Mit der Moskwa durch Moskau

Ob zu Fuß, mit dem Rad oder per Schiff: Wer im Sommer die Stadt erkunden möchte, folgt am besten der Moskwa. Ein Ausflug von Moskau City bis zum Pawelezer Bahnhof.

Blick zurück: Die Hochhäuser von Moskau City werden im Lauf der Tour immer kleiner./Foto: Corinna Anton

Wir treffen uns unter der Brücke, der Fluss und ich. Rund 80 Kilometer fließt die Moskwa in Meandern durch Moskau. Etwa ein Drittel hat sie schon hinter sich, als sie unter dem Dritten Verkehrsring hindurch an Moskau City vorbeifließt. Es ist noch früh am Vormittag und es ist laut in der Nähe der Brücke. Die Arbeiter, die neben dem Fuß- und Radweg im Gras liegen, stört der Verkehrslärm offenbar nicht. Mit geschlossenen Augen genießen sie ihre Pause.

In Richtung Kiewer Bahnhof bin ich erst ein paar hundert Meter weit gekommen. Ich bin Joggern und Eltern mit Kindern ausgewichen und habe mich noch nicht am Anblick der Wolkenkratzer am anderen Ufer sattgesehn. Da bleibt plötzlich ein junger Mann im T-Shirt vor mir stehen, holt sein Smartphone aus der Hosentasche und bittet mich gestenreich, keinen Schritt mehr zu machen. Er richtet seine Kamera aufs Gebüsch. Zwei turtelnde Amseln sind sein Motiv. Aber nur bis eine Horde asiatischer Geschäftsmänner mit ledernen Aktentaschen und ihre russischen Geschäftspartner sie aufscheuchen.

Kloster, Sport und Bauarbeiten

Danach geht es vorbei an Ausflugsschiffen, die gerade geputzt und beladen werden. Müll und schmutzige Handtücher werden in großen Kisten in Lastwagen geladen, im Gegenzug kommen frische Lebensmittel an Bord.

Am Kiewer Bahnhof ist es mit der Idylle erstmal für eine Weile vorbei. Wäre drüben keine Baustelle, könnte man nun über die gläserne Fußgängerbrücke und am anderen Ufer am Nowodewitschi-Kloster vorbei bis zum Sport- und Freizeitgelände rund um das Olympiastadion Luschniki gelangen.

Auf Höhe der Kremlmauer bieten sich viele Motive für Fotos – oder für Gemälde./Foto: Corinna Anton

Doch auch auf dieser, der nördlichen Seite des Flusses, wird es angenehmer, je weiter ich mich dem Sperlingsberg und der Universität nähere. Spaziergänger machen Pause auf schattigen Bänken, Radfahrer sonnen ihre nackten Oberkörper und ganz Mutige haben die Badehose eingepackt, um mit den Enten in der Moskwa zu baden.

So nahe möchte ich ihr dann doch nicht kommen. Denn auch aus ein paar Metern Abstand lässt sich der Fluss hier gut genießen. Zumindest bis plötzlich ein Bagger im Weg steht. Den zugehörigen Bauzaun stellen die Arbeiter gerade erst auf.

Angeln mit Aussicht: Im Hintergrund steht ds Wohnhaus an der Kotelnitscheskaja-Uferstraße, eine der sieben „Stalin-Schwestern“./Foto: Corinna Anton

Nach ein paar Umwegen erreiche ich den Gorki-Park, den perfekten Ort für eine Mittagspause auf der Liegewiese, am Kai oder im Restaurant mit Seeblick. Wer sich noch nicht genug bewegt hat, kann Tretboot fahren oder sich Räder, Roller und Skateboards ausleihen.

Danach führt mich die Moskwa an der neuen Tretjakow-Galerie vorbei zum Denkmal für Peter I., wo der fußgängerfreundlichste Teil des Ausflugs zu Ende ist. Trotzdem lohnt es sich, dem Fluss noch ein Stück zu folgen, allein wegen des Blicks auf die Christ-Erlöser-Kathedrale und den Kreml. Der steht gerade geduldig Modell für eine junge Malerin, die die Augen zusammenkneift, um zu feinen Pinselstrichen anzusetzen. Bevor ich mich in der Nähe des Pawelezer Bahnhofs von der Moskwa verabschiede, sehe ich einige Angler am Ufer. Ein Blick in die Eimer und Gesichter verrät: Einen großen Fang haben sie nicht gemacht, dafür aber die Aussicht auf das berühmte Wohnhaus an der Kotelnitscheskaja-Uferstraße, eine der sieben „Stalin-Schwestern“ genossen.

Corinna Anton

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