Für wen beten die Russen?

Terrorangriffe der Hamas auf Israel haben die ganze Welt erschüttert. Reaktionen kommen auch aus Moskau.

Der israelische Botschafter Alexander Ben Zvi
Der israelische Botschafter in Moskau Alexander Ben Zvi (Foto: Telegram/Israelische Botschaft in Moskau)

Die Nationalflagge weht über dem Gebäude der israelischen Botschaft in Moskau auf Halbmast, Menschen bringen Blumen zur diplomatischen Vertretung. Der israelische Botschafter in Moskau, Alexander Ben Zvi (auf dem Foto), dankte allen, die damit ihr Mitgefühl für Israel und alle vom Hamas-Angriff Betroffenen zum Ausdruck gebracht hatten.

Auch in einem Interview mit der Zeitung „Kommersant“ wies der Botschafter die in diesen Tagen geäußerten Annahmen über eine Beteiligung Russlands an dem Vorfall zurück. „Das ist völliger Unsinn“, diese Aussagen seien „reine Verschwörungstheorien.“

Unterdessen ist die Haltung der russischen Gesellschaft gegenüber der Tragödie im Nahen Osten nicht eindeutig: „Gott segne Israel und seine Bürger!“, aber auch „Palästinenser, Russland ist auf Eurer Seite, muslimische Brüder! Verliert nicht den Mut, Ihr werdet diesen Krieg auf jeden Fall gewinnen!“ Doch verdeutlichen die meisten Kommentare den Schrecken des Geschehens: „Diese Welt ist verrückt geworden!“ Und natürlich sprechen viele „den einfachen Menschen auf beiden Seiten“ ihr Beileid aus.

Gleichzeitig bezeichnen viele Analysten, die die Reaktion der russischen Gesellschaft kommentieren, diese als sehr sowjetisch: überwiegend pro-palästinensisch, nur ohne anti-israelische Rhetorik. Und in diesem Paradigma kommt dem Westen, insbesondere den USA, natürlich eine besondere Rolle zu.

Dies spiegelte sich in den Äußerungen des russischen Präsidenten Wladimir Putin wider. „Ich denke, viele werden mir zustimmen, dass dies ein klares Beispiel für das Scheitern der Politik der Vereinigten Staaten im Nahen Osten ist, die versucht haben, die Regelung zu monopolisieren, sich aber leider nicht darum gekümmert haben, für beide Seiten akzeptable Kompromisse zu finden.“

Igor Beresin

Newsletter

    Wir bitten um Ihre E-Mail: