1 aus dem Jahr 1964, das 2015 abgerissen worden war. Damit befindet es sich anders als die übrigen großen Passagierterminals D, E und F – A dient dem Geschäftsflugverkehr – und die Bahnstation des Flughafenzubringers Aeroexpress nicht südlich, sondern nördlich der beiden bestehenden Start- und Landebahnen. Um Nord- und Südseite bequem miteinander zu verbinden, wurde deshalb ein unterirdisches Transportsystem eingerichtet – noch ein Stück Metro sozusagen in der U-Bahn-Stadt Moskau. So gelangen Fluggäste und Gepäck in getrennten Röhren hin und her. Die Fahrzeit für die zwei Kilometer lange Strecke beträgt vier Minuten.

Terminal B stellt nur eine der weiteren Ausbaustufen in Scheremetjewo dar, wo sich die Passagierzahlen bis 2026 verdoppeln sollen. 2017 lagen sie bei 40,1 Millionen – ein Plus von 17,8 Prozent gegenüber dem Jahr davor. Zum Vergleich: Der Flughafen Frankfurt, Deutschlands größter, meldete für 2017 ein Plus von 6,1 Prozent auf 64,5 Millionen Fluggäste. Der Münchner Flughafen kam auf 44,6 Millionen (+5,5 Prozent). Die beiden Berliner Flughäfen erzielten zusammen ein Ergebnis von 33,3 Millionen (+1,3 Prozent).

Als Nächstes wird nun auf dem Flughafen in Scheremetjewo die Fertigstellung des Terminals C erwartet. Es war 2007 hauptsächlich für den Charterverkehr eröffnet, aber bereits zehn Jahre später wieder demontiert worden. Derzeit entsteht es in Verlängerung von Terminal B neu und soll 2019 an den Start gehen. Daneben ist bereits jetzt ein weiteres Terminal geplant (C-2). 2021 soll dann nach derzeitigem Stand das Terminal F für eine tiefgreifende Rekonstruktion geschlossen werden. Es war vor den Olympischen Sommerspielen 1980 als Scheremetjewo-2 für den internationalen Verkehr gebaut worden, ist aber nicht mehr zeitgemäß.

Die M-11 in der Nähe des Moskauer Flughafens Scheremetjewo. © Awtodor

Noch eine Baustelle ist derweil ein anderer Verkehrsbrennpunkt in Russland. Die Mautautobahn M-11 von Moskau nach St. Petersburg als Alternative zur stark überlasteten Fernstraße M-10 sollte eigentlich bis zur WM bereits zur Verfügung stehen. Doch bisher sind nur Teile der insgesamt 669 Kilometer langen „Rennstrecke“ mit 150 km/h Höchstgeschwindigkeit eingeweiht. Immerhin: Häppchenweise geht es weiter voran. Anfang Juni wurde ein Abschnitt von über 200 Kilometern Länge für den Verkehr freigegeben. Zusammen mit bereits vorher fertiggestellten Teilstücken sind damit nun 335 Kilometer in den Regionen Twer und Nowgorod durchgängig befahrbar. Die Maut dafür beträgt 356 Rubel, das sind umgerechnet knapp fünf Euro.

Im Zuge der Arbeiten seien die Überreste von 254 Soldaten der Roten Armee aus dem Zweiten Weltkrieg gefunden worden, teilte das staatliche Unternehmen Awtodor mit. Man habe die Angehörigen von zwölf der Gefallenen ermitteln können. Sieben seien in ihren Heimatorten mit allen Ehren beigesetzt worden.

Von der M-11 ist nun bereits mehr als die Hälfte gebaut. Die Fertigstellung der Strecke als Ganzes sei noch für dieses Jahr zu erwarten, heißt es bei Awtodor. Demnächst stehen Abschnitte in der Moskauer Region zur Übergabe an.

Tino Künzel

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