Abschied von der Makarow

Die Makarow ist eine Legende. Die Pistole steht seit sieben Jahrzehnten bei Sicherheitskräften im Dienst, gilt als robust und zuverlässig. Und sie war sogar die erste Waffe im All. Jetzt soll sie durch ein neues Modell ersetzt werden.

Die Makarow ist die Standardwaffe der russischen Polizei.
Die Makarow ist die Standardwaffe der russischen Polizei. (Witalij Ankow/ RIA Nowosti)

Ganze 70 Jahre tut sie schon Dienst, doch jetzt kündigt sich der Ruhestand an. Die Pistolet Makarowa – oder schlicht Makarow, wie sie meist genannt wird – ist eine der am weitesten verbreiteten Pistolen Russlands. Die 1948 entwickelte Waffe gilt als zuverlässig und schnörkellos und ist bei russischen Sicherheitskräften bis heute Standard. Zudem kommt sie in zahlreichen anderen Ländern zum Einsatz. Auch in Deutschland wurde sie in Lizenz gebaut, beim VEB Fahrzeug- und Jagdwaffenwerk „Ernst Thälmann“ im thüringischen Suhl. Jetzt soll der Klassiker durch Pistolen vom Typ Lebedew ersetzt werden.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wollte die Sowjetarmee ältere Pistolen des Modells Tokarew TT-33 ersetzen und lotete 1947 einen Konstruktionswettbewerb aus. Man wollte eine Waffe, die sowohl beim Militär als auch bei Milizen eingesetzt werden konnte. Als Ausgangsbasis wurde die deutsche Walther PP vorgegeben. Die Teilnehmer sollten zwei Muster vorlegen, mit den Kalibern 7,65 und 9 Millimeter. Diesen Wettbewerb gewann der 1914 als Sohn eines Eisenbahners geborene Nikolaj Makarow. Er stammte aus Sasowo in der Region Rjasan und war in Tula zum Ingenieur ausgebildet worden.

Robust und zuverlässig

Das Militär war von der Einfachheit der Konstruktion Makarows begeistert. Seine Waffe bestand aus ganzen 32 Teilen. Man konnte sie ohne spezielle Ausrüstung demontieren, was beim Einsatz im Feld von Vorteil war. Mit der legen­dären Maschinenpistole AK-47, die zur gleichen Zeit von Michail Kalaschnikow entwickelt wurde, hatte sie eines gemeinsam: Sie funktionierte auch unter schwierigen Bedingungen zuverlässig, etwa bei Frost oder wenn sie in den Schlamm gefallen war. Außerdem erreichte der Konstrukteur, dass es fast keine Verzögerung beim Nachladen gab.
In Serie ging schließlich ab 1951 die Version mit dem 9-Millimeter-Kaliber, das Magazin fasst acht Patronen. Die Fertigung erfolgt bis heute bei den Mechanischen Werken Ischewsk.

Makarow
Besteht aus nur 32 Einzelteilen: die Makarow. Bild: Wikimedia Commons

Neben all den guten Eigenschaften wird ihr nachgesagt, dass sie nicht gut in der Hand liege und dass es besonders auf Distanzen über 20 Meter schwierig zu zielen sei.

Die erste Waffe im Weltall

Wie schwierig, das kann Alexander Stepanow nicht beurteilen, denn die Makarow war die erste Waffe, mit der er schoss. Der Waffensammler aus Nowosibirsk war von 1986 bis 1989 bei der Miliz. „Die Makarow war damals die absolute Standardwaffe, das ist die Pistole meiner Jugend“, sagt er schmunzelnd. Er habe sie durchaus gern.

Die Makarow gilt auch als durchaus robust. In Tula soll im Jahr 2004 noch die Waffe mit der Fabriknummer 11 im Einsatz gewesen sein, beim Sicherheitsdienst des Konstruktionsbüros für Gerätebau KBP, Baujahr 1949. Rund 50 000 Schüsse waren mit ihr abgegeben worden.

Außerdem war die Makarow die erste Schusswaffe, die den Planeten verlassen hat. Bei seinem Raumflug am 12. April 1961 war Jurij Gagarin ein Exemplar mitgegeben worden. Chefkonstrukteur Sergej Koroljow hatte darauf bestanden, für alle Fälle.

Standardwaffe auch bei Ganstern

Die Spur dieser ersten Pistole im Weltall hat sich nach dem Flug jedoch in den Beständen der Armee verloren, wie die „Rossijskaja Gaseta“ schreibt.
Nach dem Zerfall der Sowjetunion wurde die Makarow – neben ihrer Vorgängerin, der TT-33 – zu einer beliebten Waffe bei Gangstern.

Insbesondere in Tschetschenien sowie in den einstigen Sowjetrepubliken Ukraine, Moldawien und Geor­gien sollen unzählige aus staatlichen Beständen verschwunden und auf den Schwarzmarkt gelangt sein, so der Militärexperte Wiktor Litowkin gegenüber der Nachrichtenagentur Tass. Zahlreiche Filme aus den 1990er Jahren hätten dieses Image noch befeuert.

Der Nachfolger kommt von den Kalaschnikow-Werken

Bei der Polizei hat jetzt offenbar ihre letzte Stunde geschlagen. Der Nachfolger wird übrigens auch in der Hauptstadt Udmurtiens gefertigt, beim berühmten Kalaschnikow-Konzern. Manche vermuten, dass der Austausch sich hinziehen wird. Die 2014 von Dmitrij Lebedew entwickelte neue Pistole verwendet Patronen mit einer Größe von 9 x 19 Millimeter, einen Millimeter länger als die der Makarow. Die Lager sind voll mit der alten Munition. Alexander Stepanow hält das jedoch nicht für einen wichtigen Grund. Er glaubt, dass die Makarow noch lange Zeit bei privaten Wachdiensten zum Einsatz kommen wird. Und die würden die Munition im Zweifel übernehmen.

Nikolaj Makarow hat übrigens nicht nur Waffen entwickelt. „Eine Legende besagt, dass er im Ruhestand auf Bitte seiner Frau einen Apparat entworfen hat, mit dem man Konserven verschließen konnte“, so Alexander Stepanow. „Ob das allerdings wirklich stimmt, das weiß ich nicht“, fügt er lachend hinzu.

Jiří Hönes

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