Sogar Lukaschenko abgehängt

Besser als Lukaschenko, länger als Breschnew, älter als seine Vorgänger: Zahlen zur Wiederwahl von Wladimir Putin als Präsident Russlands.

Bei den Präsidentschaftswahlen Mitte März lief für Wladimir Putin alles wie geplant. (Foto: Sergej Gurejew/RIA Novosti)

87,28%

der Stimmen entfielen laut Zentraler Wahlkommis­sion auf Wladimir Putin, der sich zum fünften Mal zur Wahl stellte. Für ihn war es der erwartete Rekordwert. Bisher hatten seine Ergebnisse zwischen 52,94 Prozent (2000) und 76,69 Prozent (2018) gelegen. Eine unabhängige Wahlbeobachtung war nur bedingt möglich. Die Vereinigung „Golos“ gilt in Russland seit 2021 als „ausländischer Agent“ und darf damit keine Beo­bachter stellen. Ihr Co-Vorsitzender Grigori Melkonjanz sitzt seit August 2023 in Untersuchungshaft.

Platz 18

belegt Wladimir Putin mit seinem Wahlergebnis unter den postsowjetischen Staatenlenkern. Die Liste wird angeführt von ehemaligen und heutigen Präsidenten zentralasiatischer Staaten wie Turkmenistan und Tadschikistan. Auch das südkaukasische Aserbaidschan ist ganz vorn mit dabei. Sein Präsident Ilham Alijew wurde kürzlich mit 92,12 Prozent der Stimmen wiedergewählt. Da nehmen sich die offiziell 80,1 Prozent des Belarussen Alexander Lukaschenko aus dem Jahr 2020 fast schon bescheiden aus.

11,36%

entfielen nach offiziellem Wahlergebnis auf Putins drei Gegenkandidaten aus dem Kreis der sogenannten „Systemopposition“. Platz zwei belegte demnach – wie bei allen Präsidentschaftswahlen in Russland seit 1991 – der Kandidat der Kommunisten, diesmal hieß er Nikolai Charitonow (4,31 %). Wladislaw Dawankow („Neue Leute“) kam als Dritter auf 3,85 Prozent. Exit Polls der Partei Bürgerinitiative vor 175 Wahllokalen in 19 Regionen sahen ihn allerdings bei 16,8 Prozent (und Putin bei 72,9).

85,13%

holte Wladimir Putin in Moskau, das bisher (zusammen mit St. Petersburg) als Hochburg seiner Kritiker gegolten hatte. 2012 fuhr er hier mit 46,9 Prozent eines seiner schlechtesten Ergebnisse ein. Sechs Jahre später standen zwar schon 70,9 Prozent zu Buche, was aber trotzdem eine unterdurchschnittliche Performance bedeutete. In Moskau (6,65 %) und St. Petersburg (6,99 %) wurde Dawankow jeweils Zweiter hinter Putin.

20 Jahre

als Präsident liegen bereits jetzt hinter Wladimir Putin. Selbst ohne Berücksichtigung der Zeit von 2008 bis 2012, als er Ministerpräsident war, aber nach allgemeiner Auffassung trotzdem der starke Mann in Russlands Führung blieb, hat er damit Leonid Breschnew überholt, der es auf 18 Amtsjahre brachte. In Reichweite sind nun sogar Stalins 31 Jahre an der Macht. Regiert Putin noch zwei Amtszeiten, hat er insgesamt 32 Jahre auf dem Buckel.

67,9 Jahre

war das Durchschnittsalter von Putins Vorgängern in sowjetischer und postsowjetischer Zeit bei ihrem Ausscheiden aus dem Amt, sei es durch Tod (Lenin, Stalin, Breschnew, Andropow, Tschernenko), Sturz (Chruschtschow) oder Rücktritt (Gorbatschow, Jelzin). Putin, 1952 in St. Petersburg geboren, ist heute 71 Jahre alt. Wiedergewählt wurde er jetzt für weitere sechs Jahre.

Tino Künzel

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