Kunst, die nicht künstlich ist

Anfangs haben viele Nikolai Polisski für ein wenig verrückt gehalten. Aber inzwischen gilt er mit seinen Installationen als Meister seines Faches.

Bobur (2013). Das Kunstwerk in Nikola-Leniwez kann auch bestiegen werden. (Foto: polissky.ru)

Zuletzt ließ sich Nikolai Polisski von Malewitschs Schwarzem Quadrat inspirieren. Herausgekommen ist dabei der „Suprematistische Würfel“, eine sieben Meter hohe Installation aus farbigen Holzbalken, die kurz vor dem Jahreswechsel in der Stadt Samara präsentiert wurde.

Der Autor hat sich über die Jahre einen Ruf als Meister der sogenannten Land Art erworben. Der Kunstströmung geht es nicht nur um die Verwendung natürlicher Materialien. Sie versucht auch, künstlerische Objekte in die Landschaft zu integrieren.

Fantastische Welten

Polisskis größte Leidenschaft ist der Art-Park Nikola-Leniwez in der Region Kaluga. „Ein kleines Stück Welt, in dem die Kunst das Sagen hat“, will er dort auf 650 Hek­tar erschaffen. Eines seiner ersten Kunstwerke waren Dutzende Schneemänner an einem Hang, gebaut unter tätiger Mithilfe der Einheimischen. Die Osterinsel und ihre Statuen hätten dabei Pate gestanden, erzählt Polisski in einem unlängst veröffentlichten Film über sich, der mit Unterstützung der Tretjakow-Galerie gedreht wurde, und spricht von einem Wunder.

Schneemänner (2000). Dieses Objekt hat sogar einen eigenen Eintrag bei Wikipedia. (Foto: polissky.ru)

Nach den Schneemännern kam der Heuturm. „Die Leute haben nur gelacht. Ein Verrückter geht mit betrunkenen Männern zum Mähen, anstatt Bilder zu malen, für die er Geld bekommen kann, haben sie gesagt“, erinnert sich Polisski in dem Film. Der 66-Jährige war Maler, bevor er eine komplett andere Richtung einschlug.

Kunstwerke in Flammen

Die Verbrennung des Heuhaufens war ein Vorläufer der Performance, die inzwischen jedes Jahr unter großem Andrang am Masleniza-Wochenende in Nikola-Leniwez veranstaltet wird. So ging voriges Jahr zu diesem Fest, bei dem das Ende des Winters gefeiert wird, ein 23 Meter hoher „Turmbau zu Babel“ feierlich in Flammen auf. Diesmal war es Ende Februar die „Vierte Wand“.

2022: Masleniza in Nikola-Leniwez (Foto: Screenshot Youtube/Tretjakow-Galerie)

Wohl am meisten wird Polisski aber mit „Bobur“ assoziiert, einer fantastisch anmutenden Arbeit, die Elemente des Centre Pompidou (Beaubourg) in Paris aufgreift. Als „Zeichen dafür, dass wir doch Teil dieser gemeinsamen kulturellen Welt sind“, möchte der Künstler das verstanden wissen.

Maria Bolschakowa

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