Jubiläum mit Sanktionen

Zwei führende Sportklubs Russlands, Dynamo und ZSKA, feiern dieser Tage ihren 100. Geburtstag. Kurz vor den Jubiläen wurde bekannt, dass das IOC zwar russische Sportler zu Olympia 2024 zulassen will, aber nicht, wenn sie für die genannten Klubs aktiv sind.

Im neuen Dynamo-Museum in Moskau (Foto: Dynamo).

Im jungen Sowjetstaat war der Sport ein untrennbarer Bestandteil der Kriegskunst. Fast wie im antiken Griechenland, wo verschiedene militärische Disziplinen die Grundlage der ersten Sportarten bildeten. Zum Beispiel Kämpfe und Speerwerfen. Es ist nicht verwunderlich, dass die ersten Sportgemeinschaften in der Sowjetunion, die 1923 entstanden, die Mannschaften der bewaffneten  Behörden waren.

Als erste entstand am 18. April in Moskau die proletarische Sportgemeinschaft Dynamo. Sie wurde geschaffen, um den Mitarbeitern der Sicherheitsbehörde die Möglichkeit zu geben, Sport zu treiben.

Am 29. April 1923 fand ein Fußballspiel zwischen den dem Militär angehörigen Sportlern um die Meisterschaft der Hauptstadt statt. Dieser Tag gilt als Geburtstag des Zentralen Sportklubs der Armee, abgekürzt ZSKA.

Mitte der 1930er Jahre begann die Gründung von freiwilligen Sportgemeinschaften nach dem Gewerkschaftsprinzip. Darunter war die Gemeinschaft Spartak, die Sportgruppen von Produktionsgemeinschaften in sich vereinigte. Lokomotive war für die Eisenbahner. Torpedo war für die Mitarbeiter der Autoindustrie und so weiter.

Sowohl Dynamo als auch ZSKA gehörten zu den medaillenträchtigsten Sportklubs Russlands. Die ganze Welt kannte ihre Sportler, wie den Fußballtorwart Lew Jaschin oder den Eiskunstläufer Alexander Gorschkow, den Biathleten Alexander Tichonow und den Ringer Alexander Karelin (alle von Dynamo). Heute sind die Schwestern Arina und Dina Awerina für die Rhythmische Sportgymnastik, die Fechterinnen Sofia Welikaja und Jana Jegorjan (alle ZSKA) bekannt und berühmt. Die Geschichte beider Klubs ist eine Geschichte der sportlichen Siege.

„Spaltung des russischen Sports“

Das 100. Jubiläum wird allerdings getrübt durch den Ausschluss des russischen Sports von internationalen Wettkämpfen aufgrund der geopolitischen Situation. Ende März empfahl das Internationale Olympische Komitee nun die Zulassung russischer Sportler bei den Sommerspielen 2024. Aber das IOC machte zur Bedingung, dass die Athleten keine erklärten Befürworter der Kriegshandlungen in der Ukraine sein dürfen. Wenn sie jedoch in ihrer Heimat für die Klubs ZSKA und Dynamo starten, sind sie von vornherein ausgeschlossen.

Russland hat diese Haltung als Versuch der „Spaltung des russischen Sports“ verurteilt. Die getroffene Entscheidung habe zum Ziel, die „Sportler in zugelassene und alle übrigen nicht nur nach der ethnischen Zugehörigkeit zu unterteilen, sondern dem Sport als Ganzes in Russland Schaden zuzufügen“, erklärte des Russischen Olympischen Komitees Stanislaw Posdnjakow.

Viele Sportler, Trainer und Vorsitzende der Sportverbände sind der Meinung, dass gerade die Sportler von Dynamo und ZSKA das Rückgrat der russischen Auswahlmannschaft seien. „Wenn nicht sie, wen sollen wir denn dann entsenden?“, fragen sich viele.

Die Entscheidung des IOC kritisiert man auch im Westen, wo viele überhaupt keine russischen Sportler sehen möchten – unabhängig von ihrer Zugehörigkeit zu Klubs.

Olga Silantjewa

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